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Bundesliga: Schalke: Anders, aber nicht besser

Nach der Schalker Niederlage in Bochum warfen Fans mit Bierbechern in Richtung Andreas Müller. Der Manager und Trainer Fred Rutten wackeln mehr denn je.

Andreas Müller entfernte sich so rasch wie möglich vom Unfallort. Zwei Reporter sollen ihm noch nachgeeilt sein, sie haben ihn nicht mehr erreicht. Nicht nur das 1:2 in Bochum hatte dem Manager des FC Schalke 04 die Sprache verschlagen. Seit zehn Tagen taucht Müller unter, sobald es darum geht, sich der Öffentlichkeit zu stellen. Angeblich auf eigenen Wunsch, um nach all der Kritik, die auf ihn eingeprasselt ist, eine Interview-Auszeit zu nehmen. So dröhnten im Bochumer Stadion die „Müller raus!“- Rufe von der Fantribüne, ohne dass der Geschmähte ihnen etwas entgegengesetzt hätte. Das überließ er anderen, von denen er offenbar hofft, dass sie weiter zu ihm stehen, mag die von ihm zusammengestellte Mannschaft noch so labil durch das Mittelfeld der Fußball-Bundesliga stolpern; mag diese Mannschaft trotz Kevin Kuranyis Führungstor nicht einmal in der Lage sein, eine Bochumer Verlegenheitself zu schlagen, für die Mimoun Azaouagh und Christoph Dabrowski das Derby noch drehten.

Das Votum für Müller kam am Samstagabend tatsächlich, sogar von höchster Stelle, allerdings ein wenig schwächlich. „Wir treffen keine Entscheidung aus der Hüfte heraus“, sagte Clemens Tönnies, der Vorsitzende des Aufsichtsrates. Aus der Hüfte also will der Machtmensch Tönnies nicht schießen. Aber Schüsse könnten durchaus fallen, besonders wenn es im selben Atemzug heißt: „Ich bin weder mit dem Verlauf der Saison noch mit dem Spiel in Bochum zufrieden.“

Der Manager scheint auf der Kippe zu stehen, zumal mancher Schalker Profi bezweifelt, dass die Mannschaft stark genug ist, die Ansprüche zu erfüllen. „Vielleicht fehlt uns die Qualität, so ein Spiel zu gewinnen“, sagte Kuranyi.

Als Gegenstand der Fankritik hat Müller Gesellschaft bekommen. Der Vorschusslorbeer, der Fred Rutten bei seiner Ankunft umrankte, ist nach Monaten sportlicher Dürre fast verwelkt. Als der niederländische Fußball-Lehrer zum Bus schritt, flogen Bierbecher erzürnter Fans in seine Richtung. Geschäftsführer Peter Peters äußerte Verständnis für den Volkszorn, schloss eine Trennung vom Trainer aber vorerst aus. „Fred Rutten steht nicht zur Disposition. Ich habe von keinem Vorstandsmitglied etwas anderes gehört.“

Rutten wirkte nach dieser schweren Niederlage ein wenig geknickt, aber auch trotzig. Seit Wochen spricht der Trainer von einer Entwicklung, die Zeit brauche. Sie braucht viel mehr Zeit, als alle angenommen haben, die jetzt enttäuscht sind. Rutten räumt ein, die Ergebnisse seien unbefriedigend; es sei ja aber wohl zu sehen, dass die Mannschaft unter seiner Regie „anders Fußball spielt“, behauptet er und fügt mit einem Anflug von Arroganz hinzu: Wer etwas davon verstehe, komme an diesem Befund nicht vorbei.

Ob nun „anders“ oder nicht: Qualität aber hat auch etwas mit Erträgen, letztlich also mit Resultaten zu tun. Den Fan interessiert es wenig, ob seine Mannschaft die Bälle planlos nach vorn schlägt oder mit gepflegtem Flachpass auf Abwege gerät.

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