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Sport: Besäufnis am Hahnenkamm

Erst hatte der Gendarm vor der Kitzbüheler Wirtschaftskammer resolut abgewinkt. Nein, hier dürfe man nicht mit dem Auto durchfahren, nein, entgegen der Einbahnstraßen-Richtung schon gar nicht.

Erst hatte der Gendarm vor der Kitzbüheler Wirtschaftskammer resolut abgewinkt. Nein, hier dürfe man nicht mit dem Auto durchfahren, nein, entgegen der Einbahnstraßen-Richtung schon gar nicht. Dann aber entdeckte er den Beifahrer und wurde unsicher. "Was meinst du?", fragte er seinen Kollegen, "der Stephan Eberharter, gegen die Einbahn?" Auch der zweite Gendarm wusste keinen Rat, wie man sich verhalten sollte. Schließlich hatte der Österreicher und im Weltcup führende Eberharter nur eine Stunde vorher den Super-G von Kitzbühel gewonnen und wollte zur Pressekonferenz fahren. Darf man so einen aufhalten? Der Gendarm winkte das Auto durch.

Seit gestern gelten in Kitzbühel wieder andere Regeln. Und zwar nicht nur für prominente Skifahrer. Beim alljährlichen Skirennwochenende, das heute mit der Abfahrt (ab 12 Uhr, live im ZDF) seinen Höhepunkt erlebt, bevölkern wieder rund 100 000 Besucher die Straßen des Tiroler Nobel-Skiortes. Und trinken, singen und hinterlassen ihren Müll auf der Straße. "Ich glaube, Kitzbühel hat ein Alkoholproblem", hatte der Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS), Gianfranco Kasper, schon im letzten Jahr gesagt. Die Stadt mutiert für ein Wochenende zur größten Freischankfläche Österreichs. Mit unangenehmen Folgen. "Die Feiern sind leider zu einem Tag- und Nachtbesäufnis ausgeartet", sagte Kitzbühels Vizebürgermeister Alois Haselwanter. Um diese Entwicklung zu stoppen, sind in diesem Jahr die Getränkestände um 25 Prozent reduziert worden und dürfen nur noch bis Mitternacht öffnen. Die Standbesitzer wurden verpflichtet, auch Essbares anzubieten. Auf Hochprozentiges muss die durstleidende Bevölkerung beim Après-Hahnenkamm sogar ganz verzichten.

Die Österreicher lassen sich davon die gute Laune nicht verderben. Schließlich gibt es ja noch die Nachbarn, um Spaß zu haben. So wunderte sich zum Beispiel der Moderator von Radio Tirol, dass kein einziger deutscher Skifahrer beim heutigen Hahnenkammrennen an den Start gehen wird. "Wahrscheinlich ist es ihnen zu steil."

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