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Sport: Berlin-Marathon: Ohne Wasser und Zuschauer zum Sieg - Günter Hallas gewann den Marathon 1974

Wasser und Salztabletten, pah. Die Verpflegungsstände hat Günter Hallas ignoriert.

Wasser und Salztabletten, pah. Die Verpflegungsstände hat Günter Hallas ignoriert. Er rannte einfach immer weiter. "Ich dachte, ich muss so durchhalten", erinnert er sich heute an den ersten Berlin-Marathon überhaupt. 1974 war das, "ich war 32 Jahre alt und absolut ahnungslos". Trotzdem gewann er in einer Zeit von 2:44:53 Stunden. Jubelnde Zuschauer an der Strecke, die ihn nach vorne peitschten, gab es nicht. Es gab nämlich so gut wie überhaupt keine Zuschauer, die Berliner ignorierten die 286 Teilnehmer einfach. Laufinteressierte und Bekannte, das war alles. Die Marathonläufer waren Exoten.

Die Strecke war damals kein Rundkurs, sondern führte vom Mommsenstadion über Avus und Kronprinzessinnenweg zum Strandbad Wannsee, dort kehrten die Sportler um und liefen denselben Weg zurück. "Ich bin den ganzen Rückweg allein gelaufen", erzählt Hallas "drei Kilometer vor dem Ziel bin ich stehen geblieben, da war es so gut wie vorbei." Doch er überwand den inneren Schweinehund und kämpfte sich einsam bis ins Ziel durch. Überholt hat ihn keiner mehr, "schließlich hatte ich ungefähr zehn Minuten Vorsprung".

Seit 42 Jahren läuft der Berliner, morgen geht er zum 25. Mal beim Berlin-Marathon an den Start. Nur zweimal fehlte er in all den Jahren, einmal war er krank, einmal im Urlaub. 50 bis 60 Laufkilometer pro Woche reichen ihm. "Nur nicht übertreiben" lautet sein Geheimrezept. 1975 wollte er seinen Vorahreserfolg wiederholen - und hatte mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. "Ich hatte zu viel trainiert." Inzwischen hört er auf die Signale seines Körpers. Morgen, wenn er eine Zeit von 3:15 Stunden anpeilt, wird er nicht nur Verpflegungspausen machen, sondern auch Winkpausen. Frau, Tochter und Enkelkind werden mit einem Schild an verschiedenen Orten an der Strecke stehen und ihn anfeuern. Einerseits gefallen Hallas die ganzen Kapellen und brüllenden Zuschauer am Wegesrand. Andererseits würde "ich bei dem ganzen Radau gerne ein bisschen für mich sein". Doch die Zeiten sind vorbei.

Helen Ruwald

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