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Kopf gewinnt. Raúl erzielt schon nach 15 Minuten das 1:0 für den FC Schalke 04. Die Bayern können den Rückstand bis zum Schluss nicht mehr aufholen. Foto: Reuters

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Sport: Blaues Wunder

Schalke 04 erreicht durch einen 1:0-Sieg in München das Pokalfinale und stößt die Bayern in eine Krise

Man hatte nach der Demütigung gegen Dortmund am vergangenen Wochenende ja gedacht: Viel schlimmer kann es für den FC Bayern nicht mehr kommen. Doch das war ein Irrglaube. Denn seit Mittwochabend steht fest, dass der deutsche Rekordmeister in dieser Saison keinen nationalen Titel mehr gewinnen kann. Die Mannschaft von Louis van Gaal verlor das DFB-Pokal-Halbfinale zu Hause gegen den FC Schalke 0:1 (0:1). Da mit dem momentanen Tabellenplatz vier zu allem Übel selbst die Champions-League-Qualifikation in Gefahr ist, dürften an der Säbener Straße eisige Stunden bis zum wichtigen Ligaspiel beim Dritten Hannover 96 bevorstehen. Die Schalker wahrten dagegen ihre letzte Chance, auch kommende Saison im internationalen Wettbewerb vertreten zu sein und sogar diese holprige Saison mit einem Titel zu beenden – was angesichts des Finalgegners MSV Duisburg ein durchaus realistisches Szenario ist.

Die Bayern-Fans gingen diesen kalten und zugigen Mittwochabend in ungewohnt festlicher Stimmung an. Sie schafften es zunächst sogar – eine große Ausnahme – lauter zu sein als die Anhänger der Gastmannschaft. Das lag sicher an der Natur des Gegners: Schalke gehört hier zu den besonders ungeliebten Gegnern. Womöglich wollten die Unterstützer der Bayern aber auch ihrer Mannschaft Mut machen nach der Niederlage gegen Dortmund.

Doch diese Mühen liefen ins Leere. Die Münchner fanden überhaupt nicht in diese Partie. Schalke stand tief und bemühte sich, die entscheidenden Kreativkräfte Arjen Robben und Franck Ribéry zu doppeln. Das reichte wieder einmal, um das Offensivspiel der Bayern lahmzulegen. Noch greifbarer allerdings war die Münchner Verunsicherung in der Abwehr. Wieder unterliefen den Bayern ein paar schlimme Fehlpässe, besonders haarsträubend waren die Aussetzer von Breno (10.) und Bastian Schweinsteiger (13.). Den ersten gefährlichen Torschuss der Schalker, er kam von Christoph Metzelder, klärte Mario Gomez kurz vor der Torlinie. Dann aber war es so weit: Farfan schlug die anschließende Ecke herein, Benedikt Höwedes verlängerte unbedrängt mit dem Kopf, woraufhin der ebenso unbedrängte Raúl noch sein Haupt in die Flugbahn hielt, und schon stand es 0:1. Die Bayern-Hintermannschaft war so stabil, als hätte man Einzelteile aus sechs verschiedenen Modellreihen zu einer Autokarosserie zusammengeschweißt. Nach einer Freistoßflanke von Farfan klärte Anatolij Timoschtschuk gegen Raúl mit Ach und Krach und in höchster Not – knapp 20 Minuten waren gespielt.

Es musste den Freunden der Münchner eine Erholung sein, dass dann eine Viertelstunde lang nichts Beängstigendes passierte. Ihre Mannschaft hatte dafür wie immer hohe Ballbesitzanteile, was sie dazu nutzte, das Spiel quälend in die Breite zu ziehen. In der 35. Minute segelte wieder ein den Bayern unbekanntes Flugobjekt quer durch den Strafraum. Höwedes hatte die Flanke als solche erkannt, stieg hoch und gewann das Kopfballduell gegen Bastian Schweinsteiger, diesmal klärte Thomas Müller auf der Linie (35.). Wenigstens die Rettungsaktionen teilten sich die Gastgeber partnerschaftlich auf. Für das Torwart-Fernduell brachte diese erste Halbzeit im übrigen keine neuen Erkenntnisse. Denn Bayerns Kraft war weitgehend hilf- und Schalkes Neuer komplett beschäftigungslos.

In die zweite Halbzeit starteten die Münchner mit mehr Frische. Ihre Aktionen folgten fortan einer viel höheren Taktzahl, mit der sie es auf einige Torchancen brachten. Doch langsam breitete sich nun bei den Bayern das verständliche Gefühl aus, ihnen laufe die Zeit davon. Wohl auch deshalb rammte Robben im Eifer der Aufholjagd Neuer um (68.). Der Torwart blieb kurz benommen liegen – was die Heimfans in der Südkurve zu dem wenig gastfreundlichen Ruf nach einer „Zugabe, Zugabe“ verleitete. Sie wollen, anders als die Vereinsoberen, diesen Schalker partout nicht in ihrer Mannschaft sehen. Doch Neuer blieb unbeeindruckt. Einen hinterhältigen Flatterschuss des eingewechselten Toni Kroos hielt er souverän fest, genauso wie er vier Minuten vor Schluss einen Ribéry-Schuss aus kurzer Distanz parierte. Damit war auch die letzte Hoffnung der Bayern zerschellt. „Wir freuen uns total, im Finale zu stehen“, sagte Manuel Neuer und winkte ins Münchner Publikum.

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