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Sport: Boxen: Ein Kind will Profi werden

Auf einen wie ihn warten die deutschen Box-Promoter seit Jahren. Sebastian Köber soll "erst ein Mann werden".

Auf einen wie ihn warten die deutschen Box-Promoter seit Jahren. Sebastian Köber soll "erst ein Mann werden". Und dann Profi. Das rät Helmut Ranze, der alles andere als profifeindlich eingestellte Cheftrainer der deutschen Amateurboxer, dem Bronzemedaillengewinner im Schwergewicht. Ranze warnt vor einem zu frühen Wechsel. "Sebastian ist noch ein Schwergewichtskind und steht mit 21 Jahren erst am Anfang seiner Entwicklung. Er muss erst einmal als Amateur stabil werden, ehe er zum Männerboxen der Profis wechselt."

Sebastian Köber war bei den enttäuschenden fünften Olympischen Spielen des 52-jährigen Boxlehrers der einzige Lichtblick. Der Banklehrling aus Frankfurt (Oder) überzeugte bei seinen Siegen gegen Aripgadijew (Aserbaidschan) und den Kanadier Simmons. Dann lieferte er der Box-Ikone Felix Savon im Halbfinale trotz der 8:14-Niederlage einen bravourösen Kampf.

Heimtrainer Karl-Heinz Krüger sprach von einem Reifeprozess seines Schülers in den vier Runden gegen Savon. "Sebastian wird langsam erwachsen. Das war heute der Anfang seiner Karriere." Die wird Köber nun wahrscheinlich als Profi fortsetzen. Die örtliche Nähe und familiäre Verbundenheit zum einstigen Maske-Trainer Manfred Wolke spricht dafür. Der Vater, Roland Köber, und Wolke boxten einst beim ASK Vorwärts in einer Staffel. Promoter Wilfried Sauerland bestätigte in Sydney die Profiambitionen und verglich Köber bereits mit Axel Schulz: "Sebastian ist so lieb wie Axel. Er wird zu Wolke gehen." Auf jeden Fall soll er aber seine Lehre bei der Deutschen Bank abschließen. Der vermeintliche Schulz-Nachfolger wiegelt noch ab: "Jetzt freue ich mich erst einmal über meine Bronzemedaille und mache Urlaub. Ich weiß wirklich noch nicht, wie ich mich entscheiden werde."

Superschwergewichtler Cengiz Koc, mit 23 Jahren längst erwachsen, hat bereits einen Profivertrag bei Sauerland unterschrieben. Beim gemeinsamen Abendessen im Nobelrestaurant "Mezza Luna" mit dem herrlichsten Blick auf Sydneys nächtliche Skyline wurde der schwere K. o. des charismatischen Berliners gegen den kubanischen Riesen Rubalcaba als beste Werbung empfunden. "Durch den K. o. kennt ihn jetzt jeder", sagte Sauerland vergnügt nach einem eindrucksvollen Auftritt Kocs im ZDF. "Hätte er nach Punkten verloren, würde niemand Notiz von ihm nehmen." Auch Halbmittelgewichtler Adnan Catic wird Profi - bei der Konkurrenz, bei Klaus-Peter Kohl.

Hartmut Scherzer

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