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Gut ausgerüstet, in Zukunft überflüssig? Durch die neue Regeländerung wird der Boxenfunk in der Formel 1 stark eingeschränkt.

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Boxenfunk in der Formel 1: Das Regelwerk als Bürokratiemonster

Am neuen Boxenfunk-Parapgraphen offenbart sich das ganze Dilemma der Formel 1: Sie kann sich nicht entscheiden, was sie sein will. Kein Wunder, dass sich immer mehr Fans abwenden. Ein Kommentar.

Von Christian Hönicke

Autorennen schauen, das konnte man früher auch mit einem Bier in der Hand an der Strecke machen. Start, Vollgas, Ziel, allzu viel musste da nicht im Hirn verarbeitet werden. So simpel ist das leider nicht mehr, schon gar nicht in der Formel 1. Die hat inzwischen einen so komplizierten Modus, dass man ohne aufmerksamkeitssteigernde Substanzen kaum noch mitkommt. Und jetzt wird’s noch ein bisschen komplizierter. Der Weltverband Fia hat nämlich erlassen, dass künftig nur noch bestimmte Anweisungen von der Box an die Piloten gegeben werden dürfen. Verboten sind nun Angaben zum Spritverbrauch und zu Sektorenzeiten eines Rivalen, aber auch konkrete technische Fragen der Piloten.

Das erscheint auf den ersten Blick sogar sinnvoll. Man will die Fahrer schließlich nicht zu stupiden Robotern degradiert sehen, die aus der Box gelenkt werden. Doch bei näherer Betrachtung ist es nur eine weitere hektische Ausbesserung auf einer Straße voller Schlaglöcher. Geschuldet ist die Flut an Funksprüchen schlicht dem vor dieser Saison eingeführten Reglement, das nicht Gasgeben belohnt, sondern den cleveren und schonenden Umgang mit Benzin, Reifen und Auto. Die Formel-1-Piloten anno 2014 sind Manager im Cockpit – je mehr Informationen sie als Entscheidungsgrundlage haben, desto höher sind ihre Siegchancen.

Am neuen Boxenfunk-Paragrafen offenbart sich nun das ganze Dilemma der Formel 1: Sie kann sich nicht entscheiden, was sie sein will. Die Spitze der technischen Entwicklung? Oder klassisches Retro-Racing mit möglichst viel PS und wenigen Fahrhilfen? Je nachdem müsste man den Boxenfunk dann entweder vollständig freigeben oder komplett verbieten.

Inzwischen erinnert das Herumpuzzeln am Regelwerk ans deutsche Steuerrecht, das trotz aller guten Absichten auch immer komplizierter wird. Kein Wunder, dass sich immer mehr Rennsport-Fans von einem solchen Bürokratiemonster abwenden. Funkspruch an die Fia-Box: Bitte mal ein Formel-1-Reglement ersinnen, das auf einen Bierdeckel passt. Damit wir noch mitkommen. Roger?

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