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Sport: Bundesliga: Nicht plötzlich und nicht unerwartet

Über Tote, so fordert es der gute Geschmack, solle man nichts Schlechtes sagen. Also: Irgendwie ist es doch schade, dass Premiere nun von uns geschieden ist, obwohl das angeblich noch gar nicht feststeht.

Über Tote, so fordert es der gute Geschmack, solle man nichts Schlechtes sagen. Also: Irgendwie ist es doch schade, dass Premiere nun von uns geschieden ist, obwohl das angeblich noch gar nicht feststeht. Eine Insolvenz, so behauptete gestern am Nachmittag eine Sprecherin des Bezahlfernsehsenders von Leo Kirch stehe nicht zur Diskussion. Kurz zuvor war genau das vermeldet worden. Wie auch immer: Die Lebenserwartung des Senders ist nicht mehr besonders hoch.

Zum Thema Online Spezial: Kirch & Fußballrechte Schwerpunkt: Die Bundesliga nach der Kirch-Pleite Fotostrecke: Pleitewelle - Insolvenzen in Deutschland Der Verlust betrug im vergangenen Jahr knapp eine Milliarde Euro, niedrig ist bei Premiere nur die Abonnentenzahl. Sie stagniert bei 2,4 Millionen. Trotzdem wird die Zahl der Trauernden im Todesfall des Senders weit höher sein. In die Kondolenzbücher werden sich auch all die eintragen, die bei Freunden, Nachbarn, Bekannten oder in der nächstgelegenen Kneipe Samstag für Samstag die Spiele ihres Lieblingsklubs verfolgt haben - ohne selbst zu zahlen, versteht sich. Traurig sind auch die Vereine der Fußball-Bundesliga. Dass sie die Rechte an ihren Spielen für eine Rekordsumme an Kirch veräußern konnten, lag nicht an den Zweitverwertern Sat 1 oder DSF, sondern allein an Premiere. Entsprechend nachgiebig war die Liga, zum Beispiel in Fragen der Spielansetzungen.

Die Fans haben sich zuletzt lautstark gegen das Diktat aus dem Hause Kirch zur Wehr gesetzt. Sie wollten, dass ihre Klubs wie früher samstags um 15.30 Uhr spielen. Vielleicht wird einem das Ganze schon bald als Luxusdiskussion erscheinen. Um den Horror zu vermeiden, wäre mancher Klub wahrscheinlich sogar dazu bereit, Heiligabend um halb fünf anzutreten oder an einem Sonntag, morgens um acht. Wenn nur das Geld weiter flösse...

Angeblich hat die Deutsche Fußball-Liga bereits fertig ausgearbeitete Pläne für ein eigenes Ligafernsehen in der Schublade liegen. Wie das funktionieren soll, kann sich noch niemand richtig vorstellen: Ein Sender nur mit Fußball? Vielleicht kommt auch Berlusconi. Oder Murdoch. Die Liga ist bestimmt vorbereitet. Oder vielleicht doch nicht?

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