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Berliner Traditionsklub: S.O.S. Tennis Borussia

Der Berliner Traditionsklub Tennis Borussia hat wieder finanzielle Probleme – eine neue Initiative soll dem früheren Zweitligisten, der jetzt in der viertklassigen Regionalliga spielt, helfen.

Berlin - Es ist kurz nach zwölf, als ein goldener Pokal in das Casino des Mommsenstadions getragen wird, aber sonst herrscht mal wieder Weltuntergangsstimmung bei Tennis Borussia. Zwei Stunden sind es noch bis zum Lokalderby gegen Türkiyemspor, ein Alt-Fan mit TeBe- Schal um den Hals analysiert bei Mettbrötchen und Kaffee die sportliche Situation. „Wenn die so weiterspielen, machen die keenen Punkt mehr“, sagt er. Die letzten drei Spiele hat der Berliner Fußball-Regionalligist verloren, dabei 13 Gegentore kassiert, in dieser Woche ist TeBe gegen den VfB Hermsdorf aus dem Berliner Pokal geflogen – und jetzt gibt es auch wieder Berichte über finanzielle Schwierigkeiten.

„Ja, es stimmt“, sagt Christian Schwarzkopf, seit Oktober im Vorstand des Vereins für die Finanzen zuständig. Zwei Monatsgehälter stehen aus, aber inzwischen haben die Spieler wenigstens eine Abschlagszahlung bekommen – und die Zusage, dass die Rückstände bis Ende des Jahres beglichen werden. Private Gönner wollen dafür aufkommen. „Die Lage ist angespannt, aber nicht hoffnungslos“, sagt Schwarzkopf. „Wir haben keine Bankschulden, wir haben nur ein kleines Liquiditätsproblem.“

Der Verein leidet darunter, dass ihm im Sommer kurzfristig der Hauptsponsor, die Treasure AG, abhanden gekommen ist. Auch deshalb haben sich 20 Fans zu einer privaten Initiative zusammengetan, die sich an diesem Vormittag im Mommsenstadion vorstellt. „We save TeBe“, heißt sie; mitmachen kann jeder, dem der Verein etwas bedeutet und der irgendetwas beisteuern kann: Geld, Kontakte, Ideen. Unter anderem geht es darum, kleinere und mittelgroße Sponsoren zu akquirieren – für eine gesunde finanzielle Basis. „Der Verein hat immer darauf gesetzt, das eine große Ding zu landen“, sagt Kevin Kühnert von der neuen Initiative. Doch anstatt auf den nächsten großen Gönner zu warten, „machen wir es lieber selber“. An diesem Vormittag werden lila T-Shirts mit dem Spruch „Saving TeBe“ verkauft, für 20 Euro das Stück, ein paar hundert Euro kommen da zusammen.

Kurz vor dem Anpfiff gegen Türkiyemspor läuft S.O.S. von Abba über die Lautsprecher im Mommsenstadion. Dass die Mannschaft in dieser Woche gegen den Sechstligisten Hermsdorf schon im Achtelfinale aus dem Berliner Pokal ausgeschieden ist, ist für Vorstandsmitglied Christian Schwarzkopf „eine mittlere Katastrophe“. Die Qualifikation für den DFB-Pokal wäre rund 100 000 Euro wert gewesen. Doch das hat sich am Mittwoch erledigt. Natürlich hätten die jüngsten Misserfolge auch mit der Verunsicherung zu tun, sagt Schwarzkopf, „aber die Mannschaft hat nicht mit Absicht verloren“.

Gegen Türkiyemspor sieht es zunächst so aus, als würde der negative Trend anhalten. Vor 450 Zuschauern bestimmt der Gast das Spiel, Mitte der ersten Halbzeit geht er 1:0 in Führung, aber nach der Pause dreht TeBe die Partie. 3:1 heißt es am Ende. Der Absturz ist fürs Erste gestoppt. Wenigstens sportlich.

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