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Sport: Bis zum letzten Cent

Der deutsche Radprofi Stefan Schumacher wird des Dopings bei der Tour de France verdächtigt

Hamburg - Der deutsche Profi-Radsport muss einen neuen erschütternden Rückschlag hinnehmen: Stefan Schumacher sei in einer Doping-Nachuntersuchung der diesjährigen Tour de France in der A-Probe positiv auf das Epo-Präparat Cera getestet worden, sagte Gerolsteiners Teamchef Hans-Michael Holczer am Montagabend. Er bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der „L'Equipe“. Der Nürtinger Schumacher wurde von seinem Team umgehend suspendiert. „Wir sind betrogen worden. Ich werde versuchen, Stefan Schumacher bis zum letzten Cent, den ich in der Tasche habe, juristisch zu verfolgen“, kündigte Holczer an.

Er sei von Tour-Direktor Christian Prudhomme persönlich informiert worden. Schumacher seinerseits hat jegliches Doping bestritten. „Ich habe nicht gedopt und meine Blutwerte waren während der Tour völlig normal“, sagte er gestern Mittag nach dem Bekanntwerden von Spekulationen dem Internetanbieter spox.com. Er habe nichts zu verbergen.

Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) will gegen den zweifachen Tour-Zeitfahrsieger bereits heute ein Verfahren einleiten „mit dem Ziel der höchstmöglichen Sperre“ von mindestens zwei Jahren, sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping. Es werde zudem die Möglichkeit einer Geldstrafe und von Schadenersatz geprüft. „Ich wage zudem die Prognose, dass Schumacher nie mehr für eine Mannschaft des BDR fahren wird“, sagte Scharping, der den 27-Jährigen zugleich aufforderte, die „Hintermänner“ des Dopings offenzulegen. „Es ist ein Schock, weil es ein ungeheurer Betrug ist.“

Neben Schumacher ist laut der französischen Sportzeitung „L'Équipe“ auch Tour-Etappensieger Leonardo Piepoli (Italien) positiv auf Cera getestet worden. Damit hat die diesjährige Tour ihre Dopingfälle fünf und sechs, sofern die B-Proben die Erstbefunde bestätigen. Für Scharping ist Schumachers Schuld aber schon ein „Faktum“. Schumacher und sein Manager Heinz Betz waren am Montagabend zu Stellungnahmen nicht zu erreichen.

„Ich hatte keinen Verdacht“, beteuerte Holczer, dessen Team Gerolsteiner zum Saisonende nach erfolgloser Sponsorensuche aufgelöst wird. Schließlich sei Schumacher in diesem Jahr bereits 13 Mal vom Weltverband UCI überprüft worden, davon neun Mal für den Blutpass. Zudem habe ihn die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) mehrfach kontrolliert.

Schumacher hatte als erster Profi seit Lance Armstrong beide Zeitfahren der Tour gewonnen, er trug zwei Tage lang das Gelbe Trikot. Doch Zweifel waren immer gegenwärtig. Schon vor seinem Wechsel zu Gerolsteiner Anfang 2006 gab es Irritationen um einen positiven Befund wegen eines angeblich verabreichten Anti-Allergikums. Die vom BDR verhängte Sperre hob die UCI damals wieder auf. Auch vor der WM 2007, bei der Schumacher Dritter wurde, wurden bei ihm erhöhte Blutwerte festgestellt.

„L'Équipe“ berichtet, dass Schumacher in einer Doping-Nachuntersuchung erst durch die Kombination von zwei Verfahren positiv auf die Epo-Variante Cera getestet worden sei. Auch Piepoli sei nachträglich überführt worden. Der Italiener ist vom Italienischen Olympischen Komitee Coni am Freitag zur Anhörung bestellt worden. dpa

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