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Helden in Radlerhosen. Nach einer spannenden Abschluss-Jagd, bei der sie die Angriffe der Australier Leigh Howard und Cameron Meyer abwehren konnten, lassen sich die Sixdays-Sieger Roger Kluge und Robert Bartko (r.) von den 12.000 Zuschauern feiern.

©  Davids/Darmer

Knappe Sache: Bartko und Kluge siegen beim Sechstagerennen

Robert Bartko und Roger Kluge siegen beim Berliner Sechstagerennen – trotz einer späten Attacke zweier Australier.

Berlin - Es hat nicht viel gefehlt, dann hätten sie um 0:07 Uhr in der Nacht auf Mittwoch im Velodrom „Advance Australia Fair“ spielen müssen. Doch zu Ehren der Sieger des 100. Berliner Sechstagerennens erklang statt der australischen Hymne am Ende doch die den meisten Anwesenden gut bekannte Akkordfolge des Deutschlandlieds. Die Berliner summten mit und wogen sich sanft im Takt. Robert Bartko und Roger Kluge, die erklärten Favoriten der Besucher, standen ganz oben auf dem Siegertreppchen. „Das ist der schönste Sieg von allen“, schwärmte Bartko nach seinem insgesamt 18. Sieg bei Sixdays-Rennen.

Doch zuvor waren es nicht Bartko/Kluge, sondern die beiden wackeren Australier Leigh Howard und Cameron Meyer, die das Publikum in den letzten Runden des „Großen Finales“ von den Sitzen gerissen hatten – und die haushoch nach Punkten führenden Deutschen fast noch entscheidend überrundet hätten. Nach dem zweiten Sprint in der abschließenden Jagd über 45 Minuten plus 50 Runden schien die Frage nach den Gesamtsiegern bereits zu Gunsten des deutschen Duos beantwortet, die zwei Mal die Dänen Alex Rasmussen und Michael Mörköv im Sprint knapp besiegt hatten. Dann sausten die Australier los. „Das darf doch nicht wahr sein“, schrie Hallensprecher Christian Stoll in sein Mikrofon, seine seit Tagen heisere Stimme drohte vollends zu versagen. Er sprach aus, was alle dachten. Wo blieb der Konter?

Erst als Meyer und Howard schon über eine halbe Runde Vorsprung herausgefahren hatten, reagierten die Besten des Klassements. „Robert hat mir den Auftrag gegeben nachzufahren“, sagte Roger Kluge, „und solange ich in der Lage dazu bin, befolge ich seine Befehle gerne.“ Dennoch: Als die Australier wieder zum Feld aufschlossen, waren sie für den Moment die Sieger – und gingen sofort wieder an die Spitze, um Tempo zu machen. „Ich bin fast verrückt geworden“, berichtete Robert Bartko, der im Vorjahr wegen eines Rundenverlustes in der letzten Nacht den ersten Platz noch verpasst hatte. Kein Mensch saß mehr auf seinem Platz, alles schrie und pfiff und klatschte die Deutschen nach vorne. Acht Schleifen vor Schluss gelang auch Kluge und Bartko endlich der Rundengewinn – und damit der Sieg nach Punkten. Und so fügte sich doch noch alles für die Veranstalter, die sich über den Triumph des Berliner Teams mit der Startnummer 1 sichtlich freuten. „Es war eine großartige Party“, bilanzierte Organisator Heinz Seesing. Auch der Sportliche Leiter Dieter Stein sprach von einem „sensationellen Finale“. „Uns ist es mit großer Mühe gelungen, das beste Fahrerfeld zusammenzustellen“, sagte Stein. Und fügte mit Verneigung vor den sechs schnellsten Profis neben ihm hinzu: „Vielen Dank für diesen tollen Sport.“

Bei allen Superlativen der Veranstalter: Die Spitze war in diesem Jahr in der Tat so gleichmäßig besetzt wie wohl selten zuvor. Fünf Teams hatten vor dem letzten Akt nach Runden gleichauf gelegen. Am Ende siegte die Routine des 35-jährigen Bartko, der nach 2004 (mit Guido Fulst) und 2009 (mit Erik Zabel) zum dritten Mal in Berlin gewann, in Verbindung mit der jugendlichen Kraft von Kluge, 24 Jahre, der die entscheidenden Angriffe fuhr. „Die Erfahrung spielt hier eine große Rolle“, sagte Leigh Howard nach seinem erst vierten Sechstagerennen überhaupt. „Wir sind heiß darauf, wieder nach Berlin zu kommen“, fügte sein Kollege Cameron Meyer hinzu, „und zu gewinnen“. Da fiel ihm Robert Bartko ins Wort, der Schweiß stand ihm noch auf der Stirn: „Bitte kommt nie wieder.“ Es war das größte Lob des Abends.

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