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Historische Aufholjagd: In den Play-offs gewannen die Indianapolis Colts gegen die Kansas City Chiefs noch 45:44.

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Big Four - Die US-Sport-Kolumne: Ausgerechnet dieses Jahr…

Vor fünf Monaten hat unser Autor einen Ausblick auf die NFL-Saison gewagt. Pünktlich zum Super Bowl am Sonntag überprüft er seine eigenen Prognosen auf ihre Tauglichkeit. 

Die Zeit rennt aber auch mal wieder! Anfang September durfte ich mich über den Saisonstart in der National Football League (NFL) auslassen, unter dem Titel „X-Faktor“ kamen Europas große Sportligen dabei gar nicht gut davon im Vergleich zur US-amerikanischen Profiliga. Weil sie soooooo langweilig und vorhersehbar sind. Fünf Monate später, pünktlich zum Endspiel um den Super Bowl am Sonntag (0.30 Uhr, live bei Sat1), überprüfen wir an dieser Stelle die zentralen Thesen auf ihre Tauglichkeit. 

Spannungsfaktor

Ja, ja, schon klar. Da fliegen mir natürlich ein paar Sätze um die Ohren. Mindestens sechs Meisterschaftskandidaten soll es geben? Und dann qualifizieren sich mit den Denver Broncos und den Seattle Seahawks zum ersten Mal seit Ewigkeiten ausgerechnet die beiden besten Teams der regulären Saison für das Finale. Andererseits: stärkste Offense gegen die stärkste Defense der Liga klingt jetzt auch nicht so schlecht. Ebenfalls interessant in Sachen Spannungsfaktor: drei der vier Spiele in der ersten Playoff-Runde dieser Saison endeten denkbar knapp:

New Orleans Saints – Philadelphia Eagles 26:24 San Francisco 49ers - Green Bay Packers 23:20 Indianapolis Colts - Kansas City Chiefs 45:44 

Vor allem das letzte Spiel sollte als historische Aufholdjagd in die Geschichtsbücher eingehen. Aber auch darüber hinaus gab es ein paar denkwürdige Begegnungen. Zum Beispiel diese hier.

Überraschungsteams? Immer!

In keiner anderen Sportart kann sich ein miserables Team innerhalb einer Sommerpause in einen Play-Off-Kandidaten verwandeln, im Football kommt das erfreulicherweise vor. Letzte Saison haben es die Indianapolis Colts und Andrew Luck vorgemacht. Der junge Quarterback übernahm das Team mit einer Bilanz von zwei Siegen und 14 Niederlagen, ein Jahr später hieß die Statistik: 11:5, Play-offs! Auch dieses Jahr gab es wieder einen Andrew Luck, er hieß: Nick Foles, 25, und trug das Trikot der Philadelphia Eagles. Die Mannschaft des ehemaligen und ausgewiesen verrückten College-Trainers Chip Kelly machte mit ihrer unkonventionellen Spielweise so viel Spaß wie kaum eine andere. Da konnten höchstens noch die Kansas City Chiefs mithalten. Philadelphias alter Erfolgstrainer Andy Reid machte aus einer 2:14-Bilanz im Vorjahr zunächst einen 9:0-Start und zog später immerhin in die Play-offs ein. Da war dann Schluss, genau wie für die Eagles.

American Football fällt nicht aus  

Ob es aus Kübeln schüttet, bitterkalt ist oder affenheiß: es wird immer gespielt, dafür gab es auch in dieser Spielzeit nette Beispiele. Womit wir wieder bei den Philadelphia Eagles wären. Die lieferten sich Anfang Dezember ein sensationelles Spiel mit den Detroit Lions, das nach europäischem Verständnis niemals hätte angepfiffen werden dürfen. Um die Markierungen von den Schneemassen zu befreien, beackerte ein Dutzend Helfer das Spielfeld fortwährend mit gewaltigen Heißluftgeräten. Elementare Spielzüge wie Field Goals, Punts oder Kick Offs waren schlichtweg nicht ausführbar, das Ganze endete in einem riesigen Chaos und einem entsprechenden Ergebnis: 34:20 (Halbzeit: 3:0). Das kälteste Match der Saison wurde ganz traditionell im eisigen Green Bay, Wisconsin, ausgetragen. Mitte Januar standen sich die dort heimischen Packers und die San Francisco 49 im K.o.-Spiel gegenüber, und das legendäre Lambeau Field machte seinem Spitznamen alle Ehre: das Thermometer in der „Frozen Tundra“ zeigte teilweise – 20 Grad Celsius an. Den Gästen aus Kalifornien war das allerdings herzlich egal, sie  gewannen 27:20. Quarterback Colin Kaepernick spielte: ärmellos und ohne Handschuhe. 

Super-Bowl-Prognose

Zum Abschluss ein bisschen Selbstbeweihräucherung. Zitat aus der Finalprognose vom 5. September: „… vor dem Kickoff der neuen Saison werden die Seattle Seahawks und die Denver Broncos als Favoriten gehandelt.“ Wenn das mal keine Punktlandung war. Zu dumm, dass unsere kleine Football-Community nach teils bitteren Verlusten in diesem Jahr die Finger von Sportwetten gelassen hat. Ausgerechnet dieses Jahr…

"Big Four - die US-Sport Kolumne": An dieser Stelle werfen wir jeden Donnerstag einen Blick auf das Geschehen in einer der vier großen US-Profiligen NFL, NBA, NHL und MLB. Alle bisher erschienen Texte finden Sie hier.

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