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Falk Cierpinski

© Imago

Berlin-Marathon: Die Spur des Vaters

Falk Cierpinski ist Sohn des zweimaligen Olympiasiegers Waldemar Cierpinski. Am Sonntag startet er beim Berlin-Marathon.

Eine sportliche Erbfolge hatte Waldemar Cierpinski eigentlich gar nicht vorgesehen. Nicht, dass seine drei Söhne unsportlich wären, aber Cierpinski ist keiner der Väter, die am Spielfeldrand stehen und so lange schreien, bis ihr Sohn ein Tor geschossen hat. „Wir haben einen guten Zusammenhalt in der Familie, dafür braucht jeder seinen Raum, über den er selbst entscheidet“, sagt er. Sein Raum ist der Marathon, zweimal ist er Olympiasieger geworden. Der Raum seiner Söhne war etwas anderes, bis den mittleren, Falk, die Neugier packte. Am Sonntag läuft er in Berlin nun seinen ersten Marathon in Deutschland.

Zwei Probeläufe hat Falk Cierpinski schon hinter sich, und den ersten hat er aus gutem Grund weit, weit weg absolviert, im vergangenen Jahr in Sydney. „Ich weiß nicht, was los gewesen wäre, wenn ich mit meinem Namen gleich in Deutschland gelaufen wäre“, sagt der 29-Jährige. Cierpinski ist schließlich ein Stück deutscher Sportgeschichte, und noch populärer hat ihn der DDR-Sportreporter Heinz Florian Oertel gemacht, als er nach Cierpinskis zweitem Olympiagold in Moskau 1980 ins Mikrofon rief: „Liebe junge Väter oder angehende, haben Sie Mut! Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar!“

Davon hat Falk Cierpinski nicht viel mitbekommen, er war damals zwei Jahre alt. Natürlichen Bewegungsdrang hat sein Vater allerdings früh bemerkt. „Er hat manchmal den Deckel vom Klavier zugeknallt und wollte einfach raus zum Laufen.“

Überhaupt gibt es einen längeren Vorlauf zu Falk Cierpinskis Start am Sonntag. Als er in den Stimmbruch kam und nicht mehr in Halle im Chor singen konnte, landete er beim Duathlon, also beim Laufen und Radfahren. Später wurde dann Triathlon daraus. Im vergangenen Jahr wollte er dann einen Versuch im Marathon unternehmen, „nur so zum Spaß“. Das Experiment in Sydney klappte, er wurde in 2:24:27 Stunden Vierter. „Da ist in mir die Idee gewachsen, dass es vielleicht meine Sportart werden könnte. Nur zu laufen ist gar nicht so langweilig, wie ich gedacht habe“, sagt er. Sein Körper ist durchs Schwimmen und Radfahren zwar noch nicht so überlastet, nur auch noch nicht so belastbar wie der eines Laufspezialisten.

Im April erreichte er in Wien schon nach 2:21:26 Stunden das Ziel, und in Berlin will er diese Zeit noch einmal deutlich verbessern, um im Frühjahr 2008 die Qualifikationsnorm für Olympia in Peking zu laufen – wahrscheinlich eine Zeit um 2:13 Stunden. Dabei wird ihm sein Vater helfen, der nicht nur zwei Sportgeschäfte in Sachsen-Anhalt betreibt, sondern auch als Trainer arbeitet. Viel geändert habe sich ohnehin nicht, seit er damals lief und 1976 seine Bestzeit von 2:09:55 aufstellte. „Es gibt nur einen Lehrpfad: viel zu trainieren und Mut in sich aufzubauen, denn die Seele macht die Hälfte der Leistungsfähigkeit aus“, sagt Waldemar Cierpinski. Zusammen laufen, das machen sie aber nur selten, Falk Cierpinski sagt: „Er braucht mittlerweile ein Fahrrad.“

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