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Zum Auftakt trifft Bayern auf Wolfsburg.

© dpa

Bundesliga-Start: In der besten Liga der Welt gelten andere Gesetze

Den WM-Titel hätte es gar nicht gebraucht: Das Geschäft Bundesliga funktioniert auch so. Zwar bestimmt auch in Deutschland das Geld, trotzdem bleibt der Fußball hier volkstümlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

An diesem Freitagabend öffnet sich ein Tor zu einer anderen Wirklichkeit. In diese Wirklichkeit kann man flüchten, in ihr leiden, man kann sich einfach in ihr wohlfühlen oder in ihr reich werden. Die Fußball-Bundesliga dreht sich als eigene Welt in der Welt. Sie hat ihre Existenz längst so gefestigt, dass sie den Weltmeistertitel im Sommer gar nicht gebraucht hätte.

Es dürfte daher schnell untergehen, dass es die Saison eins nach dem gewonnenen Finale von Rio ist. Einer der Besten in Brasilien, Toni Kroos, spielt auch gar nicht mehr mit, er ist nach Madrid gewechselt. Einem anderen, Philipp Lahm, ist die Bundesliga genug, er wollte nicht mehr Kapitän der Nationalelf sein. Und ein dritter Finalteilnehmer, Christoph Kramer, hat gerade mit einem bemerkenswerten Satz auf sich aufmerksam gemacht, als er sagte, er fühle sich „in diesem Geschäft manchmal wie in einem modernen Menschenhandel“.

Das war sicher weniger wehleidig und anklagend gedacht, als es sich liest. Fußballprofis sind nicht gemeint, wenn am Samstag der Internationale Gedenktag zur Erinnerung an den Sklavenhandel stattfindet. Kramers Aussage ist eher ein weiterer Beleg dafür, dass es im Berufsfußball, gerade auch in der Bundesliga, anders zugeht als im normalen Leben.

Der Profi mit dem gigantischen Einkommen

Wer im Fußball eine Leistungsgrenze überschreitet, ist nicht mehr nur Sportler, sondern auch Angestellter der Unterhaltungsindustrie. Die meisten Künstler können sich die Bühne nicht aussuchen, auf der sie spielen. Profifußballer wechseln auch keine Vereine mehr, sie werden verkauft von einer Fußballfirma zur anderen und Wörter wie Transfergeschäft und Kaufoption sind mittlerweile Bestandteil des Fußballvokabulars. In riesigen Geldströmen werden die Spieler hin- und hergespült – zwischen Gebilden, die Fans immer noch für Wertegemeinschaften halten, die es zu lieben lohnt. Das ist das schöne Paradoxon des Fußballs.

Ihre Verträge unterschreiben die Spieler zwar selbst und ihr Einkommen nimmt inzwischen gigantische Ausmaße an. Doch auch mit all den Millionen haben Fußballprofis immer noch nicht ihre Würde verkauft – darin liegt der eigentliche Gehalt von Kramers Aussage.

Erschwingliche Eintrittspreise

Dass so viel Geld im Spiel ist, bestimmt jedenfalls die Wahrnehmung auf den Fußball und auch eine aktuelle politische Debatte. Soll der Staat wirklich alleine dafür aufkommen, dass Polizisten in Hundertschaften für die Sicherheit der Stadionbesucher sorgen? Auch diese Szenerie, die sich jedes Wochenende wiederholt, gehört zur Wirklichkeit der Bundesliga. Nur dass vor dieser Saison Politiker erstmals daran zu rütteln versuchten.

In ihrer Welt fühlen sich Fußballfunktionäre so stark, dass sie gleich Gegenmaßnahmen ergriffen und Bremen ein Länderspiel entzogen haben. Sie halten den Schutz des Fußballs für eine hoheitliche Aufgabe. Außerdem nehme der Staat vom Fußball und seinen Stadionbesuchern doch jede Menge Steuern ein. Damit mögen sie recht haben. Doch warum soll sich der Fußball nicht an Kosten beteiligen, nur weil er die Massen begeistern kann?

Die Fans, das wird auch diese Saison zeigen, sind die Verbindung des Fußballs zur Wirklichkeit. Zum Glück hat die Bundesliga diese Verbindung noch nicht gekappt. Es bräuchte bestimmt weniger Polizisten, wenn die Vereine ihre Eintrittspreise auf das Niveau der englischen Premier League anheben würden. Aber hier bleibt der Fußball volkstümlich. Das Stadiontor zur Wirklichkeit Bundesliga steht beinahe jedem offen.

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