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Bundesliga: Karlsruhe trifft und genießt

Der Aufsteiger steht nach dem Sieg gegen Dortmund auf dem dritten Platz und weiß doch, dass er eigentlich gegen den Abstieg spielt.

„Ihr dürft alles schreiben“, sagte Edmund Becker. „Valencia, Uefa-Cup, alles. Ich geh’ jetzt essen.“ Valencia, das geflügelte Karlsruher Wort, das auf das legendäre 7:0 gegen die Spanier im Uefa-Cup-Halbfinale 1994 verweist, sollte ein kleiner Seitenhieb auf die Schlagzeilen werden, die den Erfolg des Karlsruher SC von 2007 ausschmücken würden. Und es sollte zeigen: In Karlsruhe steht der Trainer mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen, trotz des dritten Tabellenplatzes nach dem 3:1 gegen Borussia Dortmund. Becker legte seine Stirn in Falten und meinte: „Wenn ich sehe, was jetzt alles bei Thomas Doll passiert, dann weiß ich, wir müssen jetzt genießen, was wir haben.“ Becker gab seinen Spielern zwei Tage frei und entschwand, um mit seinem Trainerstab einen gemütlichen Abend in einem Restaurant zu verbringen.

Draußen brüllten aufgebrachte Dortmunder Anhänger unflätige Kommentare, als sich der Mannschaftsbus der Borussia in Bewegung setzte und der Krise daheim entgegenfuhr. Selbst die Karlsruher Neulinge hatten Witze über die Innenverteidigung des BVB gerissen, die in Gestalt der betagten Christian Wörns und Robert Kovac noch schwächer spielte als der Rest des Teams. „Wir haben nicht gedacht, dass sie so viele Räume lassen“, staunte Mario Eggimann, der KSC-Kapitän. Er freute sich über sein zweites Saisontor, das ihn im teaminternen Wettstreit an Maik Franz heranbrachte. Zusammen sind sie mit vier Treffern die treffsicherste Innenverteidigung der Liga.

Nach dem Triumph hielten sich alle Karlsruher an die Maßgabe des Trainers, den Erfolg zu genießen. Als hätten sie sich in Frankfurt keine wilde Prügelei auf dem Spielfeld wegen schlechter Abschläge und zu lascher Ballannahmen geliefert, standen sogar Bradley Carnell und Markus Miller am Samstag einträchtig nebeneinander. „In drei Sekunden war das vergessen“, sagte Carnell.

Wenig scheint den Aufsteiger derzeit aus der Ruhe bringen zu können. „Es wird noch genug Phasen geben, in denen es nicht läuft. Unser Ziel bleibt der Nichtabstieg“, sagte Miller. „Wir haben mit den Neuen unsere Qualität gesteigert und irgendwann gemerkt, dass wir uns nicht verstecken müssen.“ Noch seien die bereits erzielten 15 Punkte „15 Punkte gegen den Abstieg“, sagte Stürmer Sebastian Freis, der sein erstes Bundesligator erzielte. Und auch Manager Rolf Dohmen mahnte zur Gelassenheit: „Klar sind wir spielerisch zwei Klassen besser als letzte Saison, aber wir müssen jetzt ruhig bleiben.“

Dass die Karlsruher so viel besser spielen, ist auch dem kleinen Mann aus dem Spielzentrum zu verdanken. Der Ungar Tamas Hajnal befindet sich in blendender Form und scheint endlich zu beweisen, dass er es in der Bundesliga schaffen kann. So geht es vielen im Karlsruher Kader. Am Ende auch Trainer Edmund Becker. Der wollte eigentlich nicht unbedingt Trainer in der Ersten Liga werden und „wusste gar nicht, ob ich das drauf habe“. Inzwischen hat er es nicht nur sich selbst bewiesen. Auch wenn es bis nach Valencia noch ein weiter Weg ist.

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