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Bundesliga: Bayern bleibt ein Traum

Schalke hat viel Aufwand betrieben, um die Münchner anzugreifen - doch vor dem Duell am Samstag trennen sie noch immer Welten.

Immer dann, wenn der FC Bayern München ins Gespräch kommt, dann macht sich bei den Schalker Verantwortlichen eine spürbare Demut breit. Von einem Vorzeigeklub ist in diesen Momenten die Rede, von wirtschaftlichem Erfolg und von vielen Meisterschaften und internationalen Titeln. „Die Bayern sind uns in fast allen Belangen noch weit voraus“, betont Schalkes Manager Andreas Müller stets, wenn es um den Vergleich zwischen beiden Klubs geht. Ein wenig wollen sie in Gelsenkirchen auch so sein wie der von den Schalker Fans so ungeliebte FC Bayern. Auch wenn dies wohl niemand in verantwortlicher Stelle offen zugeben würde.

Auch deshalb haben sie beim FC Schalke 04 in den letzten Jahren unter großem finanziellen Risiko gehandelt. Erst haben sie viel Geld in die Mannschaft investiert, mit dem Anspruch, mindestens die dritte Kraft in der Bundesliga zu werden. Später noch viel mehr in ein neues Stadion. Sie haben sich von Rudi Assauer getrennt, weil der ehemalige Manager nach Auffassung der Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder in der Außenwirkung nicht mehr tragbar gewesen sei. Ihr größter Coup war aber, dass sie mit dem russischen Energiekonzern Gazprom einen finanziell überaus potenten Hauptsponsor gefunden haben. Dieser Zusammenschluss dürfte zum einen dazu beigetragen haben, dass der Klub finanziell handlungsfähig geblieben ist. Zum anderen war er der Grundstock dafür, dass die Westfalen den Bayern weiter nacheifern können. Und so verfügen die Schalker nach Branchenschätzungen mit weit über 40 Millionen Euro Gehaltskosten hinter den Münchenern wohl über den zweitteuersten Kader der Bundesliga.

Doch auch wenn partiell Fortschritte zu sehen sind, vollzieht sich der Aufstieg ins Establishment trotz des hohen Aufwands schleppend, wie sich auch in dieser Saison gezeigt hat. Gerade in Schalke müssen die Verantwortlichen weiterhin einen Spagat zwischen hemdsärmeliger Volksnähe und Weiterentwicklung des Klubs realisieren. „Wir sind ein Klub voller Emotionen. Und davon haben wir auch immer gut gelebt“, sagt Manager Andreas Müller. In den Entscheidungsgremien des FC Bayern München dagegen brauchen Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge oder Franz Beckenbauer den Reaktionen der Fans weniger Beachtung zu schenken. Vielmehr geht es Ihnen trotz aller Hahnenkämpfe darum, eine Mannschaft zu formen, die nach Fertigstellung sofort den Ruf eines Titelfavoriten innehat. Von diesem Selbstverständnis sind sie in Schalke noch meilenweit entfernt, es geht lediglich um Konkurrenzfähigkeit, sagen sie.

Gerade in der aktuellen Diskussion um die mögliche Entlassung von Trainer Mirko Slomka wird deutlich, auf welch schwierigem Weg sich der Klub befindet. Da fordert der eine, Präsident Josef Schnusenberg, einen Trainer mit internationalem Ansehen. Wohl auch, um dem Klub mehr Glanz zu verleihen. Der andere, Andreas Müller, will an den Gegebenheiten nichts ändern und weniger spektakulär weitermachen.

Es geht bei den Westfalen aber auch um den Mangel an sportlicher Kompetenz. Besitzt der FC Bayern fast schon zu viele Experten und ehemalige Nationalspieler in seinen Reihen, liegt die Last in Gelsenkirchen einzig auf Andreas Müller. In sportlich schwierigeren Zeiten wie derzeit versuchen Steuerberater Schnusenberg und Fleischfabrikant sowie Aufsichtsratsvorsitzender Tönnies, Einfluss zu nehmen. Andere Personen in den Klubgremien wagen dagegen keine öffentlichen Vorstöße. Zu Zeiten, in denen der Klub auf seinen jetzigen Stand entwickelt wurde, schien es der richtige Weg zu sein, erst Rudi Assauer und nun Andreas Müller ausnahmslos zu vertrauen. Die Schalker scheinen allerdings einen Punkt erreicht zu haben, an dem eine Weiterentwicklung ohne strukturelle Veränderungen nur schwer möglich scheint. Zumindest heute Nachmittag können die Schalker die Fortschritte ihrer Entwicklung auskosten. In der Arena haben die Bayern noch nie gewonnen. „Und das soll auch so bleiben“, sagt Andreas Müller.

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