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Sport: Bronzener Glanz

Die deutschen Handballerinnen erringen eine WM-Medaille und wollen nun ein eigenes Image entwickeln

Die schwarz-rot-goldene Fahne, mit der sie zum Abschluss eine Ehrenrunde durch den Palais Ominsports in Paris-Bercy gelaufen war, hielt sie noch immer fest in ihrer Hand, dazu den Pokal für die beste Spielerin in dieser Handball-Partie. „Es war so schön, dass ich beinahe geheult hätte“, sagte Grit Jurack nach dem Spiel gegen Rumänien strahlend. Mit Jurack haben die deutschen Handballerinnen die ersehnte Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft gewonnen, die erste Medaille für die deutschen Frauen seit Bronze 1997.

36:35 (32:32, 11:18) hatten die Deutschen am Ende gewonnen, nach zwei Verlängerungen, nach enormen Kraftanstrengungen. „Das war unglaublich, zweimal einen solchen Rückstand aufzuholen“, sagte Jurack, die nicht nur gegen Rumänien zwölf Mal traf, sondern mit 85 Treffern auch zur besten Werferin des Turniers avancierte. „Es hat einfach alles gepasst“, verkündete auch Bundestrainer Armin Emrich im Jubelton und huldigte Jurack, die ihr Geld beim dänischen Topklub Viborg HK verdient: „Sie ist eine echte Mannschaftsführerin und große Persönlichkeit auf und abseits des Platzes.“ Weltmeister wurde zum dritten Mal Russland, das im Finale die Norwegerinnen mit 29:24 (16:12) besiegte.

Die körperlich überlegenen Rumäninnen waren ein unbequemer Gegner für die Deutschen. Zwar brachte Jurack ihre Mannschaft mit drei Treffern beim 4:3 zunächst in Führung, doch danach dominierte der Gegner nach Belieben. Die Torfrauen Sabine Englert und Clara Woltering hielten zu wenig Bälle, und im Angriff gab es kaum Tore. Zur Halbzeit lag Deutschland gegen den Vizeweltmeister von 2005 11:18 zurück.

In der zweiten Halbzeit mobilisierten die Deutschen ihre letzten Reserven – und konnten, angeführt von einer überragenden Jurack, beim 19:19 (42.) tatsächlich ausgleichen. Die Rumäninnen konterten aber noch einmal und fühlten sich beim 28:21 (50.) erneut wie der sichere Sieger. Doch wieder holten die Deutschen Tor um Tor auf – und sechs Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit glich Maren Baumbach (Kopenhagen) unter dem Jubel ihrer Mitspielerinnen zum 32:32 aus. „Ich habe nur gedacht, der Wurf muss jetzt sitzen“, sagte Baumbach. In der Verlängerung ging Deutschland dann mit zwei Toren in Führung, doch die Rumäninnen bäumten sich auf und hatten beim 35:35 (68.) wieder alle Chancen. Dann verwarf Welthandballerin Nadine Krause 50 Sekunden vor dem Ende zwar einen Siebenmeter, nutzte aber den Nachwurf zum 36:35. Diesen Vorsprung verteidigte die deutsche Abwehr nun zäh – und als der letzte Freiwurf am Tor vorbei strich, stürmte alles auf Jurack zu, die Hauptdarstellerin in diesem Handballkrimi.

Unabhängig vom Ausgang des kleinen Finales hatte der deutsche Delegationsleiter Reiner Witte bereits ein positives Fazit gezogen. „Wir sind jetzt endgültig in der Weltspitze angekommen“, sagte der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB). In der Tat hatte das Team alle Experten verblüfft, als es den großen Favoriten Norwegen beim 30:33 an den Rand einer Niederlage gebracht hatte.

Nun sei der Verband gefordert, sagt Witte. Er möchte „dem Frauenhandball ein eigenes Image verpassen“. Doch das wird dauern. Die TV-Präsenz des Frauen-Handballs beschränkt sich bislang auf große Turniere, und Stars wie Jurack spielen in Dänemark.

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