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Sport: Brandstifter als Feuerlöscher

Wir haben einen Trainer gesucht, der unbelastet ist“, sagte der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, Wolfgang Holzhäuser, und strahlte. Das war vor zweieinhalb Jahren.

Wir haben einen Trainer gesucht, der unbelastet ist“, sagte der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, Wolfgang Holzhäuser, und strahlte. Das war vor zweieinhalb Jahren. Als neuer Coach präsentiert wurde damals Bruno Labbadia, ein ehemaliger Bundesligastürmer, der sich während seiner aktiven Zeit unter anderem durch einen Treffer hervorgetan hatte, bei dessen Entstehung er bereits zwei Mal im Strafraum hingefallen war, sich dann wieder aufgerappelt und unbeirrt weitergedribbelt hatte. Es wurde ein Tor des Monats.

Auch als Bundesligatrainer ist Labbadia mittlerweile zwei Mal ins Straucheln geraten und lang hingeschlagen. Bayer Leverkusen und den Hamburger SV trainierte er jeweils für eine Saison. Und am Ende der Engagements, die jeweils sehr vielversprechend begannen und jeweils ziemlich enttäuschend endeten, war das Schlitzohr von einst so etwas wie der Tor des Jahres. Unbelastet ist er nicht mehr.

In steter Regelmäßigkeit schmierte Labbadia nach gutem Spätsommer und Herbst in der Rückrunde mit seinen Teams ab. Mit Bayer stürzte er von Rang 5 auf 9, mit dem HSV von 4 auf 7. Nicht nur sportlich hinterließ der scheidende Coach in beiden Klubs einen Scherbenhaufen. Beide Male fanden Mannschaft und Trainer schon nach wenigen Monaten keinen gemeinsamen Nenner mehr. Es bleibt das Bild eines Trainers, der es zwar vermag, einer Mannschaft kurzfristig Leben und Spielfreude einzuhauchen, dann aber mit schöner Regelmäßigkeit die Kontrolle über seine Spieler und vor allem zu viele Punktspiele verliert.

Als Trainer mit langfristigem Konzept hat sich Labbadia bislang nirgendwo präsentiert. Nun soll der Brandstifter es plötzlich als Feuerlöscher versuchen. Seine Verpflichtung als Nachfolger von Jens Keller zeigt auch, wie groß die Verzweiflung beim VfB Stuttgart derzeit ist. Wobei die Entscheidung für den „Einjahrestrainer“ eigentlich nur folgerichtig ist. Labbadia ist der 15. Stuttgarter Trainer in 15 Jahren. Problematisch könnte höchstens werden, dass nur noch ein Spiel ansteht. Dann beginnt die Rückrunde.

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