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Massiver Widerstand. Aleksandar Spirovski (links) muss sich gegen einen Dreierblock des VfB Friedrichshafen durchsetzen.

© Eibner

Volleyball Play-offs: Der SCC befindet sich auf Augenhöhe

Die Volleyballer vom SCC beweisen nach anfänglichen Schwierigkeiten, dass sie Meister Friedrichshafen sogar auswärts unter Druck setzen können.

Im ersten Satz knallte eine Colaflasche auf den weichen Hallenboden. Die Flasche war bloß aus Plastik, es gab keine Scherben, aber Mark Lebedew hatte mit genug Kraft geworfen, dass das klebrige Zeug über den Boden floss. Das muss der Moment gewesen sein, in dem Lebedew wohl daran gezweifelt hatte, dass seine Mannschaft nahezu auf Augenhöhe mit dem VfB Friedrichshafen liegt. In der ZF Arena von Friedrichshafen war im Auftaktsatz des ersten Finales um die deutsche Volleyball-Meisterschaft von Augenhöhe jedenfalls wenig zu sehen. Der SC Charlottenburg, Lebedews Team, spielte verkrampft, verhalten, die Annahme war nicht stabil, die Aufschläge von Salvador Hidalgo Oliva hatten zu wenig Druck, Friedrichshafen gewann 25:19. Die Fans klatschten artig, die VfB-Spieler registrierten es routiniert.

90 Minuten später kniete Friedrichshafens Mittelblocker Marcus Böhme auf einem Bein und machte mit wildem Blick die Säge, Außenangreifer Milos Vemic hatte sich euphorisch das Trikot über den Kopf gezogen, und jene Fans, die nicht pfiffen oder klatschten, schlugen so hart auf ihre Trommeln, dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis sich der Erste die Schulter auskugeln würde. Hauptsache Lärm, so ein nervenaufreibender Sieg muss ja gefeiert werden, dieses 3:1 (25:19, 27:25, 17:25, 29:27) für den VfB. Und Lebedew brummte: „Man hat gesehen, dass wir auf keinen Fall nur das zweitbeste Team sind.“

Man hatte noch viel mehr gesehen. Zum Beispiel, dass der SCC Schwächephasen des Deutschen Meisters konsequent ausnutzte, dass Hidalgo Oliva vom zweiten Satz an mit seinen Aufschlägen die VfB-Annahme ins Wackeln brachte, dass Diagonalangreifer Aleksandar Spirovski völlig zu Recht als wertvollster Spieler ausgezeichnet wurde. Zeitweise hatte der SCC im zweiten Satz fünf Punkte und im vierten bis zum 20:18 längere Zeit zwei Punkte Vorsprung.

Nur das Spiel gewann der SCC nicht. Die Zuschauer hatten nämlich auch gesehen, „dass wir zu viele Eigenfehler gemacht haben. Außerdem war unsere Annahme nicht so stabil wie sonst.“ Das ist die Analyse von Lebedew am Tag danach.

Bis Sonntag um drei Uhr hat er auf Video die Schüsselszenen seziert, dann ging er ins Bett. „Geschlafen habe ich gut.“ Warum auch nicht? Der SCC kann auch in Friedrichshafen gewinnen, das hatte die Partie gezeigt. Das ist für Lebedew die gute Nachricht. Nur gibt’s auch eine unangenehme Frage. Warum ist sein Team nicht in der Lage, einen komfortablen Vorsprung zum Satzgewinn auszunützen? „Manchmal ist ein Punktgewinn auch Zufall“, sagt Lebedew. Schon wahr, aber der SCC hatte in entscheidenden Phasen zu viele Punkte verloren, als dass dies alles nur Pech oder Zufall war.

Das weiß natürlich auch Lebedew. Am Mittwoch trifft sein Team erneut auf den VfB, nur sind diesmal voraussichtlich 8000 SCC-Anhänger auf den Plätzen (19.30 Uhr, Schmeling-Halle), und der Trainer verspricht schon: „Da werden wir besser spielen.“ Zum Beispiel im Block gegen Böhme. Nach einer guten Annahme punktete der Mittelblocker immer wieder mit Schnellangriffen. „Einen wie Böhme haben wir leider nicht“, sagt Lebedew. Die Durchschlagskraft des Ex-SCC–Spielers hatte er, daran besteht also kein Zweifel, genau mitbekommen.

Man registriert so etwas. Denn der Trainer hatte ja nicht alles beobachtet. Eine Colaflasche ist geflogen? Hinter der SCC-Bank? Wirklich? „Ich habe nichts gesehen“, sagt Lebedew.

Mitarbeit: Conny Kurth

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