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Den Raffael in seinem Lauf hält auch Bittencourt nicht auf. Der Kölner weiß sich gegen den Gladbacher nur mit einer Grätsche zu helfen.

© dpa/Gambarini

1:0 im Derby gegen Köln: Borussia Mönchengladbach entdeckt die Null neu

Diesmal kein Abenteuerfußball: Mönchengladbach siegt im rheinischen Derby 1:0 gegen Köln dank einer disziplinierten Defensive.

Ein paar Sekunden lang kratzte sich Yann Sommer genüsslich hinter dem rechten Ohr, dann sagte er: „Schön. Sehr schön.“ Der Sieg über den regionalen Ober-Rivalen Köln behagte dem Gladbacher Torwart sichtlich, und besonders erfreut war der 27-Jährige über das Ergebnis. 1:0 – eine Gegentorfreiheit, die beim Abenteuerfußball der Borussia in der Bundesliga eine echte Rarität geworden ist. Seit der Nullnummer Anfang November gegen den FC Ingolstadt war dies dem Team von Trainer André Schubert nicht mehr gelungen. Doch gegen Köln blieb das Tor nun geschlossen.

Ganz im Sinne von Sommer, der aus lauter Verdruss vor der Begegnung gefordert hatte: „Die Null muss wieder das Ziel sein.“ Ziel abgesteckt, Ziel erreicht – und der Schweizer Nationaltorhüter wusste auch warum: „ Ich habe viel Kampfgeist gesehen und viel Leidenschaft, zu verteidigen. Das war in den letzten Wochen nicht so.“ Sein Trainer André Schubert sah, dass sich die intensive Arbeit unter der Woche ausgezahlt hatte. Der Hauptschwerpunkt bei den Übungseinheiten lag da auf dem Verteidigen gegnerischer Standards. Naheliegend bei 18 Gegentoren nach Eck- und Freistößen.

Den Befreiungsschlag der zuletzt etwas ins Trudeln geratenen Borussia unterstützten die Kölner nach Kräften. Vor allem in der ersten Halbzeit machte die Elf von Peter Stöger den Eindruck, als leide sie unter der ungewohnt dezenten Rückendeckung von den Rängen. Wegen des Platzsturms einiger ihrer Fans beim letzten Gastspiel im Borussia-Park war das Kölner Kartenkontingent halbiert worden. Darüber hinaus platzierten die Anhänger des FC ihre eigene Protestnote, indem sie der Partie fernblieben. So feuerten statt der möglichen 5000 nur 1000 Auswärtsfans ihr Team an. Wobei derKölner Mannschaftskapitän Matthias Lehmann auf die Feststellung Wert legte: „Unsere Kurve war diesmal nicht so voll – aber das hatte nichts mit unserer Leistung in der ersten Hälfte zu tun.“

Der erstaunlich gedämpfte Start der Kölner in den ersten 45 Minuten überraschte die Gastgeber zwar, Irritationen löste er aber nicht aus. Schon gar nicht bei dem wie immer in sich ruhenden Brasilianer Raffael, der das Tor des Tages nach neun Minuten meisterhaft einleitete. Bei seinem Dribbling parallel zur Strafraumgrenze zog er gleich drei Abwehrspieler auf sich, so dass keiner mehr übrig war, um Mittelfeldspieler Mahmoud Dahoud am Torschuss zu hindern. Der gelang dem gebürtigen Syrer dann auch noch auffallend gut, mit dem rechten Außenrist beförderte er den Ball ins rechte untere Toreck.

Schlussmann Timo Horn war machtlos, und ähnlich hilflos musste er in der Folge auch die weitere Nachmittagsgestaltung seiner Mitspieler verfolgen. „Gerade ein Derby muss man emotionaler angehen“, motzte der 22-Jährige im Tonfall von Kapitän Lehmann. „Schön, dass wir das alle so gesehen haben. Das erleichtert die Analyse“, kommentierte Trainer Stöger in bitterer Ironie.

Nach der arg einseitigen ersten Hälfte ging es im zweiten Durchgang phasenweise hoch her, in beiden Strafräumen. Für Gladbach vergab Lars Stindl, auf der Gegenseite Anthony Modeste die beste Torchance nach der Pause. „Diesmal haben wir mit Inbrunst und großem Herz Fußball gespielt und verteidigt“, benannte Sportdirektor Max Eberl den entscheidenden Fortschritt der Borussen. Und Chefcoach Schubert, eigentlich ein erklärter Anhänger des Offensivfußballs, sagte: 2Für uns ist es wichtig zu wissen, dass man so ein Spiel auch mal zu Null runterspielen kann.“

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