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Bundesliga-Rückrunde: Hoffenheim will raus aus dem Mittelmaß

Vor einem Jahr war Hoffenheim das Wunder der Bundesliga – in der Rückrunde muss sich der Klub jetzt neu erfinden.

Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus spricht von gefühlter Champions League. Bei Jan Schindelmeiser klingt es, als habe sich der Klub überhaupt neu erfunden. „Das ist die neue Unternehmenszentrale, das Herz unseres Fußball-Unternehmens“, sagt der Manager der TSG Hoffenheim. Es geht um das neue Trainings- und Klubzentrum in Zuzenhausen bei Hoffenheim. Dort versucht der badische Klub in einem mit 25 Millionen Euro zum modernen Trainingszentrum umgebauten Jagdschloss einen Neuanfang – ein Jahr nach dem steilen Aufstieg, der sensationellen Herbstmeisterschaft und dem Absturz ins Mittelmaß. Hoffenheim reloaded könnte gelingen. „Wir dürfen uns nur nicht mehr ständig mit 2008 vergleichen“, sagt Schindelmeiser vor dem Rückrundenstart der Hoffenheimer heute bei Bayern München (20.15 Uhr, live in der ARD).

Da war doch mal was. Stimmt, als die Hoffenheimer im Dezember 2008 zum ersten Mal in der Münchner Arena antraten, waren sie auf dem Höhepunkt ihrer jungen Erfolgsgeschichte. Der damalige Aufsteiger bot dem Rekordmeister einen begeisternden Kampf, das Spiel, das die Münchner etwas glücklich mit 2:1 für sich entschieden, war das vielleicht beste der ganzen Saison – und es war der Anfang eines kontinuierlichen Abstiegs, der Hoffenheim von der Tabellenspitze nach der Vorrunde bis auf Platz sieben hinabführte. Der frühen Größe eifern sie immer noch nach – auch wenn sie sich jetzt neu erfinden wollen.

So einfach ist es aber nicht, das Gefühl des Erfolgs und den schneidigen Angriffsfußball aus der Vorsaison einfach hinter sich zu lassen. „Diese Abenteuerreise ist zu Ende“, sagt Schindelmeiser. Er spricht von normalen Einflüssen des Profigeschäftes, die dazu geführt hätten, dass der Fokus verloren gegangen sei. Vielleicht ist das ein ganz normaler Prozess. Das erste Jahr sei von „Übertreibungen und Überzeichnungen“ geprägt gewesen, sagt der Manager. „Wir waren ein sehr fragiles und sehr junges Gebilde.“

Der Ist-Zustand besteht aus Appellen von Führungsspielern wie Sejad Salihovic und Josip Simunic, die öffentlich Teamgeist und Gemeinschaftssinn fordern. Begleitet werden sie von mahnenden Worten aus der Führungsetage. „Wenn es klemmt, muss die Mannschaft persönliche Interessen zurückstellen“, sagt Schindelmeiser. „Die Spieler müssen sich stärker in die Gemeinschaft einbringen und Respekt vor den Stärken der Kollegen zeigen sowie Schwächen respektieren.“

Dennoch, Hoffenheim bleibt Hoffenheim. Ziele und Sehnsüchte haben sich nicht wesentlich verändert, dazu gehört auch die Angst vor dem Mittelmaß. Trainer Ralf Rangnick hat aus dieser Angst heraus einen Konflikt mit Dietmar Hopp, dem Geldgeber der TSG, losgetreten. Am Ende bekam er das, was er wollte: mehr Geld für Neuverpflichtungen. Die teuren Zugänge des Sommers – Zuculini, Maicosuel und Simunic – konnten die hohen Erwartungen jedoch nur bedingt erfüllen. Allein Simunic ist Stammspieler.

Wie stabil das Projekt Hoffenheim wirklich ist, wird sich schon in den nächsten Wochen erweisen. Nach den Bayern heißen die Gegner Leverkusen und Schalke. In diesen Spielen soll die Mannschaft zeigen, ob sie sich gegen die Ligaspitze profilieren könne, sagt Schindelmeiser – und dabei die eigene Identität behalten. Man müsse wieder an den Punkt kommen, an dem die Spieler an ihre Grenzen gingen. Da passt die Geschichte ganz gut, die Rangnick dieser Tage erzählt hat. Hoffenheims Trainer wurde durch lauten Jubel aus der Nachbarkabine aufgeschreckt. Als er dem Lärm auf den Grund gehen wollte, saßen seine Spieler nebenan vor dem Fernseher und sahen das Spiel der Nigerianer beim Afrika-Cup gegen Ägypten. Das 1:0 hatte der Hoffenheimer Chinedu Obasi erzielt. Seine Kollegen feierten ihn mit Sprechchören.

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