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Sport: Boxen: Sieg des Phantoms

Das Phantom war für seinen Gegner auch diesmal wieder viel zu schnell. Sven Ottke (Karlsruhe) verteidigte seinen IBF-Weltmeistertitel im Supermittelgewicht in der Nürnberger Frankenarena mit einem spektakulären K.

Das Phantom war für seinen Gegner auch diesmal wieder viel zu schnell. Sven Ottke (Karlsruhe) verteidigte seinen IBF-Weltmeistertitel im Supermittelgewicht in der Nürnberger Frankenarena mit einem spektakulären K.-o.-Sieg in der elften Runde über den Franzosen Ali Ennebati zum zehnten Male erfolgreich. Damit stellte der gebürtige Berliner, der für diesen Erfolg 300 000 Mark Prämie kassierte, die innerhalb der Sauerland-Promotion bisher von Henry Maske allein gehaltene Rekordmarke ein. Der 1996 zurückgetretene Maske hatte sein WM-Championat in den Neunzigerjahren ebenfalls zehnmal verteidigt. Ottke machte mit dem 23. Sieg im 23. Kampf zugleich den Weg frei für seine nächste Pflichtverteidigung am 1. September in der Magdeburger Bördelandhalle gegen James Butler.

Der US-Amerikaner wird sich warm anziehen müssen, denn der Champion wird mit zunehmendem Alter immer besser. Wenige Tage nach seinem 34. Geburtstag ließ Ottke seinem Kontrahenten vor 8000 begeisterten Zuschauern bei seinem vierten K.-o-Sieg nie eine echte Chance. "Es war nicht so schwer, wie ich geglaubt hatte. Ich wusste, ich muss Ennebati erschüttern, damit der nicht so ins Laufen kommt", schilderte der alte und neue Weltmeister seine letztlich erfolgreiche Taktik. Der stürmische Ennebati war jedoch keineswegs Fallobst, wie man es sich für freiwillige Titelverteidigungen wie diese gerne mal nimmt. "Wir holen ja keinen Blinden", betonte Ottke.

Ennebati, die Nummer acht der IBF-Rangliste, marschierte wie von Ottke erwartet "wie der Teufel drauflos". Erste Wirkungstreffer des Weltmeisters in Runde drei ließen ihn danach unbeeindruckt. "Der hat genommen, was er kriegen konnte", sagte der Champion über seinen stürmischen, oft aber zu ungestümen Gegner. Ab Runde sechs war Ottke klar der Chef im Ring, wurde immer offensiver, boxte clever und dazu enorm variabel, hieb Ennebati immer wieder auf den Körper, um dessen Deckung nach unten zu ziehen.

Ottkes Taktik ging in der dritten Runde erstmals so richtig auf, als der Franzose nach einem wahren Schlaggewitter erste Wirkung zeigte. Endgültig griff Ottkes Strategie dann in Runde elf, als zwei Niederschläge das Aus für den mutigen Herausforderer bedeuteten. Ennebati, Halbtags-Mitarbeiter der Müllbeseitigung von Versailles, erlitt in Nürnberg die dritte Niederlage seiner Laufbahn (33 Kämpfe seit 1991) und zeigte sich hinterher recht wortkarg. "Ich war heute nicht der, der ich sonst bin", meinte er und verschwieg, dass das wohl in erster Linie an der klugen Kampfführung des Titelverteidigers gelegen hatte.

Trainer Ulli Wegner war von seinem Schützling begeistert. "Die Rechte, die das Ende herbeigeführt hat, stammte aus dem Lehrbuch des Boxens", befand der 59-Jährige. Manager Wilfried Sauerland geriet gar ins Schwärmen: "Jedermann weiß, dass ich ein richtiger Boxfan bin. Heute ist mir angesichts der Leistung von Sven das Herz aufgegangen." Sauerland ist sicher, dass er dieses Gefühl noch einige Male wird auskosten können. Der Weltmeister hat zwar fürs nächste Jahr sein Karriereende in Aussicht gestellt, "Aber bis es so weit ist, werden wir noch Freude an ihm haben", versprach der Manager.

Am Morgen danach schaltete Sven Ottke, der wie sein Gegner im Gesicht deutliche Spuren von der Härte des Kampfes trug, erst einmal ab. Der Champion stand wieder auf dem Golfplatz und frönte seiner zweiten sportlichen Leidenschaft. Viel Zeit, Handicap 24 zu verbessern, bleibt aber nicht. Schon in vier Wochen beginnt die Vorbereitung auf den Kampf mit James Butler.

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