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Bremen - Hoffenheim 2:0: Werder endlich im Gleichgewicht

Beim Sieg gegen Hoffenheim zeigt sich Werder Bremen gut sortiert. Die Süddeutschen erkämpften sich zwar nach der Halbzeit ein Plus an Ballbesitz und Ecken, doch sprangen aus dieser Überlegenheit zu wenige Chancen heraus.

Es ist ein altes Ritual bei Werder Bremen, dass die Fußball-Profis um das größte Volksfest des Nordens keinen Bogen machen. Der Bremer Freimarkt wurde schon zu Zeiten von Otto Rehhagel stets gemeinsam besucht. Diesmal ist von Vereinsseite kurzerhand entschieden worden, nach dem Bundesligaspiel gegen 1899 Hoffenheim dem Bayern-Zelt einen Besuch abzustatten. Gutes Timing für die abendliche Party: In Stimmung gebracht hatten sich Spieler und Zuschauer zuvor am Samstagnachmittag im Weserstadion, wo Werder ein verdienter wie überzeugender 2:0 (2:0)-Sieg gelang. Die Hanseaten sind damit seit 14 Pflichtspielen ungeschlagen, überdies ist Torwart Tim Wiese seit 619 Minuten ohne Gegentor. Ein Fakt, der viel über den heimlich, still und leise vorgenommen Stilwechsel unter Trainer Thomas Schaaf besagt.

Vor fast genau einem Jahr, am 27. September 2008, hatten die Bremer gegen Hoffenheim ein furioses 5:4 gefeiert; ein Spiel, das bis heute als Prototyp des Schaaf’schen Sturm-und-Drang-Stils herhält. Doch 2009/2010 spielt Werder anders: effektiver und effizienter, disziplinierter und organisierter. Schaaf gab zu, dass ihm der aktuelle Erfolg mehr gefallen habe als damals das Torfestival, „wir sind noch einen Schritt weiter.“ Und dann lobte er die „sehr gute Defensive.“ Dabei ragten Torsten Frings, Abwehrchef Per Mertesacker (100 Prozent gewonnene Zweikämpfe) und in letzter Instanz Schlussmann Wiese heraus. Der 28-Jährige war nämlich an der Schlüsselszene beteiligt: Nachdem er Maicousel gefoult haben sollte, was Wiese energisch bestritt, wehrte der Nationaltorhüter den von Carlos Eduardo schwach geschossenen Strafstoß ab. „Wiese für Deutschland“ skandierten daraufhin die Werder-Anhänger. „Was soll ich dazu noch sagen?“ beschied Wiese. „Ich kann nur meine Leistung im Verein bringen.“

Die brachte er gestern. Und nicht nur deshalb scheint es, dass die Balance zwischen offensiver Ausrichtung und defensiver Absicherung gefunden hat. „Wir arbeiten alle mehr nach hinten. Wir haben uns vorgenommen, das eigene Tor bis aufs Blut zu verteidigen“, sagte Frings. Das hat letztes Jahr komplett gefehlt.“ Erfolgreich ist Werder allerdings auch nur, weil im vorderen Bereich nach wie vor Ausnahmekönner wie Mesut Özil und Claudio Pizarro wirken. Der Spielmacher schlug jene Ecke und jenen Freistoß, nach denen Pizarro mit einem gekonnten Kopfball und Mertesacker aus kurzer Distanz die Siegtore erzielten.

Beim Verlierer gab es dagegen Frust. „Die ersten 20 Minuten waren wir Chef im Ring. Dann verschießen wir einen Elfmeter und schlafen bei einer Ecke“, sagte Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick. Seine Maßnahme, die mit Bosnien in der WM-Qualifikation eingespannten Leistungsträger Sejad Salihovic und Vedad Ibisevic anfangs zu schonen, ging nicht auf.

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