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Sport: Champ-Car-Serie: Eine amerikanische Familie

Joseph F. Heitzler spricht leise und konzentriert.

Joseph F. Heitzler spricht leise und konzentriert. Auf eine kurze Frage gibt der Amerikaner eine lange Antwort, so, als wolle er sich etwas von der Seele reden. "Ja, wenn ich allein vom Herzen her hätte entscheiden müssen", sagt er, "wäre es zu keiner anderen Lösung gekommen. Der Beschluss, trotz der schrecklichen Ereignisse die Champ-Car-Serie auf dem EuroSpeedway zu starten, war allein eine Sache des Herzens." Als Präsident der Cart-Organisation, die auch für die "German 500" in der Lausitz verantwortlich ist, sei es ihm wichtig gewesen, ein Zeichen zu setzen. Ein anderes, als viele erwartet haben. "Nein, eine Absage des ersten Rennens in Europa wäre ein völlig falsches Zeichen. Wir hatten Kontakt mit unserer Botschaft, ebenso mit den wichtigsten Sportverbänden in den USA wie NBA, NHL, NFL oder PGA, und wir wurden von allen Seiten bestärkt, uns nicht vom Terrorismus in die Knie zwingen zu lassen", sagt Heitzler, der im Dezember als Mann von CBS Sports das Amt des Präsidenten übernahm.

Und dann berichtet er, welche Meinung dazu in den Teams vorherrscht. Zwar sind nur fünf Fahrer im Cart-Feld aus den USA, aber die meisten Mechaniker kommen daher, und auch fast alle anderen Piloten haben einen Zweitwohnsitz in den Vereinigten Staaten. Während die Fahrer öffentlich am liebsten nicht mehr über ihre Gefühle nach den Ereignissen in ihrer Heimat reden wollen (Bryan Herta aus Kalifornien: "Solange es nichts Sportliches zu berichten gibt, möchte ich nichts mehr sagen"), gibt es intern einen regen Meinungsaustausch zu diesem Thema.

"Wir sind eine Familie, mit etwa 1500 Amerikanern die größte, die sich derzeit im Ausland aufhält", erzählt Heitzler. "Natürlich gab es anfangs Fragen, ob unsere Sicherheit gefährdet sein könnte. Aber wir alle spüren die Solidarität der Deutschen. Das hilft uns." Und dann wiederholt er: "Wir lassen uns durch den Terrorismus nicht beeinflussen. Das entspricht nicht der amerikanischen Philosophie." Davon hat sich auch Michael Andretti leiten lassen, der am Freitagmorgen als letzter Fahrer angereist ist. Andretti, einst Formel-1-Pilot und mit 41 Champ-Car-Siegen Rekordhalter der Cart-Serie, hatte auf Grund des Flugverbots nach der Terror-Tragödie nicht eher das Land verlassen können. Andretti, der große Cart-Star ist nun da, auch das ist Heitzler wichtig.

Eine Garantie, dass tatsächlich gefahren wird, kann dennoch niemand geben. Im Gegensatz zur Formel 1 werden in der Champ-Car-Serie die Rennen bei Regen nicht gestartet. Für den Fall, dass am Wochenende auf Grund von Niederschlägen keine Rennen möglich sind, hat der Veranstalter in London eine Versicherung über knapp 900 000 Mark abgeschlossen. Die Kosten für die Europa-Premiere der Cart-Serie sollen sich auf etwa zwölf Millionen Mark belaufen. Dass bei einer Absage der Pleitegeier über dem EuroSpeedway kreisen würde, weil keine Versicherung einen Rennausfall wegen höherer Gewalt begleichen würde, das weist Joseph F. Heitzler als Motiv für das Festhalten am Rennen zurück. "Das stand für uns nicht im Vordergrund", sagt er.

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