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Sport: Gruß vom Sandmann

Die Beachvolleyball-WM in Berlin erfordert hohen logistischen Aufwand – sogar dann, wenn es um die Beschaffenheit der Spielfläche geht

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Peter Hresczuk hatte einen langen Flug hinter sich. Von Sydney nach Berlin – das dauert. Als der Mann endlich gelandet war, verzichtete er jedoch auf eine Ruhepause. Ihn zog es sofort ins pulsierende Stadtzentrum Berlins. Und dort nicht irgendwohin, sondern zielgerichtet zum Schloßplatz. Der offenbar sehr pflichtbewusste Australier wollte dort die eigens für die Beachvolleyball-Weltmeisterschaften errichtete Anlage in Augenschein nehmen. Hresczuk ist vom Volleyball-Weltverband FIVB als so genannter Technischer Supervisor eingesetzt, eine Art überwachende Instanz also für die Titelkämpfe, die heute um 9.00 Uhr beginnen. Der Besuch auf dem Schloßplatz lohnte sich für ihn. Denn beim Anblick des im Hauptstadion und auf den Nebenplätzen ausgeschütteten Sandes beschlichen den Gast von Down under sogleich heimatliche Gefühle. „Ich habe mich gefragt, wo kommt dieser Sand her? Etwa von Bondi Beach?“, sagte Hresczuk. Bondi Beach ist der Vorzeigestrand Sydneys, besonders feinsandig und von einem Weiß, das fast blendet.

Turnierdirektor Siegbert Brutschin genießt solches Lob. Auch er ist stolz auf die Qualität der WM-Spielplätze. „Dieser Sand ist das Nonplusultra: weiß und hell, da würde am liebsten jeder einen Koffer voll mit nach Hause nehmen“, sagt er. Dabei brauchten die WM-Organisatoren für den Sand nicht mal in die Ferne zu schweifen, der lag nämlich nahe: in einer Grube bei Hohen Neuendorf.

3000 Tonnen Sand, verladen auf insgesamt 113 Lkw, wurden für die WM herangekarrt. Drei Tage dauerte es, bis die Lieferung nach Berlin-Mitte abgeschlossen war. Ein teurer Spaß? „Wir bekommen einen fairen Preis“, sagt Brutschin. Wie viel das ist, verrät er nicht. Angeblich fallen zehn Euro pro Tonne an, inklusive der Lieferung frei Haus. Weitere vier Tage wurden benötigt, bis der Sand fachgerecht auf die Spielflächen verteilt war.

Der Volleyball-Weltverband hat strenge Normen für die Beschaffenheit des Sandes bei internationalen Beach-Turnieren. Der Sand solle eine Korngröße „von 0,3 bis 0,7 Millimeter“ haben, heißt es in den Vorschriften. Und weiter: „Er sollte zweifach gewaschen, kalkfrei (gelöscht) und möglichst hell (weiß) sein, sowie weitgehend aus runden glatten Sandkörnern bestehen.“ Zudem muss die Sandtiefe auf den Courts mindestens 40 Zentimeter betragen. Bedingungen, die in Berlin scheinbar mühelos erfüllt werden.

Da spielen auch Erfahrungswerte mit. Vor elf Jahren bewarb sich Berlin erstmals um ein internationales Beachvolleyball-Turnier. Und erstmals sahen sich die Veranstalter mit dem Problem konfrontiert, Sand in großen Mengen herbeischaffen zu müssen. „Wir waren richtige Blindschleichen“, erinnert sich Brutschin, schon damals im Organisationsstab, seiner Unwissenheit. „Wir wussten zwar, was für Sand an der Ostsee rumliegt, aber ansonsten hatten wir keine Ahnung.“ Brutschin klapperte über hundert Gruben ab im Umkreis von 300 Kilometern von Berlin. Dann handelte er: In den Kofferraum seines Autos packte er fünf Eimer, schaufelte die mit verschiedenen Sandsorten verschiedener Anbieter voll.

Zur Prüfung schickte die FIVB damals den Italiener Angelo Sequo. Alles ging dann ganz rasch: Heckklappe auf, einmal kurz in den Eimer reingegriffen, Heckklappe wieder zu, Inspektion beendet. Nach Sequos erstem Griff in den Sand war bereits die Wahl getroffen. „Der ist es“, sagte Sequo. Es ist übrigens der Sand aus Hohen Neuendorf, den die Berliner auch heute noch verwenden. Nur hat die Grube schon drei Mal den Eigentümer gewechselt.

Der Bedarf an Sand für Beachvolleyball in Berlin steigt von Mal zu Mal. „Sogar viele Catering–Stände im Umfeld des Stadions bestehen jetzt darauf, ihre Einrichtung in den Sand zu stellen“, sagt Brutschin. Der Sand kommt, der Sand verschwindet wieder. Nach dem Turnier soll er in vier Tagen abgeräumt sein. Und in Koffern wird wohl der geringste Teil davongetragen.

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