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Bulgarien: Bobics Balkan Projekt

Herthas Ex-Profi Fredi Bobic will Bulgariens Klub Burgas aufrüsten. Ziel ist die Europa League.

Von Christian Otto

Zum Abschluss eines ernsten Fußballabends setzte Fredi Bobic sein schönstes Lächeln auf. Ein Testspiel gegen den Deutschen Meister VfL Wolfsburg nur mit 0:1 zu verlieren, empfand er als richtig gute Referenz. Auch der mächtige Präsident Mitko Sabev, der während der Partie im österreichischen Going auf der Auswechselbank saß, machte ein zufriedenes Gesicht. „Mein Traum ist es, in den nächsten fünf Jahren in die Europa League zu kommen“, sagt Bobic. Das millionenschwere Projekt beim bulgarischen Erstligisten FC Tschernomorez Burgas, das der Ex-Hertha-Stürmer als Geschäftsführer vorantreiben darf, macht ihn stolz. Bobic spricht von einer Fußball-Revolution, die er mit Burgas-Trainer Krassimir Balakov starten will.

Es regnete in Strömen, als Jochen Seitz im Trainingslager in Längenfeld von seinen ersten sonnigen Wochen mit Bobic und Balakov berichtete. „Die Stadt Burgas liegt direkt am Strand, da gibt es viele Touristen. Und unser Verein ist ein interessantes Projekt“, versichert der 33-Jährige über seine Wahlheimat am Schwarzen Meer. Der frühere Bundesligaprofi führt als Abwehrchef eine Mannschaft an, die derzeit aus 15 Bulgaren und zehn Ausländern besteht und die schon erstaunlich viele deutsche Vokabeln gelernt hat. Denn im Tor steht mit Pascal Borel ein ehemaliger Bremer. Und der bildet mit Seitz und Bobic, der sich bis 2014 an den Verein gebunden hat, ein deutsches Balkan-Dreieck. Dazu wurden mehrere Südamerikaner eingekauft. „Mit genügend Kapital kommst du in Bulgarien schnell in die Erste Liga. Aber wir wollen hier in Ruhe etwas aufbauen“, sagt Bobic, der mit seiner Familie weiter in Berlin lebt und deshalb zum pendelnden Vielflieger geworden ist.

Leider hat es nicht nur Vorteile, wenn sich ein wohlhabender Fußball-Laie als Präsident eines Vereins wie Burgas annimmt. Bobic und sein Team müssen ständig damit leben, dass ihr Chef als Abramowitsch des Balkans bezeichnet wird. Das liegt an den vielen Ölleitungen, Tankstellen und sogar Satelliten, die dem Burgas-Boss gehören sollen. „Klar, der Mann ist stinkreich. Aber er ist trotzdem ganz normal. Und er investiert nicht nur in das Team, sondern auch in den Klub und die ganze Stadt“, versichert Bobic. Der Verein brauche, bevor er sich seinen Markt und sein Publikum erobere, neue Strukturen. Man stehe mit Burgas für das neue Europa. Ohne Korruption und Bestechung. Eine solide sportliche Grundlage wird es Anfang kommenden Jahres geben, wenn das neue, rund 20 Millionen Euro teure Trainingszentrum inklusive eines Magath-Trainings-Hügels in Burgas fertiggestellt ist. Und für das neue Stadion, geplant wird mit einem Fassungsvermögen von 30 000 Zuschauern, dient die Münchener Allianz-Arena als leuchtendes Vorbild.

Es sind paradiesische Rahmenbedingungen und eine Portion Macht, die vor allem Bobic gelockt haben. „Ich kann hier die Dinge selbst entscheiden und etwas Großes aufbauen“, sagt Bobic über seine zweite Karriere fernab der Bundesliga.

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