zum Hauptinhalt
Gold und Stolz für Kuba. Erislandy Savon (links) trägt einen berühmten Namen und besiegte bei der WM Russlands Olympiasieger Jewgeni Tischtschenko.

© Gateau/dpa

Box-Weltmeisterschaften der Amateure: Erislandy Savon: Ein Name wie ein Versprechen

Der Neffe des großen Felix Savon gewinnt den WM-Titel im Schwergewichtsboxen. Seit Boxen olympisch ist, hat Kuba als erfolgreichste National 76 Titel gewonnen.

Der Neffe also. Am Wochenende hat Erislandy Savon den Stolz Kubas wiederhergestellt. Bei den Box-Weltmeisterschaften der Amateure in Hamburg hat der Neffe des großen Felix Savon, des dreimaligen Olympiasiegers und sechsfachen Weltmeisters, den Titel im Schwergewicht gewonnen. Im Finale entthronte der 27-Jährige den russischen Olympiasieger und Titelverteidiger Jewgeni Tischtschenko, dem er vor zwei Jahren im WM-Finale noch unterlegen war. Dass Kubas Boxer wieder einmal die Weltmeisterschaften dominiert haben, indem sie in fünf der zehn Gewichtsklassen den Titel gewannen, ist eher nebensächlich.

Den Stolz der Kubaner auf diesen prestigeträchtigen Titel muss man in anderen Teilen der Welt nicht unbedingt verstehen. Allerdings hatte der Rest der Welt fast immer das Nachsehen. Seit 1974 werden im olympischen Boxen Weltmeisterschaften ausgetragen. Seither haben die Kubaner als erfolgreichste Nation insgesamt 76 WM-Titel gewonnen. Russland folgt auf Platz zwei mit 23 WM-Titeln vor den USA (16). Fast so viele Titel hat Kuba allein im Schwergewicht gewonnen, der Klasse aller Klassen, nämlich elf von möglichen 19, wobei die Kubaner einmal nicht teilnahmen und Felix Savon 1999 im Finale in Houston aus Protest nicht angetreten war. Der Amerikaner Michael Bennett gewann damals kampflos. Bei den Olympischen Spielen in Sydney ein Jahr später vermöbelte er Bennett.

„Profiboxen ist ein schmutziger Sport“

Für Felix Savon war es damals nach 1992 und 1996 die dritte olympische Goldmedaille. Schon 1988 in Seoul hätte er Gold holen können, aber diese Spiele boykottierte Kuba wie schon zuvor die von 1984 in Los Angeles, bei denen Teofilo Stevenson das vierte olympische Gold nach 1972, 1976 und 1980 verwehrt blieb. Stevenson, der im Sommer vor fünf Jahren verstarb, begründete diese im Sport einzigartige Dominanz, die jetzt 45 Jahre andauert. Stevenson, der auf die amerikanischen Schwergewichts-Olympiasieger Joe Frazier (1964) und George Foreman (1968) folgte, gewann auch dreimal den WM-Titel bei den Amateuren, 1974 und 1978 sowie im Super-Schwergewicht 1986. Übertroffen wurde dieser nach Muhammad Ali wohl charismatischste Boxer nur von Felix Savon, der sechsmal WM-Gold gewann. Diesem wiederum folgte Odlanier Solis, der zweimal Weltmeister im Schwergewicht wurde und 2005 noch einmal im Super-Schwergewicht.

Nun also haben die Kubaner wieder einen im Königslimit. Und zwar einen mit einem Namen, der wie ein Versprechen klingt. Erislandy Savon wurde in Guantanamo geboren, wo Onkel Felix das Boxen erlernte. Bei Olympia 2012 in London war Erislandy noch dem späteren Sieger, dem Briten Anthony Joshua, hauchdünn nach Punkten (16:17) unterlegen. Dieser hatte als Profi erst im April dieses Jahres Wladimir Klitschko in die Rente geschickt. Auch Erislandy Savon könnte als Weltmeister nun als Berufsboxer Reichtum scheffeln, aber er wird es vermutlich seinen Vorbildern Stevenson und Onkel Felix gleichtun. In ihrer Liebe zum kubanischen Volk und wohl auch aus Gründen der Staatsräson wollten sie nie um Dollar-Millionen boxen. „Profiboxen ist ein schmutziger Sport“, hat Felix Savon einmal gesagt. So ist das mit Kuba und dem Boxen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false