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Sport: Bremsen für Schumacher

Von Frank Bachner Berlin. Timo Scheider ist nicht sonderlich bekannt.

Von Frank Bachner

Berlin. Timo Scheider ist nicht sonderlich bekannt. Wie auch, er fährt ja nicht in der Formel 1, er lenkt nur einen Opel bei der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft, Schade eigentlich, denn der Rennfahrer Scheider macht ein Angebot. „Ich bremse auch für Schuuuumi - eine Initiative des Ferrari-Fördervereins für Stallorder“ pappt als Aufkleber auf seinem hochtourigen Sportwagen. So weit ist es also gekommen, selbst die dritte Reihe der Rennsportszene macht sich lustig über den Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher. Der hat den Großen Preis von Österreich nur gewonnen, weil sein Teamkollege Rubens Barrichello von Ferraris Leitstelle den Befehl bekam, den Star vorbeizulassen. „Schumachers zynischer Sieg bringt Schande über die Formel 1“, donnerte danach sogar die seriöse „Times“.

Schande, sicher. Aber auch Unterhaltung. Die Formel 1 hat wieder ihr Thema. Es drohte ja schon die große Langeweile. Schumachers-Ein-Mann-Show, ein Immer-Sieger mit riesigen Vorsprung, wen interessiert das schon auf Dauer? RTL überträgt am Sonntag den Großen Preis von Monaco (14 Uhr/live in Premiere), der Sender braucht Quote. Fragt sich nur ob die Ferrari-Sponsoren auch so glücklich sind. Sie werben schließlich für ein Trickser-Team. Wenn selbst „Bild“ vom „Sieg der Schande“ schreibt, droht schließlich ein Imageschaden.

„Nein, durch diese Einzel-Aktion nicht“, sagt Iris Lohrer vom Kölner Marktforschungsinstitut „Sport + Markt“, verantwortlich für Motorsport. „Die Aktion ist für Sponsoren, unabhängig von moralischen Punkten, eher positiv. Je öfter Ferrari bei der Berichterstattung im Bild ist, umso öfter ist das Sponsoren-Logo zu sehen. Es muss schon viel passieren, bis das Image einer Sportart leidet. “

Nun ja, ein paar Zwangsbremsungen genügen schon. „Wenn die Stallorder zum System wird, ist dies natürlich problematischer für das Image“, sagt Iris Lohrer. Joachim Lange, Marketing-Experte aus Köln und Spezialist für Motorsport, wird noch eine Spur deutlicher. „Der Imageschaden überwiegt bei dieser Aktion“, sagt er, obwohl Sponsoren dadurch öfter im Bild auftauchten. „Wir sind sehr froh, dass zwei Ferrari-Fahrer die ersten Plätze belegt haben“, sagt Heiko Witzke vom Ferrari-Sponsor Vodafone zwar, aber das ist die offizielle Version. „Inoffiziell“, da ist sich Lange sicher, „waren die Sponsoren sicher nicht erfreut.“ Und wenn sich die Tricks wiederholen, dann könne das schädlich sein. Schließlich erstellen Sponsoren am Saisonenende ein Psychogramm des Teams. „Da geht es um die Frage: Passt das Team zu uns? Wenn man mit dem Team dann nur Trickserei verbindet, dann gibt es Probleme“, sagt Lange. Vor allem, weil auch in der Formel 1 das Geld knapp wird. „Der Boom, der von Schumacher losgetreten wurde, wird zurückgehen“, sagt der Marketing-Experte eines Ferrari-Sponsors. Eine Aktion wie in Österreich bringt Schlagzeilen, macht die Formel 1 interessant. „Aber Glaubwürdigkeit ist enorm wichtig. Wenn die nachlässt, geht dieser Sport kaputt.“

Joachim Lange warnt jedenfalls vor zu vielen Spielchen. Auch wenn nach dem Reglement gar nicht klar ist, ob eine solche Stallorder erlaubt ist oder nicht. Wenn Schumacher nur dadurch Weltmeister wird, dann gäbe es wohl Krach an der Basis: „Die Fans nehmen vieles hin“, sagt Lange, „aber es ist ein Riesenfehler, wenn man die Rechnung ohne sie macht.“ Dann bleibt es nicht bei Aufklebern.

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