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Champions League: Bayern München: Jeden Tag ein neues Problem

Bayern Münchens Stürmer Luca Toni forciert vor dem drohenden Aus in der Champions League seinen Abgang.

Krise hin oder her, Louis van Gaal fremdelt nicht mehr. Zur Pressekonferenz vor der von allen Beteiligten als „Endspiel“ apostrophierten Champions-League-Partie gegen Maccabi Haifa (20.45 Uhr, live bei SAT 1) trat der Niederländer mit einem sehr bayerischen „Servus“ vor die Reporter. Zwar ist er im Presseraum des FC Bayern immer noch genauso weit entfernt von den Berichterstattern wie bei seinem ersten Auftritt dort vor knapp fünf Monaten, doch scheint er die Distanz verringern zu wollen. Er wirkt, als suche er Nähe vor dem Spiel, nach dem die Münchner aus der Champions ausgeschieden sein können, wenn sie nicht gewinnen. Zudem darf Juventus Turin nicht bei Girondins Bordeaux siegen.

Und als ob die Lage für van Gaal nicht schon schwierig genug wäre, tut sich fast jeden Tag ein weiterer Graben auf. Diesmal ist es die italienische Untiefe namens Luca Toni. Nach Stadionflucht und Trainerschelte auf seiner Homepage polterte der Weltmeister diesmal via Zeitung und TV. Der italienischen Sportzeitung „Gazzetta dello Sport“ sagte er: „Ich würde gerne nach Italien zurückkehren, um die Tore zu schießen, die mich in die Nationalmannschaft zurückbringen. Von den derzeit aktiven Stürmern bin ich immer noch derjenige, der die meisten Tore in der Nationalelf geschossen hat.“ Und dem Fernsehsender „Rai“ sprach er in die Kamera: „Seit vier Monaten habe ich Probleme mit ihm. Alles hat seine Grenzen. Unser Verhältnis ist so gut wie am Ende.“

Spätestens nach diesen Worten ist nichts mehr zwischen van Gaal und Toni zu kitten. Unwahrscheinlich, dass der Italiener noch mal im Bayern-Trikot zu sehen sein wird. Am Tag zuvor hatte Manager Uli Hoeneß im Bayerischen Fernsehen noch gemeint, man könne ja nun nicht sagen, „lieber Luca, jetzt haben wir den Mario Gomez, jetzt schleich dich nach Italien“. Van Gaal sagt zum Thema Toni nur: „Er muss sein Verhalten ändern, und das warten wir ab.“

Natürlich sei er angesichts der prekären Lage auch als Psychologe gefragt – kein Problem, sagt Louis van Gaal: „Ich bin immer Psychologe gewesen. Das ist ein Teil des Trainerjobs.“ Wie er diesen Teil bislang absolvierte, darüber dürften die Meinungen auseinandergehen. Man denke nur an seinen Umgang mit Mario Gomez, Luca Toni, Franck Ribéry oder Michael Rensing.

Van Gaal richtet seinen Fokus wie gewohnt auf das nächste Spiel, hat aber erkannt, dass es bei Bayern auch andere wichtige Termine gibt: zum Beispiel eine Hauptversammlung. Entgegen der ursprünglichen Ankündigung des Vereins werden Trainer und Mannschaft nun doch am Freitagabend vor der Reise nach Hannover zur Jahreshauptversammlung erscheinen, wenn sich womöglich der Unmut der Fan-Basis lautstark Bahn bricht.

Franz Beckenbauer, der bei der Hauptversammlung ins Ehrenpräsidentenamt verabschiedet wird, gab schon mal einen Vorgeschmack auf das, was in den nächsten Wochen passieren könnte: „Sollte man in der Champions League ausscheiden, wird man in der Winterpause analysieren, wie es weitergeht. Und dann wird man eine Lösung finden. Wenn der Vorstand anfängt, am Trainer zu zweifeln, dann bricht alles zusammen.“

Immerhin gab es aber auch eine gute Nachricht für van Gaal: so etwas wie Rückendeckung vom Manager. Uli Hoeneß sagte: „Wir haben das Thema einer Entlassung van Gaals intern nicht diskutiert. Wir haben mit dem Trainer gemeinsam die Situation analysiert, ihm unsere volle Unterstützung zugesichert und werden gemeinsam in aller Ruhe versuchen, die Probleme zu lösen.“

Entsprechend entspannt verabschiedete van Gaal sich von den Reportern: „Viel Spaß beim Spiel!“

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