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Sport: Berlin mauert

Hertha BSC erkämpft sich beim Tabellenzweiten VfB Stuttgart ein 0:0

Einige der mitgereisten Fans aus Berlin hatten vor dem Bundesligaspiel in Stuttgart noch ein paar Tankstellen zum Einkaufen aufgesucht. Schließlich wurden später im Berliner Block des Gottlieb-Daimler-Stadions drei Meisterschalen aus Pappmasché hochgehalten. Was auch immer der Anhang von Hertha BSC damit bezwecken wollte – das Thema Meisterschaft werden sie in Stuttgart so schnell nicht mehr los. Zwar kam der VfB gestern vor 42 000 Zuschauern nicht über ein 0:0 gegen äußerst defensive Berliner hinaus, aber mit dem Tabellenzweiten ist weiterhin zu rechnen. Die Berliner dagegen werden das 0:0 als Gewinn verbuchen. Teil zwei dieser Begegnung, das Viertelfinale im DFB-Pokal, steigt an gleicher Stelle am Mittwoch.

Dann werden die Berliner wieder auf ihren Mannschaftskapitän Arne Friedrich zurückgreifen können, der gestern gesperrt war und vom jungen Jerome Boateng vertreten wurde. Außerdem war Gilberto in die Rolle des verletzten Spielmachers Yildiray Bastürk geschlüpft – mit mäßigem Erfolg. Zu sehr war die Mannschaft von Trainer Falko Götz auf Sicher- und Kompaktheit bedacht bei den zuletzt überzeugend starken Schwaben, die vier Siege nacheinander verbuchen konnten. Immerhin war Hertha als die zweitschlechteste Auswärtsmannschaft der Saison (nur 7 Punkte) an den Neckar gereist, und so war die taktische Ausrichtung, die Mauertaktik, durchaus verständlich.

Falko Götz opferte zu Gunsten der Defensive den Sturmpartner von Marko Pantelic. Christian Gimenez blieb draußen, in Andres Schmidt stand ein zweiter Spieler neben Pal Dardai im zentralen, defensiven Mittelfeld. Das war eine Maßnahme, die es den Stuttgartern zumindest erschwerte, zu guten Chancen zu kommen. Die beste Gelegenheit in der ersten Halbzeit vergab Osorio, der kurz vor der Pause eine Eingabe von Magnin nicht verwerten konnte. Zu Beginn des Spiels war einem Treffer von Mario Gomez, der mit 13 Treffern die Torjägerliste anführt, wegen Handspiels die Anerkennung verweigert worden – Glück für Hertha, denn ein absichtliches Handspiel war es nicht. Ansonsten war der gefährliche Stürmer bei Herthas Innenverteidigern Dick van Burik und Josip Simunic gut aufgehoben.

Aber auch die Schwaben konnten sich beim Schiedsrichter Meyer (Burgdorf) bedanken, nachdem er ein durchaus elfmeterwürdiges Foul von Magnin an Pantelic nach gut einer halben Stunde nicht mit einem Strafstoß ahndete. Sehr viel öfter drangen die Berliner an diesem Tag nicht in den Strafraum des Tabellenzweiten aus Stuttgart ein. Die Ausfälle der beiden kreativen Offensivspieler, Bastürk und Kevin-Prince Boateng, machten sich erneut bemerkbar. Gilberto war hinter dem Ein-Mann-Stürmer Pantelic schlicht überfordert, die beiden jungen Mittelfeldspieler auf den Außenbahnen, Patrick Ebert (rechts) und Chinedu Ede, brachten nach vorn herzlich wenig zustande.

Die zweite Halbzeit startete mit einem Gewaltschuss des Stuttgarter Nationalspielers Thomas Hitzlsperger, den Herthas Torwart Christian Fiedler glänzend parierte. Falko Götz brachte für Ede nach einer Stunde Ashkan Dejagah. Dieser hat turbulente Tage hinter sich. Zunächst war er nach dem Bekanntwerden seines Wechsels im Sommer nach Wolfsburg in die Amateurmannschaft verbannt worden, anschließend saß er eine Nacht in Haft. Aber auch er konnte gestern Herthas Spiel keine Impulse geben. Im Gegenteil. Wenige Minuten vor dem Abpfiff sah er die Gelb-Rote Karte. Die erste Verwarnung nach einem Foul an Magnin war berechtigt, die zweite aber nicht. Auf der Gegenseite vergaben Cacau, Khedira und Hitzlsperger gute Möglichkeiten. In der Schlussphase nahm Falko Götz Boateng vom Feld und brachte Christopher Schorch. Für den 18-Jährigen war es das Bundesligadebüt.

In der Nachspielzeit musste dann noch einmal Torwart Fiedler das 0:0 festhalten. Stuttgarts Nationalstürmer Gomez hatte die Siegchance auf dem Fuß, aber Fiedler parierte. Kommenden Mittwoch wird den Berlinern gute Defensive nicht ausreichen, wollen sie das Pokalhalbfinale erreichen. Es ist die Chance, mal wieder eine echte Trophäe schwenken zu können.

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