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Platz mit Ausblick: Hertha-Präsident Werner Gegenbauer (r.) verfolgt das Hertha-Training an der Seite von Michael Preetz, Teamleiter Nello di Martino und Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher (v.r.n.l.)

© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (4): Hertha BSC: 123 Jahre Freude, Frust und Trauer

Am 14. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 53. Saison. Wir testen vorab Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 4: Hertha BSC.

Was hat sich verbessert?

Gute Frage. Geblieben ist auf jeden Fall der unerschütterliche Glaube an sich selbst und das eigene Handeln. „Ich werde einen Teufel tun und mich dafür schämen, dass wir erneut unsere Saisonziele erreicht haben“, sagte Manager Michael Preetz auf der Mitgliederversammlung kurz nach Saisonende. Die Anhängerschaft im Saal quittierte die Einschätzung mit Pfiffen. Hatte Hertha BSC den Relegationsplatz nicht gerade nur dank eines um neun Treffer besseren Torverhältnisses umschifft? Besaß der Manager womöglich eine andere, eine exklusive Abschlusstabelle? Egal, der Blick geht jetzt nach vorn. Ihren Kader haben die Berliner jedenfalls mit zwei neuen Leuten und einem Rückkehrer verstärkt, namentlich Mitchell Weiser vom FC Bayern und Vladimir Darida (SC Freiburg) sowie Sami Allagui, der nach Mainz ausgeliehen war. Dummerweise haben sich Weiser (Innenbandriss) und Allagui (Kreuzbandanriss) in der Vorbereitung am Knie verletzt und werden zum Saisonstart fehlen.

Wer sind die Stars?

Unter Berücksichtigung weicher Faktoren (Name, Titel, Gehalt) gibt es nur eine Antwort: Salomon Kalou. Bei den härteren Faktoren (Leistung, Einsatz, Einstellung) hat sich der ivorische Nationalspieler in der letzten Saison allerdings nicht hervorgetan. „Salomon hat genug Vertrauen bekommen, jetzt muss er die Antwort geben“, sagt Trainer Pal Dardai. Angesichts dieser Beobachtung und der Tatsache, dass mit Julian Schieber und Sami Allagui zwei Konkurrenzkämpfer ausfallen, schauen sich die Berliner auf dem Transfermarkt noch nach einem Stürmer um. Im Gespräch ist außerdem ein offensiver Mittelfeldspieler und unter Umständen ein weiterer Innenverteidiger. Vielleicht ist da ja noch ein Star dabei.

Wer hat das Sagen?

Sportlich auf jeden Fall Trainer Pal Dardai. Der Ungar durfte in der Sommerpause einen neuen (ungarischen) Torwarttrainer benennen, dafür musste Richard Golz gehen. Darüber hinaus hat Dardai zwei – zumindest beim Anhang – eher unpopuläre Entscheidungen getroffen und Aufstiegs-Kapitän Peter Niemeyer sowie Stürmer Sandro Wagner aussortiert. „Es wird jetzt alles so sein, wie ich es möchte“, sagte Dardai beim Trainingsauftakt. Ganz so ist es dann aber doch nicht gekommen: Auf eine Fortsetzung seiner Tätigkeit als ungarischer Nationaltrainer wollte sich Manager Michael Preetz partout nicht einlassen, obwohl es sich nur noch um vier Spiele in der EM-Qualifikation gehandelt hätte.

Was erwarten die Fans?

Am 25. Juli 2015, dem 123. Jahrestag der Vereinsgründung, rollten die Berliner Fans ein Plakat aus: „123 Jahre. Freude, Frust, Trauer.“ Irgendwo innerhalb dieses weiten Spektrums liegen die Erwartungen auch vor der Spielzeit 2015/16. Der erfahrungsgemäß eher nörgelige Anhang hat mittlerweile nicht mehr die größten Ansprüche an seinen Klub, dafür waren die letzten Jahre zu unbeständig. Siehe letzte Abschlusstabelle – die offizielle, nicht die vom Manager. Die Erwartungshaltung für den DFB-Pokal hat Coach Dardai im Übrigen mit der Aussage befeuert, er wolle ausnahmsweise mal nicht als Zuschauer beim Endspiel in Berlin dabei sein. Der harte Kern ist wahrscheinlich schon froh, wenn er nach der ersten DFB-Pokalrunde am 10. August in Bielefeld für eine zweite Pokalrunde planen kann.

Was ist in dieser Saison möglich?

Dardai ist ziemlich optimistisch. Wenn alle gesund bleiben und sich an die Vorgaben halten, „holen wir automatisch zehn Punkte mehr“, sagt er. Diese Prognose würden sie im Verein wohl uneingeschränkt unterschreiben, auch wenn das mit der Umstellung des Spielsystems weg vom Sicherheitsdenken der Rückrunde und hin zu mehr Kontrolle und Ballbesitz nicht aufgehen sollte. Wie es um die Konkurrenzfähigkeit des Kaders bestellt ist, wissen sie zwar noch nicht so recht, aber welcher Bundesligist weiß das schon zum jetzigen Zeitpunkt der Vorbereitung? „Die Ergebnisse aus den Testspielen interessieren mich nicht“, sagt Dardai. Im Trainingslager habe er das gesehen, was er sehen wollte.

Und sonst?

Hat der Verein in der Sommerpause ein zentrales Problem gelöst: die Suche nach einem Nachfolger für seinen langjährigen Hauptsponsor, ein Eisenbahnunternehmen. In den nächsten drei Jahren wird nun ein Wettanbieter die Brust des neuen Trikots schmücken, dafür erhält Hertha sechs Millionen Euro pro Saison. In der sogenannten „Sponsoren-Geldrangliste“, einer Erfindung der „Bild“ übrigens, macht Hertha damit einen Sprung von Tabellenplatz zwölf auf Tabellenplatz sieben.

Folge 5: VfB Stuttgart

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