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Schnelle Reaktion. Beim Spiel gegen Levante sortierte Trainer Slomka nach einem Platzverweis die Mannschaft neu.

© dapd

Bundesliga: Hannovers Basis des Erfolgs

Mirko Slomka, Trainer von Hannover 96, hat ein Händchen für das richtige Spielsystem und die richtigen Personalien. „Der Trainer stellt uns auf jeden Gegner perfekt ein“, sagt Mittelfeldspieler Sergio da Silva Pinto über Slomkas Arbeit.

Von Christian Otto

Selbst das nimmt ihm keiner mehr übel. Kurz vor den wichtigen Heimspielen, wenn die Fans besonders gerne zusehen wollen, hält Mirko Slomka seine Helden unter Verschluss. Auch vor dem Heimspiel am siebten Spieltag von Hannover 96 gegen Meister Borussia Dortmund (17.30 Uhr) kam dieser grüne, erbarmungslose Vorhang zum Einsatz, der den Trainingsplatz am Stadion vor neugierigen Blicken schützt. Die Geheimniskrämerei von Slomka ist Teil seiner Pedanterie. „Der Trainer stellt uns auf jeden Gegner perfekt ein“, sagt Mittelfeldspieler Sergio da Silva Pinto über Slomkas Arbeit. Hannover scheint im eigenen Stadion derzeit unbezwingbar.

Der Blick zurück auf seine Amtsübernahme im Januar 2010 offenbart ein Kuriosum der Fußball-Bundesliga. Denn Slomka, der nach seiner Entlassung bei Schalke 04 rund 20 Monate lang arbeitslos und schwer vermittelbar war, hat sich in Hannover gegen alle Widrigkeiten durchgesetzt. Präsident Martin Kind war angesichts seiner Verpflichtung zunächst nur bedingt glücklich. Im Moment muss er eher bangen, ob Slomka seinen auslaufenden Vertrag verlängert. Selbstkritisch gesteht der Funktionär ein: „Mirko Slomka als Trainer und Jörg Schmadtke als Geschäftsführer machen einen hervorragenden Job. Sie sind die Basis für unseren Erfolg.“ Während Schmadtke das Lob für seine klugen Transfers still und heimlich genießt, gibt Slomka die Rampensau. „Wir bieten unseren Fans ein Spektakel“, sagt der 45-Jährige gern. Was sich nach Fußball-PR anhört, stimmt aber tatsächlich.

Die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Gegner düpieren, ist bemerkenswert. Slomkas Händchen für das richtige Spielsystem und die entscheidenden Personalien ist verblüffend. Ob Karim Haggui, Mario Eggimann oder Neuzugang Felipe – keiner der guten 96-Innenverteidiger hat eine Einsatzgarantie. Auch im Sturm herrscht bei den Niedersachsen ein Überangebot. „Ich möchte nicht in der Haut des Trainers stecken“, sagt Angreifer Mame Diouf, der mit Didier Ya Konan, Mohammed Abdellaoue und Artur Sobiech um Einsatzminuten streitet. Slomka presst aus dieser Konstellation das Optimum heraus: früh stören, viel grätschen und schnell kontern – diese Taktik hat Slomka perfektioniert. Durch den Neuzugang Szabolcs Huszti ist zudem ein Spielgestalter gewonnen worden, der Hannover noch unberechenbarer macht.

Wie flexibel Slomka bei seiner Form der Rotation und dem Wechsel der Spielsysteme ist, dafür gab es gerade ein Lehrbeispiel. Europa League, Heimspiel gegen UD Levante: Ein früher Platzverweis gegen Haggui drohte den ganze Abend zu ruinieren. Was tat Slomka? Er wechselte mit Felipe einen Innenverteidiger ein, holte Jan Schlaudraff vom Platz und improvisierte in Windeseile um den unscheinbaren Lars Stindl eine neue Mischung aus Einsatzfreude und Konterstärke. Der Gast aus Spanien wähnte sich im Vorteil, büßte seine Führung und vor allem seine Ordnung ein. Levante unterlag mit 1:2. „Wenn wir in der Regeneration nach dem Levante-Spiel alles richtig machen“, sagt Slomka, „dann bin ich auch gegen Dortmund optimistisch.“

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