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San Antonios Danny Green (M.) und Tony Parker (r.) jubeln, während Oklahomas Russell Westbrook (l.) die Nase voll hat. Am Ende siegen die Spurs mit 112:77.

© dpa

Big Four - die US-Sport-Kolumne: In einem Land nach unserer Zeit

Unser Autor lebt in einer anderen Zeitzone, wenn die NBA-Play-offs laufen. Damit er nicht nachts aufstehen und sich Dutzende von Werbeblöcken reinziehen muss, hat er ein bisschen getrickst. Doch manchmal hilft selbst das nicht.

Kennen Sie dieses Gefühl, in einer anderen Zeitzone zu leben, ohne überhaupt das Land verlassen zu haben? Als Sympathisant der großen Ligen im US-Sport bestimmt. Im Moment läuft das bei mir so: Nach dem Aufstehen vermeide ich entgegen aller Gewohnheiten sämtliche Seiten und Kanäle, auf denen die Ergebnisse aus der National Basketball Association (NBA) zu finden sind.

Seitdem sich ein geschätzter Kollege aus der Sportredaktion mit der Beschaffung eines „League Pass“ verdient gemacht hat, gibt es die Play-offs ja auch auf Abruf, immer und überall. Heiliges Internet! Warum also nachts aufstehen? Für dutzende Werbeblöcke in der Live-Übertragung? Um Center-Legende Dikembe Mutombo zu zitieren: Not in my house! Not any longer!

Freunde und Kollegen machen sich schon lustig über den aberwitzigen Versuch, die Resultate nicht in Erfahrung zu bringen, weil die Wiederholung dann ja keinen Spaß mehr bringt. „Hey, schon gehört wie X letzte Nacht gegen Y gespielt hat?“ Oder, nicht weniger beliebt: „Kannst du dich mal um den Statistikteil und die Zahlen kümmern?“ Bislang hat die Taktik trotz aller Störversuche ganz ordentlich funktioniert. Im Übrigen haben es die Play-offs in der NBA auch verdient, ganz genau beleuchtet zu werden. Quasi live.

Das hat auch Steve Kerr beobachtet, und der 49-Jährige hat durchaus Vergleichsparameter. Mitte der 90er zählte er zum großen Team der Chicago Bulls um Superstar Michael Jordan, insgesamt gewann der Dreipunktspezialist in seiner Karriere fünf Meisterschaften. "Ich kann mich nicht erinnern, wann es zuletzt so viele dramatische Serien gab", sagt Kerr, der im Moment noch als Experte für den Fernsehsender "TNT" arbeitet und in der kommenden Saison seinen ersten Job als Cheftrainer eines NBA-Teams antreten wird.

So spannend wie die Play-offs zu Beginn waren, so vorhersehbar sind sie nun

Kerrs künftiger Arbeitgeber, die Golden State Warriors, war daran nicht ganz unschuldig. Die Kalifornier lieferten sich in der ersten Play-off-Runde eines hochunterhaltsame Serie mit den Los Angeles Clippers, unterlagen am Ende aber nach sieben Spielen den Los Angeles Clippers – 3:4. Mit diesem Resultat lag Golden State voll im im Trend der diesjährigen Ausscheidungsspiele. In fünf von acht Fällen gingen die Serien im Modus "best of seven" ins entscheidene Spiel. Auch Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks erwischte es ja bekanntlich nach sieben Begegnungen in Runde eins gegen die San Antonio Spurs. Das ist allerdings auch schon wieder zweieinhalb Wochen her.

So spannend wie die Play-offs zu Beginn waren, so vorhersehbar sind die inzwischen geworden. Im Finale des Ostens stehen sich die Indiana Pacers und die Miami Heat gegenüber, also die besten Mannschaften der Eastern Conference, selbiges gilt für die Ansetzung im Westen zwischen den San Antonio Spurs und Oklahoma City Thunder.

Indiana und Miami lieferten sich zuletzt verbissene Play-off-Serien

Dramatik verspricht das Duell zwischen Indiana und Miami, die Teams kennen sich halt. In den vergangenen zwei Spielzeiten lieferten sie sich bereits verbissene Play-off-Serien, Miami setzte sich sowohl 2012 (4:2) als auch 2013 (4:3) durch und gewann später jeweils auch die Meisterschaft. Nach den ersten beiden Partien der 2014er Serie steht es wenig überraschend – 1:1. Eine deutliche Niederlage im ersten Match (96:107) beantworteten Miamis Superstars LeBron James und Dwayne Wade in Spiel zwei mit einem knappen Sieg (87:83), in der Nacht zu Freitag zieht die Serie nach Miami um, wo die Heat in den Spielen drei und vier Heimrecht genießen.

Das West-Finale zwischen San Antonio und Oklahoma verläuft dagegen wesentlich eindeutiger. Die Spurs gewannen Spiel eins schon ziemlich deutlich (122:105), in Spiel zwei zerlegten sie Oklahoma dann endgültig in alle Einzelteile (112:77).

Was gemerkt? Genau, das Spiel hat erst in der Nacht zu Donnerstag stattgefunden. Um korrekt und zeitnah über den Zwischenstand der Serie schreiben zu können, hat nachts also sogar mal wieder mein Wecker geklingelt. Für die Kolumne. Ist doch Ehrensache.

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