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Jetzt ist alles gesagt.

© dapd

Birgit Prinz: Mit sich im Reinen

Birgit Prinz spricht mit bemerkenswerter Ehrlichkeit über ihre Gefühlslage, den großen Druck und die Chancen, bei der WM noch einmal zu spielen.

Als die Gescholtene die zum Medienzentrum umfunktionierte Turnhalle des VFL Wolfsburg betritt, ist sofort klar, in welche Richtung sich der „Fall Prinz“ an diesem Vormittag entwickeln wird. Ein leichtes Lächeln umspielt die Lippen von Birgit Prinz. Was in der nächsten Viertelstunde geschieht, ist ein bemerkenswertes Stück Ehrlichkeit, das es im Profisport nur selten gibt.

Ihre schwache Leistung, vor allem aber der Wutausbruch nach ihrer Auswechslung im zweiten Gruppenspiel gegen Nigeria haben Kritik ausgelöst, wie sie im Frauenfußball noch nie da gewesen ist. Birgit Prinz, die mit voller Wucht die negativen Seiten der neuen Aufmerksamkeit abbekam, hat einige Tage geschwiegen. Weil sie Zeit brauchte, das zu verarbeiten, was da nach 14 Jahren Fußballkarriere auf einmal auf sie hereinstürzte. Es gab diesen Moment, in dem sie gedacht hat: Was soll das alles? Was tue ich mir hier eigentlich noch an? „Zum Glück war das nur die erste Emotion“, sagt die 33-Jährige. Birgit Prinz scheint wieder mit sich im Reinen zu sein.

Ihr Auftritt liefert den letzten Beleg dafür, dass es im Frauenfußball ein wenig anders zugeht. Dass Mannschaftsgeist, Uneitelkeit und sportliche Größe für eine wie Birgit Prinz keine Floskeln sind. Ruhig und reflektiert erläutert die dreimalige Weltfußballerin, warum sie vor dem letzten Gruppenspiel die Entscheidung getroffen hat, nicht zu spielen. „Ich habe es nicht geschafft, mit dem Druck umzugehen, den ich mir auch selber gemacht habe“, sagt sie. Die starke Konkurrenz in der Mannschaft habe ihr zu schaffen gemacht, aber auch die Medien. „Ich habe gemerkt, dass man auf einen Fehler von mir wartete.“ Gemeinsam haben Bundestrainerin Silvia Neid und ihre einst unersetzbare Spielerin entschieden, die Kapitänin nicht aufs Feld zu schicken. „Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich der Mannschaft nicht helfen kann“, sagt Prinz.

Ein bemerkenswerter Vorgang, in jeder Hinsicht. Denn Birgit Prinz ist intelligent genug zu wissen, dass sie sich damit womöglich um weitere WM-Einsätze gebracht hat. Niemand hat sie auf dem Feld vermisst beim 4:2-Sieg gegen Frankreich, und nach vier Toren wird es Silvia Neid schwer fallen, Argumente für eine erneute Umsortierung des Sturms für das Viertelfinale gegen Japan zu finden. „Ich fühle mich definitiv wieder in der Lage zu spielen“, sagt Prinz. „Ich gehe allerdings nicht davon aus.“ Sie habe sich mit dieser Situation nun arrangiert, versichert sie und scheint es ernst zu meinen. „Wenn ich nicht mehr aufs Feld kommen sollte, probiere ich halt, meine anderen Fähigkeiten einzubringen.“

Birgit Prinz scheint für sich einen Weg gefunden zu haben, dieses Turnier mit Würde zu Ende zu bringen. Von einer Verstimmung mit Silvia Neid, die Prinz’ Gefühlslage in aller Öffentlichkeit ausplauderte, wollte sie nichts hören. „Es musste ja kommuniziert werden“, sagt sie. „Warum sollten wir eine Ausrede erfinden? Ich finde es menschlich zu sagen: Ich hab’s nicht hingekriegt.“

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