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Sport: Borussia fehlt die Luft

Auf Dortmunds großen Abend in der Champions League folgt ein blamables 1:1 gegen den HSV

Dortmund. Der spielfreie Sonnabend dürfte noch der schönste Tag dieser Woche für die Angestellten des FC Bayern gewesen sein. Sofern sie gesehen haben, wie sich ihr größter nationaler Konkurrent anstellte. Drei Punkte hatten sie Vorsprung auf Borussia Dortmund vor dem elften Spieltag der Bundesliga, zwei davon sind ihnen geblieben. Diesen Vorsprung können die Münchner, die unter der Woche von den Dortmundern in der Champions League die Rücklichter zu sehen bekamen, heute sogar ausbauen, wenn sie in Bremen gewinnen. Denn Dortmund kam gestern vor 68 600 Zuschauern im Westfalenstadion nicht über ein 1:1 (0:0) gegen den Hamburger SV hinaus.

Dabei schien der BVB bestens gerüstet für das nächste Kapitel im Duell der beiden Rivalen, die nach Ansicht vieler den Meistertitel unter sich ausmachen und Samstag in München aufeinander treffen werden.

Ausgerechnet Dede, der Brasilianer auf der linken Außenbahn, brachte es auf den Punkt, indem er das Fehlen der so genannten deutschen Tugenden bemängelte: „Wir hätten nicht die Nerven verlieren dürfen und weiter kompakt stehen müssen. Das war nicht diszipliniert.“ Schon nach wenigen Spielminuten wurde deutlich, dass auch Spiele gegen Gegner wie den HSV in erster Linie über die fußballerischen Primärtugenden Lauf und Kampf entschieden werden. Und da hatte der Meister in der ersten halben Stunde wenig zu bieten. Während die Gäste im Vergleich zu den Bankrotterklärungen der beiden vergangenen Auswärtsbegegnungen auf Schalke und in Bielefeld sich dieses Mal auffallend couragiert in die Bälle warfen, beschränkte sich Dortmund darauf, das Spiel zu kontrollieren. Der HSV postierte sich in der eigenen Hälfte und beschränkte sich darauf, Chancen des Gegners zu verhindern. Das war nicht glanzvoll, reichte aber, so dass Hamburgs Trainer Kurt Jara seiner Mannschaft eine „hervorragende Leistung im organisatorischen Bereich“ attestierte. Bezeichnend war, dass die größte Torgelegenheit für den BVB aus einem Rettungsversuch des Hamburger Manndeckers Nico-Jan Hoogma resultierte, der den Ball um ein Haar im eigenen Tor versenkt hätte.

Nach dem Wechsel erhöhte Borussia den Druck auf das gegnerische Tor. Was die Gastgeber nun zeigten, war künstlerisch zwar immer noch nicht wertvoll, aber wenn es nicht reicht, über spielerische Dominanz zum Erfolg zu kommen, hat der BVB eben noch einen Tomas Rosicky in seinen Reihen. Der Tscheche besorgte die Führung.

Warum eine Mannschaft, die so zielgerichtet auf Ergebnis spielt, danach den Faden verliert, blieb unergründlich. Der HSV aber kämpfte gegen die sechste Auswärtsniederlage in Folge. Kurz nachdem Bernd Hollerbach einen Handelfmeter, verschuldet von Christoph Metzelder, mit Gewalt über das Tor gejagt hatte, traf der eingewechselte Kim Christensen zum Ausgleich. „Wir haben um dieses Tor gebettelt“, sagte Nationalspieler Sebastian Kehl, während sein Nebenmann Christian Wörns erkannt haben wollte: „Uns fehlt es an Willensausdauer.“

So jubelten am Ende die Hamburger, deren Stürmer Erik Meijer in der Schlussminute die Rote Karte sah. Der Holländer gab später Auskunft mit frappierender Offenheit: „Ich war nicht einverstanden, dass der Schiedsrichter Freistoß pfeift, und da habe ich ihn einfach Wichser genannt.“

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