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Favres Ziehsohn. Raffael ist einer der beiden Zugänge, von denen man sich in Mönchengladbach neue Impulse für den Angriff erhofft.

© dpa

Bundesliga-Vorschau, Teil 11: Borussia Mönchengladbach: In den Kneipen dieser Welt

Am 9. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 51. Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 11: Borussia Mönchengladbach. Lucien Favre will mit seiner vor allem in der Offensive deutlich verstärkten Mannschaft wieder um die internationalen Plätze spielen.

Was hat sich verbessert?

Die Laune des Trainers, die binnen zwölf Monaten von unter Null in euphorische Höhen geschossen ist. Vor einem Jahr hat Lucien Favre noch den Eindruck erweckt, dass es für ihn eine einzige Zumutung sei, mit einem Kader arbeiten zu müssen, der unter anderem mit Nationalspielern aus Holland (de Jong), Spanien (Dominguez) und der Schweiz (Xhaka) aufgehübscht worden war. In diesem Sommer aber bekommt Borussias Trainer das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht: „Extrem zufrieden“ sei er. Bei einem von Natur aus zurückhaltenden Schweizer kommen solche Aussagen einem verbalen Exzess schon sehr nahe.

Wer sind die Stars?

Die Spieler, denen der positive Effekt auf die Laune des Trainers zu verdanken ist: zum einen Neu-Nationalspieler Max Kruse, 25, über den in Mönchengladbach nicht nur wegen seines Maseratis in einer Leopard-II-Lackierung geredet wird. Zum anderen der Brasilianer Raffael, 28, Favres fußballerischer Ziehsohn. Dass die besondere Beziehung zwischen Trainer und Spieler nicht zu Eifersüchteleien in der Mannschaft führt, hat einen simplen Grund. „Raffael macht Borussia besser“, sagt Kapitän Filip Daems. Die beiden neuen Offensivspieler bringen all das mit, was die Gladbacher (und vor allem Favre) in der vorigen Saison vermisst haben: Esprit, Dynamik, Torgefahr.

Wer hat das Sagen?

Wenn man den Worten von Lucien Favre glaubt, hat er Ende Juni seine Arbeit in Mönchengladbach wieder aufgenommen und sich selbst überraschen lassen, mit welchem Personal er es denn diesmal zu tun hat: Bei den Neuverpflichtungen (neben Kruse und Raffael noch der talentierte Christoph Kramer, 22, aus Bochum) hätten Sportdirektor Max Eberl und die Scoutingabteilung ausgezeichnete Arbeit geleistet, sagte Favre – als hätte er selbst mit der Kaderplanung nicht das Geringste zu tun gehabt. Man kann solche Aussagen getrost als Understatement abtun. Favre besitzt in Gladbach eine stabile Machtposition und wird von seinen Vorgesetzten entsprechend umsorgt. Manager Eberl, der beharrlich und planvoll am Fortkommen der Borussia werkelt, hat in der vergangenen Saison jedenfalls einen erheblichen Teil seiner Arbeitszeit darauf verwenden müssen, die Launen seines Trainers sozialverträglich zu moderieren.

Was erwarten die Fans?

Sie wollen so schnell wie möglich wieder einen Beitrag zur Rettung der Euro-Krisenstaaten leisten – so wie in der vorigen Saison, als die Gladbacher nach 16 Jahren zum ersten Mal wieder im Europapokal dabei waren und ihre Anhänger unter anderem in Nikosia, Marseille und Rom alles getan haben, um die dortige Binnenkonjunktur anzukurbeln („International/International/Wir versaufen unser Geld/In den Kneipen dieser Welt“). Allein in Rom trugen 10 000 selbstlose Borussen dazu bei, den Absatz heimischer Spirituosen in ungeahnte Höhen zu treiben.

Was ist in dieser Saison möglich?

Dass der Wunsch der Fans in Erfüllung geht. Offiziell hat Sportdirektor Eberl zwar „das schöne Ziel Einstelligkeitshattrick“ erfunden, „das Drei-Jahres-Triple auf einem einstelligen Platz“ nach den Rängen 4 und 8. Aber Platz 6, 5, 4, 3, 2 und – nun ja – 1 sind streng genommen auch einstellig. Nicht nur wegen der Verpflichtungen dieses Sommers sollte Borussia besser sein als in der Saison zuvor, auch wegen der Verpflichtungen aus dem Sommer zuvor, die sich nun an die neue Liga gewöhnt haben dürften. Vor allem in der Offensive verfügt Trainer Favre über ausreichend Variationsmöglichkeiten – und deutlich mehr Qualität.

Und sonst?

Könnte noch in diesem Jahr ein Vereinsrekord fallen. In der Vorbereitung hat Mahmoud Dahoud, ein Junge aus Borussias Nachwuchs und gebürtig aus Syrien, auf sich aufmerksam gemacht. Und sollte der 17-Jährige in der Hinrunde zum Einsatz kommen, würde er Marko Marin (18 Jahre und 18 Tage) als jüngsten Debütanten in Mönchengladbachs Bundesligageschichte ablösen.

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