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Ganz oben angekommen. Bogdan Bondarenko bei seinem WM-Sieg. Foto: AFP

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Bogdan Bondarenko: Kaugummi für den Kameramann

Bogdan Bondarenko überspringt bei seinem WM-Rekord 2,41 Meter und bietet danach die große Show.

Für ein paar Sekunden war im 80 000-Zuschauer fassenden Luschniki-Stadion ganz still. Der Ukrainer Bogdan Bondarenko versuchte nach seinem ohnehin schon epischen Sieg im Hochsprung, auch noch den 20 Jahre alten Weltrekord von Javier Sotomayor zu brechen. Der Sprung über 2,46 Meter war am Ende das Einzige, was dem 23-Jährigen am Donnerstagabend nicht gelang. Ansonsten bot er mit seinem WM-Rekord von 2,41 Metern und seinem Sieg über so starke Konkurrenz wie den Zweitplatzierten Mutaz Essa Barshim aus Katar und den Dritten Derek Drouin aus Kanada (beide 2,38) die sportlich bislang wohl am höchsten einzuschätzende Leistung bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau.

„Ich hoffe, dass ich den Weltrekord irgendwann noch springen werde. Aber für heute freue ich mich riesig über den Titel“, sagte Bondarenko. „Ich wusste genau, dass ich dafür sehr hoch springen muss. Das habe ich getan.“ Die bisher stärkste Leistung bei einer WM hatte der Kubaner Sotomayor 1993 in Stuttgart gezeigt (2,40). Dass diese Disziplin zu den absoluten Höhepunkten der Moskauer WM zählen würde, hatte sich schon im Vorfeld abgezeichnet. 13 Jahre lang hatte es kein einziger Hochspringer mehr geschafft, die Marke von 2,40 Metern zu meistern. Doch dann flog Mutaz Essa Barshim zunächst im Juni über genau jene Höhe, ehe Bogdan Bogdarenko am 4. Juli in Lausanne die Weltjahresbestleistung noch einmal auf 2,41 Meter steigerte. Der frühere Junioren-Europa- und Junioren-Weltmeister aus der Ukraine schaffte in dieser Saison seinen Durchbruch im Senioren-Bereich.

Auch im WM-Finale waren Barshim und Bondarenko die Athleten mit dem erkennbar größten Potenzial. Olympiasieger Iwan Uchow aus Russland wurde nur Vierter (2,35), Mitfavorit Erik Kynard (USA/2,32) schied noch früher aus. Der auch erst 22 Jahre alte Barshim leistete sich nur einen Aussetzer bei 2,32 Metern und war für die Siegeshöhe von 2,41 Metern am Ende vielleicht nicht mehr fit genug. Der Katarer kämpfte zuletzt wochenlang mit Rückenproblemen und war deshalb auch mit Silber glücklich. „Das fühlt sich großartig an“, sagte er.

Bondarenko ließ zwischendurch immer wieder Höhen aus, um Kräfte zu sparen. Und das hätte ihn beinahe sogar den Titel gekostet. 2,38 Meter ließ er einfach aus, als sei das irgendein jederzeit zu überspringender Wert. Zum Vergleich: 2005 und 2009 reichten jeweils schon 2,32 Meter, um Weltmeister zu werden. Bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr gab es sogar für 2,29 Meter schon Bronze.

Als Barshim und sogar der Kanadier Drouin die 2,38 Meter schafften, musste Bondarenko unbedingt seine eigene Weltjahresbestleistung einstellen, um Gold zu holen. Aber er schaffte 2,41 Meter spielend im zweiten Versuch. Im ersten Moment schrie der neue Weltmeister seine ganze Freude heraus. Doch kaum war er von der Matte heruntergeklettert, zeigte sich schnell wieder, wie groß das Selbstvertrauen und auch die Coolness dieses 23-Jährigen schon sind. Er bot dem Kameramann des Fernsehens erst mal ein Kaugummi an.

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