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Die Moderatoren Claus Lufen und Nia Künzer im „Sportschau“-Studio.

© dpa/NDR/Bearbeitung: Tagesspiegel

Start der Bundesliga: Kann sich die Sportschau behaupten?

Die ARD-„Sportschau“ hat ihren Nimbus als Pflichtveranstaltung für Fußballfans längst verloren. Streaming-Services und Pay-TV kosten seit Jahren Zuschauer. Drei Einschätzungen zu ihrer Zukunft.

Die „Sportschau“ am Samstagabend ist das Hochamt jedes Bundesligaspieltags. Und noch immer lockt die ARD-Traditionssendung während der Saison Woche für Woche Millionen Zuschauer vor den Fernseher.

Aber hat sie im Zeitalter von Streaming-Services und Pay-TV noch eine Zukunft? Drei Tagesspiegel-Redakteure geben ihre Einschätzung dazu ab. Alle Folge der Serie „3 auf 1“ lesen Sie hier.


Die Fans sagen der „Sportschau“ Adieu

„Eines haben alle Fans gemeinsam“: die Bundesliga-„Sportschau“. Was die ARD auf ihren Werbeplakaten beschwört, ist die Vergangenheit der Traditionssendung. Die Sendung leidet schon seit Jahren unter Zuschauerschwund. Schalteten in der Saison 2021/22 durchschnittlich noch 3,9 Zuschauerinnen und Zuschauer ein, so waren es in der vergangenen Spielzeit nurmehr 3,6 Millionen.

Die Gründe liegen auf der Hand: Ein Spieltag zieht sich mittlerweile von Freitag bis Sonntag, die Liga achtet sehr darauf, dass ihre größten Finanziers, die Streaming-Plattformen Dazn und Sky, nicht die unattraktivsten, sondern die attraktivsten Partien live und exklusiv übertragen können.

Begegnungen mit dem FC Bayern werden regelmäßig am Samstag als „Top-Spiel“ ab 18 Uhr 30 beim Pay-TV Sky gezeigt – also zur besten „Sportschau“-Sendezeit. Das frühere Spieltags-Zentrum am Samstag um 15 Uhr 30 ist ausgezehrt, was die „Sportschau“, die nur die Nachmittagsspiele zusammenfassen kann, in gleichem Maße auszehrt. Jeder Spieltag ist zum mehrtägigen Event, die Bundesliga zum Live-Sport im Bewegtbild-Medium geworden. Die Fans reagieren und sagen der „Sportschau“ adieu.


90 Minuten Bundesliga? Meistens eine Tortur!

Man kann nicht behaupten, dass es immer wahnsinnig aufregend wäre, die Fußball-Bundesliga zu schauen. Okay, der letzte Spieltag der vergangenen Saison war hochdramatisch, weil beinahe Borussia Dortmund triumphiert hätte. Aber dann schossen die Bayern in der 89. Minute ein Tor und wurden Meister, zum elften Mal nacheinander.

Bis heute ist der Tonfall der Kommentatoren angenehm nüchtern geblieben. Ein Gurkenspiel wird dort garantiert nicht als Topbegegnung verkauft.

Kulturredakteur Christian Schröder liebt die Sportschau.

Herausragende Spiele sind in der Bundesliga die Ausnahme, die meisten Vereine verfügen nur über einen technisch und spielerisch limitierten Kader. Mit den Aufsteigern Darmstadt und Heidenheim wird das gewiss nicht besser.

Eine Partie 90 Minuten lang zu verfolgen, kann zur Tortur werden. Deshalb finde ich den Live-Fußball von Sky oder Dazn wenig attraktiv, zumal deren Abos immer teurer werden. Mir reicht die ARD-„Sportschau“ mit ihren fünf- bis sechsminütigen Spielzusammenfassungen. Die Sendung gucke ich seit 40 Jahren, ich bin mit Heribert Faßbenders „Guten Abend allerseits“ groß geworden. Bis heute ist der Tonfall der Kommentatoren angenehm nüchtern geblieben. Ein Gurkenspiel wird dort garantiert nicht als Topbegegnung verkauft.


Die „Sportschau“ ist für viele nicht erstklassige Klubs ein Segen

Mag sein, dass die Quoten weiter sinken und das Kulturgut „Sportschau“ diesen Beinamen nicht mehr verdient. Wichtig für den Fußball wird sie allemal bleiben. Vor allem für die kleinen Klubs, für die SC Verls und Wehen Wiesbadens dieser Welt, die anders als der FC Bayern München schwer um Sichtbarkeit kämpfen müssen. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander.

Irrsinnige Transfersummen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in den Niederungen des Profifußballs hierzulande finanziell nicht zum Besten steht. Die „Sportschau“ hat ihre Berechtigung, weil sie allen drei Top-Ligen des deutschen Fußballs sowie den besten Frauen Sendeplatz einräumt – und vor allem: es fast kostenfrei tut.

Abgesehen davon ist beim Blick auf die Zahlen zwar ein Rückgang erkennbar, aber die Sendung findet noch immer Millionen Zuschauer. Die Sportschau ist vielleicht nicht mehr so groß wie sie einmal war und wird es wohl auch nicht mehr werden. Am Ende ist sie aber noch lange nicht. Für viele Klubs ist das ein Segen.

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