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Schwerer Anfang. Leon Draisaitl hat bisher wenig Spaß in seiner ersten NHL-Saison.

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Big Four - die US-Sport-Kolumne: NHL: Die Dauerkrise der Edmonton Oilers

Die Edmonton Oilers sind nach rund einem Drittel der Punkterunde die schlechteste Mannschaft in der NHL. Dabei spielen viele hoffnungsvolle Talente im Team - unter ihnen der Kölner Leon Draisaitl.

Kalt ist es in Edmonton geworden. Schnee liegt in den Straßen, längst hat der Winter Einzug gehalten. Mit ihm gekommen ist die Ernüchterung. Die Oilers, das Eishockey-Team, sind nach rund einem Drittel aller zu absolvierenden Spiele die schlechteste Mannschaft in der National Hockey League (NHL). Mal wieder. Diese Platzierung hatten die Oilers in den vergangenen Jahren des Öfteren inne. Derzeit sind nur die Carolina Hurricanes nach Punkten genauso schlecht. Von den vergangenen dreizehn Spielen haben die Oilers zwölf verloren, lediglich sieben von 28 Vergleichen konnten gewonnen werden. Auch wenn noch 54 Spiele zu spielen sind, an den Play-offs werden die Oilers im kommenden Frühjahr mit großer Sicherheit nicht teilnehmen. Dort waren sie seit dem verlorenen Stanley-Cup-Finale 2006 (übrigens gegen die Carolina Hurricanes) nicht mehr vertreten – eine endlos lange Zeit für eine eishockeyverrückte Stadt wie Edmonton.

Vor dieser Spielzeit hatten die Fans Hoffnung auf Besserung gehabt. Es sollte der Aufbruch in eine bessere Zeit werden. Das hing auch mit dem gebürtigen Kölner Leon Draisaitl zusammen. Das vielleicht größte deutsche Eishockey-Talent überhaupt wurde bei der jährlichen Talenteziehung (Draft) von den Oilers an dritter Stelle gewählt. So hoch war noch kein Deutscher vor ihm gezogen worden. Weil die Oilers in den vier Jahren zuvor sogar drei Mal als Erste auswählen durften, bestand in Edmonton die berechtigte Hoffnung, nun genügend Talente beisammen zu haben, um wieder an vergangene Zeiten anknüpfen zu können.

Die Ära Wayne Gretzky ist schon lange Geschichte

Zwischen 1984 und 1990 gewannen die Oilers fünf Mal den Stanley Cup, also die Meisterschaft in der NHL. Vier Titel fielen in die Ära von Wayne Gretzky, dem besten Eishockey-Spieler aller Zeiten. Mit ihm trugen Mark Messier, Esa Tikkanen, Jari Kurri oder Paul Coffey das blau-weiß-orangene Trikot der Oilers. Edmontons Mannschaft dieser Zeit gilt als eine der besten, die je in der NHL gespielt hat.

Nach Gretzkys Abgang fiel das Team nach und nach auseinander, Edmonton verschwand in den Niederungen der NHL. Nur 2006 gab es mit der völlig überraschenden Endspielteilnahme noch mal ein kurzes Aufleben.

Das die Oilers trotz ihrer vielen Talente im Kader immer noch so schlecht sind, ist für viele Fachleute schwer zu erklären.

Der Hauptgrund ist sicherlich in der Unausgewogenheit des Kaders zu suchen. Neben den hochveranlagten Taylor Hall, Ryant Nugent-Hopkins, Jordan Eberle oder auch Leon Draisaitl gibt es keinen gesunden Mittelbau im Team. Die Mitspieler können mit dem Niveau der Jungstars nicht mithalten. Seit Jahren versuchen die Oilers erfolglos, bekannte Namen nach Edmonton zu holen. Spieler auf dem Höhepunkt ihrer Karriere machen aber kontinuierlich einen Bogen um die Stadt. So auch in diesem Sommer. Geld war zwar da, nur ließ sich keine wirkliche Spitzenkraft überzeugen, in die nördlichste aller NHL-Städte zu wechseln.

Edmonton ist für die Profis kein attraktiver Standort

Die Aussicht, mit Hall, Nugent-Hopkins, Eberle oder Draisaitl eventuell in einigen Jahren um die Meisterschaft mitspielen zu können, war Stars wie Dany Heatley in der Vergangenheit nicht genug. Edmonton ist kein sonderlich attraktiver Standort, daran ändert auch der Bau einer neuen Halle zur Saison 2016/17 nichts. So mussten die Oilers viel Geld für Mittelklassespieler wie Mark Fayne oder Benoit Pouliot ausgeben, um diese Überhaupt zum Kommen zu bewegen. In der Verteidigung fehlt ein echter Leader, Mark Fayne konnte die für ihn vorgesehene Rolle noch nicht ausfüllen. Generell fehlt es der Abwehr an Qualität, auch Goalie Ben Scrivens ist nur Mittelmaß.

Und dann ist da noch Nail Yakupov. Die Oilers zogen den Russen beim Draft 2012 an erster Stelle, doch die hohen Erwartungen konnte er nie erfüllen. Yakupov gilt als schwieriger Charakter, mit den Trainern liegt er oft über Kreuz und um seine Arbeitsmoral soll es auch nicht gut bestellt sein. Das Verhältnis zwischen den Oilers und Yakupov ist ein einziges Missverständnis. In dieser sportlich schwierigen Umgebung ist es auch für Draisaitl nicht leicht zu überzeugen. Der 18-Jährige startete zwar in allen 28 Saisonspielen, kommt aber lediglich auf zwei Tore und fünf Vorlagen. Damit liegt er in der Scorerliste unter den Neulingen nur auf Platz 24. Aussicht auf Besserung besteht für Draisaitl und die Oilers derzeit kaum.

Es scheint, als würde die Ernüchterung bei allen in Edmonton noch längere Zeit bleiben. Der Winter tut es sowieso.  

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