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Sport: Bronze mit Verspätung

Benedikt Voigt über die letzten Entscheidungen von Salt Lake City Neulich wollte Juanito, wie sich der Wahlspanier aus dem Allgäu gerne nennt, in Australien ein offizielles Rennen bestreiten. Es wäre Johann Mühlegg beinahe gelungen, doch kurz bevor er die Startnummer abholen konnte, erinnerten sich die Organisatoren, dass der Skilangläufer seit den Olympischen Spielen von Salt Lake City wegen Dopings für zwei Jahre gesperrt ist.

Benedikt Voigt über die letzten Entscheidungen von Salt Lake City

Neulich wollte Juanito, wie sich der Wahlspanier aus dem Allgäu gerne nennt, in Australien ein offizielles Rennen bestreiten. Es wäre Johann Mühlegg beinahe gelungen, doch kurz bevor er die Startnummer abholen konnte, erinnerten sich die Organisatoren, dass der Skilangläufer seit den Olympischen Spielen von Salt Lake City wegen Dopings für zwei Jahre gesperrt ist. Auch Mühlegg scheint in diesem Punkt eine Erinnerungslücke zu haben. Er bereitet sich auf die Saison 2002/2003 vor, als wäre nichts gewesen. Auf seiner Homepage schreibt er: „Im Sommercamp in Australien hatte ich mit meinem Team die neue Saisonvorbereitung gestartet und ausgiebig neues Material getestet. Einen positiven Entscheid vom Internationalen Sportgerichtshof zu den mir angehängten Vorwürfen zur Anerkennung meiner dritten Goldmedaille - erwarte ich Anfang Dezember 2002.“ Der Rest der Welt erwartet das Gegenteil.

Kurz vor Beginn der neuen Wintersportsaison steht die letzte Disziplin der Olympischen Spiele 2002 an: die Verhandlungen vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS). Diese neue Sportart verhalf gestern dem Österreicher Benjamin Raich zu einer olympischen Bronzemedaille, weil eben diese dem Schotten Alain Baxter aberkannt wurde. Der Drittplatzierte des Slaloms von Deer Valley hatte durch ein Nasenspray verbotene Metamphetamine zu sich genommen. Unbewusst, heißt es. Sein Fall ist nicht zu vergleichen mit den Dopingvergehen der Skilangläufer Johann Mühlegg, Larissa Lasutina und Olga Danilowa, die demnächst verhandelt werden. „Die CAS-Entscheidung wird ein Meilenstein sein“, sagt Sarah Lewis, die Generalsekräterin des Internationalen Skiverbandes (FIS). Den drei Ausdauersportlern war der Epo-Ersatz Darbepoietin nachgewiesen worden. Das Trio zweifelt nun die Methode an, mit der es überführt wurde. Damit geben die Langläufer indirekt die Einnahme der Substanz zu, dennoch haben sie Chancen auf einen juristischen Erfolg.

Es wäre ein harter Rückschlag für die FIS. Der Skiverband nimmt den Dopingkampf endlich ernster. Er muss es auch, denn der Skilanglauf steht nach den Dopingfällen von Salt Lake City als olympische Disziplin in Frage. Erstmals werden im kommenden Winter die Dopingtests von einer unabhängigen Agentur durchgeführt. Auch die Industrie reagiert. Die Skifirma Fischer, für die auch Johann Mühlegg läuft, kündigte an, keine Verträge mehr mit überführten Doping-Sündern abschließen zu wollen. Das ist vielleicht die Sprache, die auch Mühlegg versteht: Atención, Juanito, Skier abgeben.

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