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Sport: Bis zum nächsten Jahr

Bayern München schlägt Tel Aviv 5:1 und qualifiziert sich fürs Achtelfinale der Champions League

19 Sportfreunde hatten sich nicht aufhalten lassen. Aus Israel waren sie ins ferne München gereist, um ihrer Mannschaft in dieser schweren Stunde beizustehen. Die Anhängerschaft von Maccabi Tel Aviv, etwa halb so groß wie die offizielle Delegation des Klubs, trotzte tapfer den Garstigkeiten des bayerischen Spätherbstes, und mannhaft ertrugen sie, was sich 90 Minuten lang vor ihren Augen auf dem Rasen des Münchner Olympiastadions abspielte: Mit 1:5 unterlag ihre Mannschaft dem FC Bayern im vorletzten Vorrundenspiel der Champions League, und während die Münchner damit wie geplant den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale im nächsten Jahr verbuchten und das letzte Spiel in Amsterdam ruhig angehen lassen können, ist das Abenteuer Champions League für die Israelis beendet.

Nach den zuletzt überzeugenden Auftritten hatte sich beim FC Bayern endlich so etwas wie eine Stammformation herausgebildet, und jene Elf wirkte von Beginn an gewillt, diesen Status zu halten. Entschlossen machten sich die Hausherren an die Aufgabe, vorzeitig das Überwintern in der Champions League zu sichern. Nachdem sie den Ball dabei in den Anfangsminuten geduldig in der gegnerischen Hälfte hatten zirkulieren lassen, machte Claudio Pizarro in der 12. Minute ernst. Der Peruaner trat beherzt an und wuchtete den Ball aus gut 20 Meter Torentfernung exakt in den Winkel.

Das Tor war Pizarros ganz spezielle Antwort auf den leisen Tadel, den ihm am Samstag sein Trainer hatte ausrichten lassen. „Er will viel Spaß haben, hat viel Spaß, macht auch viel Spaß, aber er muss noch zeigen, dass er auch konsequent ist“, hatte Felix Magath gesagt – mit jener Kombination aus Vergnügungsfußball und Effizienz dürfte er einverstanden gewesen sein. Die Fans jedenfalls waren es, beschwingt hoben sie zu einer Ode auf das Heimatland des Torjägers an: „Peruuuu“, jaulten sie, wohl wissend, dass mit dem zuletzt sehr treffsicheren Paolo Guerrero ein weiteres Mitglied der peruanischen Sturm-Dependance auf der Münchner Ersatzbank wartete.

Auch am 2:0 war Pizarro maßgeblich beteiligt: Seinen Kopfball konnte Maccabis Torwart Liran Strauber nur abklatschen, von dort prallte der Ball direkt auf Hasan Salihamidzic, der nicht mehr ausweichen konnte und ohne eigenes Zutun erhöhte. Gestört wurde der Münchner Spielfluss lediglich durch zwei frühe Auswechslungen: Bastian Schweinsteiger wurde von Felix Magath ohne erkennbaren Grund vom Feld beordert (28. Minute) und durch Mehmet Scholl ersetzt, der fortan fleißig wirbelte; wenig später musste Owen Hargreaves den Platz verlassen, nachdem er sich im Luftkampf eine Platzwunde zugezogen hatte, die noch in der Pause genäht wurde. Allzu sehr ließen sich die Münchner davon freilich nicht irritieren. Noch vor der Halbzeit sorgte Torsten Frings für die frühe Entscheidung, als er nach einem zu kurz abgewehrten Eckstoß aus 22 Metern per Aufsetzer auf 3:0 erhöhte.

„Voll zufrieden“, meldete sich Präsident Franz Beckenbauer in der Pause zu Wort, in der Hoffnung, „dass sie jetzt nicht ganz aufhören und noch ein bisschen weiterspielen“. Die dunkle Ahnung sollte sich zunächst bestätigen; nach müdem Beginn erhielten die Gäste bei einem ihrer gelegentlichen Streifzüge durch die gegnerische Hälfte einen Elfmeter zugesprochen: Oliver Kahn hatte Barukh Dego zu Fall gebracht, der Gefoulte verwandelte souverän.

Majestätsbeleidigt wehrten sich die Bayern, inzwischen mit Sebastian Deisler für den am Oberschenkel verletzten Willy Sagnol – und aus ihrer Überlegenheit fielen zwei weitere Treffer: Zunächst hatte Frings Roy Makaay exzellent bedient, der Holländer schloss sicher ab (71. Minute); wenig später vollendete Makaay auch die schönste Münchner Kombination zum Endstand. Die 45 000 Zuschauer feierten fortan gegen die Kälte an, nur eine traurige Kolonne im Gäste-Fanblock konnten die Freude nicht teilen. Es war inzwischen zwei Grad unter null, und es hatte angefangen zu regnen.

Daniel Pontzen[München]

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