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Das Logo der Berlin-Liga, Berlins höchster Spielklasse.

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Fußball in Berlin: Berlin-Liga: Viel Tradition, aber wenig Geld

Immer montags wirft unser Autor Axel Gustke einen Blick auf den Berliner Fußball. Heute: In der höchsten Spielklasse der Stadt, der Berlin-Liga, gibt es viele Traditionsvereine, aber nur wenig finanziellen Spielraum.

Seit dem vergangenen Wochenende rollt der Ball auch in der Berlin-Liga, der höchsten Berliner Spielklasse wieder. Wer hier am Ende der Saison vorne liegt, darf sich Berliner Meister nennen und steigt auf in die überregionale Oberliga Nord. Vor zwei Jahren wurde die damalige Verbandsliga umbenannt, und folgte damit der Praxis der anderen Landesverbände, den Namen des Bundeslandes im Titel zu tragen. Gleichzeitig wurde auf DFB-Ebene die 3. Liga eingeführt, was für die Berlin-Liga eine Abstufung zur nur noch sechsthöchsten deutschen Spielklasse bedeutete. Ein weiterer Attraktivitätsverlust für Berlins höchste Liga, deren Vereine ohnehin mit mangelndem Interesse von Sponsoren und Zuschauern zu kämpfen haben.

Die Berlin-Liga fristet ein Dasein in der Grauzone zwischen Amateur- und Profifußball. Wer hier spielt, verdient auch Geld. Schon ab der Bezirksliga, der achthöchsten Spielklasse, bekommen Vereine, die auf das Bezahlen von Spielern verzichten, Probleme, gute Kicker an Land zu ziehen. In der Berlin-Liga werden teilweise monatliche Festgehälter von 1000 Euro und mehr bezahlt, hinzu kommen Prämien für Punkte oder Einsätze. Der ein oder andere Spieler wird sogar davon leben können, für die meisten ist es jedoch nur ein Nebeneinkommen.

Da die Einnahmequellen für die Vereine aber eher spärlich sind, stecken viele in finanziellen Schwierigkeiten. Der Etat muss aus Sponsorengeldern, Zuschauereinnahmen, Mitgliedsbeiträgen und Spenden gestemmt werden. Kein leichtes Unterfangen, bei Etats von teilweise weit über 100.000 Euro und Zuschauerzahlen von meistens unter 100 pro Spiel. Für Hans Schuhmann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Berlin-Liga, ist klar: "Wer keine zahlungskräftigen Sponsoren oder einen wohlhabenden, privaten Gönner im Verein hat, kann froh sein, überhaupt schwarze Zahlen zu schreiben."

Doch auch ein sportlicher Aufstieg bietet keine wirkliche Perspektive, ganz im Gegenteil. Für einen Kader, der in Berlin um den Aufstieg mitspielen kann, muss man schon viel investieren. Und in der Oberliga sind die Aussichten dann noch schlechter. Laut Schuhmann müsse man in der fünften Liga mit einem Etat von 250.000 Euro planen, um konkurrenzfähig zu sein. Vor allem höhere Spielergehälter und die Reisekosten für die Auswärtsspiele in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern stehen hier zu Buche. Auf der anderen Seite winken kaum Mehreinnahmen, vor allem seitdem die Fernsehgelder für die Oberliga komplett eingefroren wurden. Dennoch finden sich immer wieder Vereine, die viel Geld in die Hand nehmen und mit aller Macht in die höheren Etagen vordringen wollen. In diesem Jahr melden vor allem die Traditionsklubs vom BFC Viktoria 89, einst Deutscher Meister 1908 und 1911, sowie Hertha 03 Zehlendorf Aufstiegsambitionen an. Die "kleine Hertha" verfügt über eine sehr erfolgreiche Jugendabteilung und ist unlängst eine Kooperation mit dem VfL Wolfsburg eingegangen.

Für die meisten anderen Berlin-Ligisten dagegen wäre ein Aufstieg ein finanzielles Risiko. Vor allem auch, weil sich die Zuschauerzahlen in der Oberliga kaum steigern lassen. Die Berlin-internen Duelle haben oft mehr Anziehungskraft als Spiele gegen Mannschaften aus der mecklenburgischen Provinz, die zudem auch kaum eigene Anhänger mitbringen.

Der FC Spandau 06 kam in der vergangenen Berlin-Liga Saison immerhin auf über 100 Zuschauer pro Spiel. Bei zwei bis sechs Euro pro Ticket eine ordentliche Einnahmequelle für den Verein, der mit einem Gesamtetat von circa 55.000 Euro in die neue Spielzeit geht. Geschäftsführer Lothar Läppel meint, man müsse den Leuten auch über den Fußball hinaus etwas anbieten, damit sie wieder kommen. So werden im Stadion am Ziegelhof in den Halbzeitpausen Sachpreise und Gutscheine verlost, von den Stadionheften mit Tombola-Nummer wurden seit Beginn der Aktion bereits über 5000 Exemplare verkauft. Auf anderen Plätzen in der Berlin-Liga hat Läppel derartiges noch nicht gesehen. Überhaupt gehören die Spandauer noch zu den Vereinen mit den meisten Zuschauern, lagen im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben auf Platz drei hinter der U23 des 1.FC Union und dem SV Lichtenberg 47. Andere Klubs in der Berlin-Liga haben kaum mehr als 50 Besucher pro Spiel.

Ein warnendes Beispiel für alle Klubs mit Aufstiegs-Ambitionen ist der Spandauer SSV, Berliner Meister 2007, der inzwischen in die Landesliga durchgereicht wurde, nachdem der Sponsor absprang. Auch der Lichtenrader BC ist nach nur einem Jahr Oberliga wieder zurück und muss sich nun erst mal konsolidieren. LBC-Trainer Detlef Garz wurde in der Fußball-Woche mit dem Satz zitiert: "Für die Spieler war es toll, die konnten sich präsentieren, für den Verein war es eine Katastrophe."

Zuversicht schöpft die Arbeitsgemeinschaft der Berlin-Liga aus einer wahrscheinlich bevorstehenden Strukturreform der Regional- und Oberligen, deren Ergebnis die Abschaffung der Oberliga sein könnte. Im Zuge dieser Reform wäre die Berlin-Liga wieder fünftklassig, außerdem würden einige der überregional spielenden Berliner Mannschaften wieder zurückkehren, was bei so klangvollen Namen wie den Reinickendorfer Füchsen oder Tennis Borussia auf mehr Attraktivität und Zuschauerinteresse hoffen lässt.

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