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Ronaldo

© AFP

Champions League: Cristiano Ronaldo verschenkt den Sieg

Der Star von Manchester United verschießt beim 0:0 in Barcelona einen Elfmeter.

Die Metapher bot sich einfach an. Am 23. April feiert Katalonien Sant Jordi, seinen Schutzpatron: den heiligen Georg. Und was lag da näher als aus Manchester United einen feuerspuckenden Drachen zu machen und aus dem FC Barcelona den mutigen Drachentöter? Auf dieses Bild wollte keine der spanischen Zeitungen verzichten, jede dichtete auf ihre Weise die Legende vom heiligen Georg zur Fußballparabel um. Und für ihre Bereitschaft zum blinden Glauben wurden die 95 549 Zuschauer im voll besetzten Camp Nou zumindest nicht enttäuscht: Schon seit Monaten hatte man das Publikum nicht mehr so frenetisch feiern und jubeln hören. Trotz der Anfeuerung kam der FC Barcelona nur zu einem 0:0 gegen Manchester, das damit die bessere Ausgangslage für das Rückspiel am kommenden Dienstag hat.

Barca zeigte sich so offensivstark wie in der Liga schon lange nicht mehr, dort hat sich der Abstand zu Tabellenführer Real Madrid auf so gut wie uneinholbare elf Punkte vergrößert. Mit einer Spitze aus Samuel Eto’o, Lionel Messi und Andres Iniesta hatte Trainer Frank Rijkaard auf Schnelligkeit und Erfahrung gesetzt; Sir Alex Ferguson konterte mit einem von Cristiano Ronaldo und Wayne Rooney flankierten Carlos Tevez. Ausgerechnet Ronaldo, Uniteds Sunnyboy und mit sieben Treffern der beste Torschütze dieser Champions-League-Saison, vergab in der dritten Minute einen wegen Handspiels von Milito gewährten Elfmeter; Ronaldo setzte den Ball hoch neben den rechten Pfosten. Am Vortag hatte der Portugiese beim Training deutlich gemacht, wie er den Ausflug in Mittelmeergefilde angehen wollte: entspannt. Kaum im Stadion hatte er sich das einzige Fleckchen, auf das noch die Nachmittagssonne schien, gesucht, sich auf den Rasen gelegt und ein Sonnenbad genommen – vielleicht war das eine zu laxe Haltung.

Ronaldos verschossener Elfmeter war für die zu Beginn eingeschüchterten Katalanen ein mutmachendes Signal. Barca zog in der ersten Halbzeit den Kreis eng um United; Deco, Messi und Xavi attackierten die Engländer früh, Eto’o scheiterte mit etwas zu artistisch geplanten Schüssen. Der Stürmer hätte auch zu Beginn der zweiten Hälfte innerhalb von zwei Minuten zweimal den Führungstreffer für Barca erzielen können, ihm fehlte jedoch die Genauigkeit. Xavis Schuss nach rund einer Stunde flog Manchesters Torwart Edwin van der Sar in die Arme. Kurz danach musste der eben erst von seinem Muskelfaserriss genesene Argentinier Lionel Messi vom Feld. Mit dem für ihn eingewechselten erst 17-jährigen Bojan Krkic setzte Frank Rijkaard auf das zweite Ausnahmetalent aus den eigenen Reihen. In einer tempo-und chancenreichen letzten halben Stunde konnte Krkic im gegnerischen Strafraum zwar einige seiner Kunststücke zeigen – aber keines, das zum Erfolg führte.

Für Manchester war die Rückkehr ins Camp Nou, jenes Stadion, in dem sie 1999 den zweiten Europapokal ihrer Geschichte gewannen, komplizierter als gedacht. Damals hatten sie in den letzten drei Minuten das Spiel gedreht und den Bayern den schon sicher geglaubten Europapokal entrissen. Gestern gelang es ihnen nicht, Barca auszuspielen. Zu passiv waren die Engländer, die Katalanen hatten 65 Prozent Ballbesitz.

Auch wenn dabei kein Tor heraussprang: Sant Jordi hat Barcelona zumindest in seinem Windschatten reiten lassen und ihnen neues Selbstvertrauen eingehaucht.

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