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Vorbeigeflogen. Srdjan Lakic (vorn) und seine Kollegen von Eintracht Frankfurt stellten sich in Tel Aviv reichlich ungeschickt an. Foto: dpa

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Sport: Bleiern und verzagt

Nach der Niederlage in Tel Aviv verschärft sich die Krise bei Eintracht Frankfurt vor dem Spiel in Mainz.

Tel Aviv/Frankfurt am Main - Es war der bislang wohl stärkste Ausdruck der Frankfurter Krise. Rund 2000 Eintracht-Fans waren am Donnerstagabend mit zum Europa-League-Spiel bei Maccabi Tel Aviv geflogen, aber schon zur Halbzeit drehten viele von ihnen der Mannschaft demonstrativ den Rücken zu. Nach sechs Bundesliga-Spielen ohne Sieg und jetzt auch noch dem 2:4 (0:3)-Debakel in Israel droht die Stimmung in Frankfurt vor der wichtigen Begegnung bei Mainz 05 am Sonntag (15.30 Uhr) zu kippen: von geduldig zu gereizt, von immer noch zuversichtlich zu langsam alarmiert.

Nach dem Spiel in Tel Aviv stellte sich auch Trainer Armin Veh zum ersten Mal nicht mehr schützend vor seine Spieler. „Das war eine unterirdische Leistung in der ersten Halbzeit. Wir haben uns überhaupt nicht bewegt“, schimpfte er. „Mit einer solchen Einstellung brauchen wir in der Bundesliga gar nicht antreten.“

Zwar reicht den Frankfurtern in der Europa League im nächsten Spiel am 28. November bei Girondins Bordeaux bereits ein Unentschieden, um in die K.-o.-Runde einzuziehen. Doch für die ohnehin schon bedenkliche Situation in der Bundesliga macht der „beschämende Auftritt“, wie ihn Torjäger Alex Meier beschrieb, vom Donnerstagabend alles andere als Mut. „Ich habe ein bisschen Bauchschmerzen in dieser Phase. Ein ehemaliger Nationalspieler hat mal gesagt: Hast du Scheiße am Fuß, dann hast du Scheiße am Fuß. Das stimmt“, meinte Veh. „Wir werden nicht mit Leichtigkeit nach Mainz fahren, sondern mit einem ganz schönen Buckel. Jetzt liegen wir am Boden und brauchen ein Ergebnis. Es ist für uns auch Neuland, mit einer solchen Situation umzugehen. Es wird sich zeigen, wie wir damit klarkommen.“

Ein Vorteil könnte dabei sein, dass der Nachbar aus Mainz nach nur einem Sieg in den vergangenen acht Spielen ähnlich verunsichert ist. „Wenn wir verlieren, ist Abstiegskampf angesagt. Wenn wir gewinnen, können wir uns vielleicht im Mittelfeld festsetzen. Für die Eintracht gilt genau das Gleiche. Das ist die Brisanz dieses Spiels“, sagte FSV-Manager Christian Heidel der „Bild“-Zeitung. Mainz muss dabei sowohl auf Heinz Müller (verletzt) als auch auf Christian Wetklo (gesperrt) verzichten und deshalb den erst 20-jährigen Loris Karius ins Tor stellen. „Er hat das Zeug, die Etablierten anzugreifen“, sagte Trainer Thomas Tuchel.

Die erste Halbzeit in Tel Aviv zeigte, wie tief die Verunsicherung bei der Frankfurter Mannschaft sitzt. Ihr Spiel ist nicht mehr schnell und dominant, sondern eher bleiern und verzagt. Dass im Zentrum dieses Spiels seit Wochen Pirmin Schwegler verletzt und Sebastian Rode außer Form ist, kann die Eintracht derzeit nicht kompensieren.

„Ich war am Donnerstag von der ersten Halbzeit der Mannschaft enttäuscht, aber ich bin es insgesamt gesehen nicht. Ich werde diese Mannschaft nicht verteufeln, solange ich hier bin“, sagte Veh. Deshalb würden in der aktuellen Krise auch keine besonders feurigen Ansprachen oder besonders motivierenden Videos helfen, sondern: „Wir müssen das auf dem Platz durch ein Erfolgserlebnis regeln.“dpa

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