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Sport: Elf Tore und null Ahnung

Keiner der Beteiligten kann sich das Zustandekommen des 7:4 zwischen Schalke und Leverkusen erklären

Es gab am Samstag wenige Schalker, denen der Nachmittag keinen Spaß gemacht hatte. Frank Rost war einer von ihnen. Der Torhüter nahm nach dem Schlusspfiff einen Hinterausgang der Arena Auf Schalke und ließ sich fortan nicht mehr sehen. „Frank hat in der Umkleidekabine zwar nichts gesagt, aber man merkt ihm immer an, wenn er verärgert ist“, sagte sein Teamkollege Gerald Asamoah grinsend. „Ich glaube, das liegt an den vier Gegentoren.“ Dass die meisten anderen Gelsenkirchener nach dem Spiel gegen Bayer Leverkusen besser gelaunt waren als Rost, lag daran, dass sie auch sieben Tore der eigenen Mannschaft miterlebt hatten. Sie sicherten den ersten Heimerfolg gegen Leverkusen seit 1997 – und bescherten den Zuschauern ein denkwürdiges Spiel.

Sören Larsen beispielsweise hatte im Anschluss sichtlich Spaß daran, Auskunft über seine Befindlichkeit zu geben. „Ich bin so froh. Das war ein tolles Spiel mit fantastischen Toren“, sagte der Däne nach dem 7:4-Spektakel. Nicht nur zwei sehenswerte Treffer hatte der 24-Jährige zum torreichsten Heimsieg in der Schalker Vereinsgeschichte beigesteuert, seine Aktivität machte ihn auch zu einem der wertvollsten Akteure auf dem Spielfeld der Arena Auf Schalke. Larsen versprühte eine derartige Spielfreude und Torgefahr, von der die Zeugen der vergangenen Schalker Darbietungen kaum zu träumen gewagt hatten. Dem Dänen gelang es fast im Alleingang, den Glauben an die Leistungsfähigkeit des FC Schalke 04 zurück zu bringen und die zuletzt so unzufriedenen Fans zu versöhnen. „Vor allem Sören Larsen hat uns vor große Probleme gestellt“, sagte der Leverkusener Trainer Michael Skibbe.

Die Hoffnung auf einen erfolgreichen Saisonausgang, der in die Qualifikation zur Champions League münden soll, ist durch die unerwartete Torflut in Schalke zurückgekehrt. „Man sieht, wozu wir in der Lage sind, wenn wir unsere Torchancen nutzen“, fasste Schalkes Fabian Ernst die ungewöhnlichen Geschehnisse zusammen. Und Manager Rudi Assauer tönte: „Entweder wir machen es richtig oder gar nicht.“

Dennoch waren die Geschehnisse weder für Michael Skibbe noch für Schalkes Trainer Mirko Slomka erklärbar. Beide wollten das Spiel zwar analysieren, scheiterten allerdings bei den Bemühungen, plausible Gründe für sein Zustandekommen herzuleiten. „So ein Spiel passiert“, sagte Mirko Slomka stellvertretend ratlos für seinen Amtskollegen. „Jetzt müssen wir wieder zur Tagesordnung übergehen.“

Dabei ist Eile geboten. Nach der 90 Minuten währenden Fußballanarchie muss der FC Schalke noch in dieser Woche wieder zu seiner eigentlichen Stärke in dieser Saison zurückfinden und die Abwehr stabilisieren. Bereits am Mittwoch tritt die Mannschaft im Uefa-Cup zu Hause gegen Espanyol Barcelona an, und dabei erschwert jedes Gegentor die Mission im Rückspiel. „Wenn die Spanier dieses Ergebnis lesen, glauben sie an einen Druckfehler“, sagte Slomka. „Ich nehme aber das Positive mit: Immerhin haben wir sieben Tore erzielt.“ Doch bevor sich der 38-Jährige mit dem Spiel gegen Barcelona beschäftigen wollte, pries auch er noch einmal seinen Stürmer Sören Larsen. „Er hat die Weichen für diesen Erfolg gestellt. Sören hat eine unglaubliche Ruhe am Ball und ist dann auch noch eiskalt vor dem Tor“, sagte Slomka.

Während die Schalker nach dem trostlosen Jahresanfang wieder ihre Spielfreude gefunden zu haben scheinen, muss Leverkusen weiter auf eine bessere Zukunft hoffen. Während Michael Skibbe hervorhob, mit welch eindrucksvoller Moral seine Mannschaft immer wieder zurück ins Spiel gefunden hatte, wollte Rudi Völler nur ein „ganz kleines Lob“ für diese Tatsache finden. Vielmehr schüttelte der Leverkusener Sportdirektor den Kopf über die Abwehrleistung. „Das sind eindeutig zu viele Gegentore“, sagte der 45-Jährige und fand keinen, der ihm widersprach. „So kann man nicht gewinnen.“ Nicht einmal, wenn man vier Tore in der Arena Auf Schalke schießt. Für das Spiel nächste Woche gegen den MSV Duisburg äußerte Michael Skibbe daher nur einen einzigen Wunsch: „Sieben Gegentore weniger.“

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