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 Für die Anhänger vom FC Schalke 04 steht das Credo des „Arbeiter- und Malocherklubs“ noch immer an erster Stelle ihrer Bewertungsskala.

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Bundesliga-Saisonvorschau (13): Schalke 04 will die Fans zurückgewinnen

Am 14. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 53. Saison. Wir testen Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 13: Schalke 04.

Was hat sich verbessert?

Die Schalker Verantwortlichen um Manager Horst Heldt haben den Klub in der Sommerpause auf links gedreht. Alle Spieler müssen sich jetzt an einem Verhaltenskodex orientieren, die neuen Profis müssen im Umkreis von 20 Kilometern von Gelsenkirchen entfernt wohnen und dürfen nicht mehr in Düsseldorf residieren. Auch Heldt hat sich eine Wohnung in der Stadt genommen. Diese Maßnahmen sollen die zuletzt verloren gegangene Identifikation mit dem Klub deutlich steigern. Vor allem aber müssen die Spieler jetzt hart trainieren. Der neue Trainer André Breitenreiter will ein Umdenken der Schalker Profis erwirken. Von einer jahrelang eingeübten und häufig bis zur Selbstverleugnung praktizierten passiven Spielauffassung hin zu aktivem Handeln, Pressing und schnellem Umschaltspiel. Da diese Umsetzung deutlich mehr Laufarbeit erfordert, haben die Spieler in der Vorbereitungsphase ihren körperlichen Aufwand deutlich steigern und die lieb gewonnene Gelsenkirchener Komfortzone abrupt verlassen müssen.

Wer sind die Stars?

Der Star in Schalke soll wieder die Mannschaft werden. Aus einer Ansammlung von zu vielen Ich-AGs in der Vorsaison, die sogar die treuesten Fans mindestens an den Rand der Verzweiflung getragen hat, soll ein neuer Teamgeist erwachsen. Dazu hat Manager Horst Heldt einen radikalen personellen Umbruch in die Wege geleitet und mit Johannes Geis, Franco Di Santo, Junior Caicara und Sascha Riether den Kader deutlich verändert – und dafür bisher 32 Millionen Euro in die Hand genommen. Gerade in der Offensive sollen die Schalker flexibler und weniger leicht ausrechenbar für die Gegner werden. Elf Profis, darunter ehemalige Stammspieler wie Jefferson Farfan oder Christian Fuchs, haben derweil den Klub verlassen.

Wer hat das Sagen?

Der neue Coach André Breitenreiter hat das Zepter sofort in die Hand genommen, wohingegen Manager Heldt seine öffentliche Präsenz zuletzt deutlich reduziert hat. Anders als Vorgänger Roberto Di Matteo hatte Breitenreiter noch keine Veranlassung zu betonen, wer der künftige Hauptverantwortliche für den Zustand des Teams ist. Zugute kommt dem 41-Jährigen, der erst seit rund vier Jahren überhaupt als Trainer arbeitet und von Absteiger SC Paderborn nach Gelsenkirchen gewechselt ist, dass sich Clemens Tönnies seit einigen Wochen nahezu vollständig aus der Öffentlichkeit heraushält. Der Aufsichtsratschef hatte mit seinen Äußerungen und Einschätzungen oft für Verwirrung gesorgt.

Was erwarten die Fans?

Für die Anhänger steht das Credo des „Arbeiter- und Malocherklubs“ noch immer an erster Stelle ihrer Bewertungsskala. Zeigt sich die Mannschaft wieder als eine kompakte Einheit, die künftig nicht an Einzelinteressen, sondern am Teamerfolg interessiert ist, wird sich die zuletzt explosive Stimmung zügig wieder in Begeisterung wandeln. Schalke-Fans neigen dazu, schnell zu vergessen und trotz aller Enttäuschungen wieder eine neue Euphorie zu entwickeln.

Was ist in dieser Saison möglich?

Die Veränderung des Kaders sollte sich positiv auf den Spielstil und auch auf die Ergebnisse auswirken. Die Schalker haben erstmals seit Jahren kein konkretes Saisonziel ausgegeben. Die offizielle Sprachregelung sieht vor, die vielfach verstimmten Fans zurückzugewinnen. Die Zwänge des Klubs bleiben dennoch bestehen, haben sich durch diese Herangehensweise sogar eher noch verstärkt. Der hoch verschuldete Klub gibt weiterhin rund 100 Millionen Euro für seine Lizenzspielerabteilung aus, was ohne Teilnahme an der jüngst verpassten Champions League für ein weiteres Jahr kaum noch zu refinanzieren sein dürfte. Und die Herzen der Anhänger werden den Schalkern wohl auch nicht nur dann wieder zufliegen, weil sie aggressives Pressing spielen wollen. Ein paar Siege mehr als zuletzt sollten es schon sein. Die Perspektive ist aber gut, dass dies gelingen könnte.

Und sonst?

Dass gleich drei wechselwillige Profis den Medizincheck bei anderen Klubs nicht bestehen, hat es in der Bundesliga noch nicht gegeben. Felipe Santana fiel beim 1. FC Köln durch. Sidney Sam in Frankfurt und Kevin-Prince Boateng nach Angaben von Sporting Lissabon bei deren Check. Die Schalker Lösung: Der eigentlich suspendierte Sam darf in Schalke weitermachen. Boateng und Santana müssen weitersuchen, auf dem weltweiten Markt für offenbar schwer vermittelbare Profis.

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