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Sport: „Bestimmte Absprachen“

Wettskandal: Ante S. belastet mehrere Schiedsrichter

Berlin – Bisher hatte Ante S. eisern geschwiegen. Nun hat der inhaftierte Besitzer des „Café King“ aber im Zusammenhang mit dem Wettskandal um manipulierte Spiele des ehemaligen Schiedsrichters Robert Hoyzer ein umfassendes Geständnis abgelegt. „Ante S. hat sich ausführlich zum Tatverdacht eingelassen“, bestätigte Justizsprecher Frank Thiel. Nach Tagesspiegel-Informationen soll Ante S. dabei gesagt haben, dass er gewettet und sich dabei der Hilfsleistungen verschiedener Leute bedient habe.

Der 29-jährige Kroate war im Januar bei einer Razzia mit seinen Brüdern Milan und Filip S. verhaftet worden. Ihnen wird bandenmäßiger und gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Im Wettlokal „Café King“ fanden die Ermittler Auszahlungsscheine von Wettgewinnen in Höhe von 2,7 Millionen Euro. Zudem beschlagnahmte die Polizei unter anderem drei hochwertige Autos der Luxusklasse und einen Bestellschein für einen Ferrari.

Der Verteidiger von Ante S., Nicolas Becker, sagte auf Nachfrage: „Mein Mandant hat gestanden, weil die Rolle seiner Brüder von der Staatsanwaltschaft stark überzeichnet wurde. Die Bandentheorie, die dort aufgeworfen wurde, hat wenig Substanz.“ Ante S. soll nach zuverlässigen Informationen keine Strafmilderung versprochen worden sei. Dennoch könne er damit rechnen, dass sich das Geständnis günstig für ihn auswirkt. Ante S. drohen bis zu sechs Jahren Haft.

Die Aussagen von Ante S. würden nun von der Staatsanwaltschaft geprüft, sagte Justizsprecher Thiel. Wie der Tagesspiegel erfuhr, soll der Kroate zu Familienmitgliedern keine Angaben gemacht haben – aber zu anderen Verdächtigen im Wettskandal. So seien die Schiedsrichter Dominik Marks, Felix Zwayer, Jürgen Jansen und Torsten Koop durch Aussagen von Ante S. belastet worden, heißt es. Mit ihnen sollen „bestimmte Absprachen“ getroffen worden sein.

Jansens Anwalt Stephan Reiffen sagt: „Ich kenne die Aussage von Ante S. nicht und gebe deshalb keinen Kommentar ab.“ Jansen wurde im Januar vom DFB kurzfristig für das Bundesliga-Spiel Bremen gegen Rostock abberufen. Auf einer Pressekonferenz wies der Schiedsrichter jegliche Vorwürfe zurück. Die Anschuldigungen bezogen sich damals lediglich auf Aussagen von Robert Hoyzer.

Schiedsrichter Marks war am 9. März wegen des Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs festgenommen worden – er kam Anfang April gegen eine Kaution von 40 000 Euro frei. Über Robert Hoyzer soll Marks Ante S. angeboten haben, ein Spiel zu beeinflussen. Zudem soll er bei Ante S. ein Darlehen angenommen haben, von dem er wusste, dass das Geld aus manipulierten Wettgewinnen stammte. Sein Kollege Felix Zwayer gilt zwar für die Staatsanwaltschaft als einer der 20 Beschuldigten. Allerdings war der Skandal nur deshalb bekannt geworden, weil Zwayer sich an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gewandt hatte. Torsten Koop wird vorgeworfen, von Hoyzer in Spielmanipulationen eingeweiht worden zu sein, diese aber nicht rechtzeitig dem DFB gemeldet zu haben.

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