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© dpa

Borussia Mönchengladbach: Für schwere Fälle

Logan Bailly ist nicht nur Gladbachs Rückhalt, er soll beim Tabellenletzten auch für eine bessere Transferpolitik stehen.

Seit knapp vier Monaten ist Max Eberl jetzt Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach, doch schon in dieser kurzen Zeit hat Eberl etwas erlebt, was seinen Vorgängern Christian Hochstätter, Peter Pander und Christian Ziege stets versagt geblieben ist. Er wird für seine Personalpolitik gelobt. Ein gutes Gefühl? „In unserer Situation ist es generell gut, wenn sich was Positives ereignet“, sagt Eberl. Auch vor dem Spiel in Berlin liegen die Gladbacher noch am Tabellenende der Fußball-Bundesliga; doch nach einer bleiernen Zeit gibt es zumindest leichte Anzeichen für eine Stimmungsaufhellung.

Das liegt zum einen an einer kleinen Serie von drei Spielen ohne Niederlage, vor allem aber an der Personalie Logan Bailly. Zwei Wochen ist es her, dass der Torhüter sich mit fantastischen Reflexen und Paraden bundesweit einen Namen machte. 35 Schüsse flogen in Bremen auf sein Tor, nur einen musste Bailly passieren lassen. Dass die Gladbacher im Weserstadion einen Punkt eroberten, grenzte an ein Wunder – und hatten sie allein ihrem Torhüter zu verdanken. „Weltklasse“ nannte Gladbachs Trainer Hans Meyer die Leistung des Belgiers, Eberl bezeichnete ihn als „Übermann im Tor“, und der frühere Nationaltorhüter Toni Schumacher schrieb über Bailly: „Dieser Kerl ist eine Wucht.“

So viel Wertschätzung ist einer Verpflichtung der Gladbacher lange nicht zuteil geworden. Ihre Transferpolitik stand zuletzt eher für das Prinzip von Versuch und Irrtum, ein Plan war nicht zu erkennen. In den fünf Jahren, in denen Rolf Königs jetzt Präsident des Klubs ist, hat die Borussia mehr als 50 Spieler verpflichtet, als echte Verstärkungen haben sich nur Oliver Neuville und Kasey Keller erwiesen, und die waren schon über 30, als sie nach Gladbach kamen.

Bailly ist Ende Dezember 23 geworden, und obwohl er ein Winternotkauf war, soll er für eine neue, planvollere Personalpolitik stehen. „Wir wollen um ihn eine Mannschaft aufbauen“, sagt Eberl. 2,5 Millionen Euro haben die Gladbacher an Genk überwiesen, zuvor wurde Bailly zwölf, dreizehn Mal beobachtet. „Wir wussten, was er kann“, sagt Borussias Sportdirektor. Bis 2013 läuft Baillys Vertrag. Er gilt auch für die Zweite Liga und enthält laut Eberl selbst für den Abstiegsfall keine Ausstiegsklausel.

Das Spiel in Bremen hat zum ersten Mal die sportlichen Qualitäten des Torhüters in den Vordergrund gerückt, nachdem es zuvor vor allem um Äußerlichkeiten ging. Weil seine Frau acht Jahre älter ist und ein Faible für schrille Outfits hat, Bailly in Belgien als Unterwäschemodell gearbeitet hat, das Haar lang trägt und ein windschnittiges Auto fährt, ist ihm der Ruf eines extrovertierten Glamour-Boys angehängt worden. In Wirklichkeit gibt er sich eher zurückhaltend. Er sei „ein ganz ruhiger Typ“, sagt Bailly über sich.

Extrovertiert ist er allenfalls auf dem Platz. „Logan kommt auch mal 13, 14 Meter aus dem Tor heraus“, sagt Borussias Torwarttrainer Uwe Kamps. Auch auf die Gefahr, dass er nicht an den Ball kommt. Trotzdem schätzt Sportdirektor Eberl Baillys aktive Spielweise: „Wie er zum Ball hingeht, das ist atemberaubend.“ Zum ersten Mal ist ihm das aufgefallen, als Bailly mit Genk gegen Standard Lüttich spielte und nach einem Luftduell mit dem bulligen Stürmer Oguchi Onyewu zu Boden ging. „Beim nächsten Mal ist er wieder raus“, sagt Eberl. Solche Typen können sie in Gladbach gut brauchen. Typen, die sich von Niederschlägen nicht einschüchtern lassen.

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