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Nichts sehen, nichts sagen. Die HSV-Spieler Dennis Aogo (links) und Kapitän Heiko Westermann stehen nach der Niederlage gegen Nürnberg unter Schock.

© dpa

Bundesliga-Dino: Alles so schlecht wie gehabt beim HSV

Die Heimniederlage im ersten Spiel erinnert den Hamburger SV an das katastrophale letzte Jahr. Rafael van der Vaart ist als Retter im Gespräch, doch es wird wohl auf zwei andere Neuzugänge hinauslaufen.

Als HSV-Trainer Thorsten Fink am Samstagnachmittag in der 58. Minute Robert Tesche für Jacopo Sala einwechselte, brach ein Sturm der Entrüstung in der Arena los. Tesche ist ein blasser Profi, der sich in Hamburg nie hat etwas zuschulden kommen lassen. Der ehemalige Coach Bruno Labbadia hielt ihn bei seiner Verpflichtung sogar für einen „kommenden Nationalspieler“. Das war dann doch etwas hoch gegriffen; Tesche stellt keine Forderungen und füllt brav den Hamburger Kader auf. Aber nach einer knappen Stunde Spielzeit, in der dem HSV in jeder Aktion anzusehen war, dass er gegen den 1. FC Nürnberg bloß nicht verlieren wollte, nun auch noch einen defensiven für einen offensiven Mittelfeldmann einwechseln – das verstand kein Anhänger der Norddeutschen. Fink hatte später keine Lust, diese Entscheidung zu erklären. Er nuschelte nur irgendetwas von seiner Verantwortung, etwas zu ändern. Das Signal war fatal: Mit Tesche brachte Fink nur seine Hoffnung ins Spiel, irgendwie ein 0:0 zu halten. Gegen Nürnberg.

Weil den Franken zehn Minuten später das siegbringende 1:0 durch Hanno Balitsch gelang, wirkte der Rückgriff auf Tesche noch unglücklicher. Man musste jedoch fast Mitleid haben mit Fink, denn als er in der 70. Minute den von den Fans geforderten Maximilian Beister und den 3,5-Millionen-Euro-Stürmer Artjoms Rudnevs brachte, wurde es nicht besser. Nur hektischer: Rückkehrer Beister schoss aus verschiedenen Entfernungen FCN-Torwart Raphael Schäfer in die fangbereiten Handschuhe. Rudnevs unterstrich den Eindruck einiger Trainingsbeobachter: Die Bundesliga ist eine Nummer zu groß für den Letten. Am Ende stand die Niederlage, die den besten Hamburger zu folgendem Fazit bewegte: „Wir sind unzufrieden, die Fans sind unzufrieden, wir haben eine unentspannte Woche vor uns. Das ist einfach Scheiße“, sagte Torwart René Adler, der bei drei Nürnberger Chancen glänzend reagiert hatte.

Ein Spiel nur, und alles beim HSV ist schon wieder so schlecht wie in den letzten Wochen der Rückrunde 2011/2012. Langsam richtet sich die Kritik auch gegen Thorsten Fink. Der Trainer versprach zwar, er verliere den Glauben an sein Team nicht. Doch wie sieht es umgekehrt aus? Längst haben die Profis gemerkt, dass dieser Coach ihnen kein System zur Verfügung stellt, auf das sie vertrauen können. Der Hamburger Fußball funktioniert dergestalt, dass der Ball ins zentrale Mittelfeld geliefert und dort von Heiko Westermann lang nach vorn geschlagen wird. Der zentrale Nürnberger Mittelfeldspieler Hiroshi Kiyotake allein hatte mehr sinnvolle Kurzpässe anzubieten als das gesamte HSV-Mittelfeld. Dass es andere mit viel weniger Geld längst viel besser machen können als der große HSV, haben nun auch die meisten Profis gemerkt. „Mannschaften wie Nürnberg oder Freiburg machen es uns vor“, klagte Mittelfeldspieler Marcell Jansen, „wir haben einfach keine Weiterentwicklung.“

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Wenn die Entwicklung von innen fehlt, können frische Kräfte von außen helfen. Es ist zu bezweifeln, dass Rafael van der Vaart hierzu gehört. Selbst mithilfe der Kühne-Millionen wird der HSV diesen Transfer mit seinem Volumen in Höhe von 35 Millionen Euro (Ablöse plus Gehalt für drei Jahre) nicht stemmen können. Anscheinend soll ein osteuropäisches Duo helfen, die Nöte im Hamburger Mittelfeld zu lindern. Am Mittwoch stößt der bereits verpflichtete Kroate Milan Badelj zum HSV. Dann hat er seine Pflichten in der Champions-League-Qualifikation für Dinamo Zagreb erledigt.

An seiner Seite soll Petr Jiracek das Spiel des HSV ankurbeln. Der Tscheche absolvierte am Montag bereits den Medizincheck in Hamburg und dürfte rund fünf Millionen Euro kosten. Arnesen hat die Vorzüge der neuen Profis schon einmal skizziert: „Der eine kämpft, der andere ist ein Spielmacher.“ Sollte das auch nur ungefähr zutreffen, könnte ein Gutteil der HSV-Sorgen bald der Vergangenheit angehören. Für die überforderten Mittelfeldspieler Skjelbred und Westermann dürfte dann kein Platz mehr im Team sein. Kapitän Westermann ist zwar ein tadelloser Sportler mit Eignung zum Führungsspieler. Nur ist er auf der Sechs fehlbesetzt.

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