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Freude am Training. Die war den Spielern unter Magath vergangen. Foto: dapd

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Bundesligisten im Test (5): Schalke 04: Es darf wieder gelacht werden

Nach Felix Magath soll bei Schalke 04 mal wieder ein Neuanfang gelingen: mit Rangnick, Raul und Kegelabend.

Am 5. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre neue Saison. In unserer Serie testen wir täglich Stärken, Schwächen und Marotten der Vereine. Heute: FC Schalke 04.

Was hat sich verbessert?

Die meisten Spieler und Verantwortlichen des Klubs werden sagen: nach Magath alles. Dafür spricht nicht nur, dass in diesem Sommer so viele Spieler weggeschickt wurden. Auch die Stimmung hat sich deutlich gebessert: Auf dem Trainingsplatz darf wieder gelacht werden, daneben darf Manager Horst Heldt wieder rauchen – Magath hatte ihm das verboten. Hätte er mal bei Rudi Assauer versuchen sollen. Clemens Tönnies trat bei der Jahreshauptversammlung nach: Durch Magath habe es einen „Riss durch den Verein gegeben. Das darf nie wieder vorkommen.“ Nichts Neues, bei Schalker Versammlungen ist noch häufiger die Rede von einem Neubeginn als bei Sonderparteitagen der FDP.

Wer sind die Stars?

Nach Neuers Wechsel zu Bayern beantwortete sich die Frage nach der neuen Identifikationsfigur relativ schnell: Benedikt Höwedes ist der Leistungsträger, der Neu-Nationalspieler stammt aus der Gegend und wurde zum Kapitän ernannt. Daneben wird in der Kurve zwei Spielern besondere Huldigung zuteil. Mit dem Hit von KC and the Sunshine Band „Give it up“ wird Kyriakos Papadopoulos besungen und die Wertschätzung für Raul spiegelt sich im Chant wider: „Keine Schale in der Hand, keine Kohle auf der Bank, sch..egal, wir haben Raul.“

Wer hat das Sagen im Verein?

Zunächst einmal nicht mehr eine Person (siehe oben), was viele ganz toll finden, aber auch eine Kehrseite hat. Der Aufsichtsratschef und Fleischfabrikant Clemens Tönnies ist der starke Mann im Verein, doch hat er mit Trainer Ralf Rangnick jemanden um sich, der laut Rudi Assauer selbst regeln will, wie der Busfahrer den Wagen zu lenken habe. Dass Tönnies „eine Standleitung zum Boulevard“ hat, ist kein Geheimnis – und so legte er zum Transfer mit Jens Lehmann bereits öffentlich sein Veto ein, als der Trainer den Gedanken noch gar nicht zu Ende gedacht hatte. Den großen Zoff vermeiden soll Manager Horst Heldt, der als großer Hoffnungsträger gilt.

Wie steht es um die Finanzen?

In Schalke wirtschaftet man seit Jahren nach dem Motto: „Erst mit Champagner gurgeln und dann mit Coupons bezahlen.“ Schalke drücken Schulden – vom Verein heißt es: Verbindlichkeiten – in dreistelliger Millionenhöhe. Der Verein ist das Griechenland der Liga, die Stadt Gelsenkirchen spannte des Öfteren den Rettungsschirm. In dieser Saison hieß es, man setze auf wirtschaftliche Konsolidierung – wie in jedem Jahr. Rangnick ärgerte sich, dass ihm diese finanziellen Einschränkungen bei Spielertransfers nicht bekannt gewesen seien. Genau auf diese Art hatte sich Magath zu Beginn seiner Amtszeit geäußert.

Was erwarten die Fans?

Spötter sagen, Schalkes Fans erwarten wie in jedem Jahr die Meisterschaft, würden sich aber auch freuen, wenn es zu mehr reicht. In Wirklichkeit ist Platz fünf das erklärte Ziel und viel wichtiger der von Willy Brandt bekannte Leitfaden: „Mehr Demokratie wagen.“ Magath hatte den Anhängern beinahe das Mitspracherecht entzogen, was in Schalke in etwa so ist, als würde der britische Premierminister David Cameron den Buckingham Palace verpfänden. Jetzt will sich der Klub anders präsentieren: Es gab ein Spiel gegen eine Bergbauauswahl und einen Kegelabend mit den Fans. In den Siebzigern ließ Schalke-Trainer Rudi Gutendorf seine Spieler im Morgengrauen vor einer Zeche antreten – es ist eine Frage der Zeit, bis Rangnick es ihm gleichtut.

Was ist in dieser Saison möglich?

Die Offensive ist das Prunkstück: Raul, Huntelaar, Holtby, Farfan und Draxler gehören zur gehobenen Bundesliga-Klasse. Die jahrelang vakante linke Abwehrseite wurde mit Christian Fuchs gut besetzt. Entscheidend wird sein, ob der Spanier Jose Manuel Jurado im Mittelfeld sein großes Potenzial abrufen (wenn er nicht vorher verkauft wird) und Torhüter Ralf Fährmann nach der Ära Neuer ein guter Rückhalt sein kann. Rangnick wird Forechecking spielen lassen, doch von der Balance zwischen Abwehr und Angriff hängt viel ab. Es soll Experten geben, die darauf wetten, dass Schalke unter den ersten drei landet. Realistischer ist Platz fünf – zunächst einmal.

Und sonst?

Albert Streit, in Schalke besser bekannt als „Florida-Rolf“, geht in sein letztes Vertragsjahr. Ein Abschiedsspiel wird es wohl nicht geben.

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