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Rutsch ins Glück. Durch den 3:0-Sieg über Olympique Lyon haben sich Atsuto Uchida (links) und die anderen Schalker vorzeitig für das Achtelfinale der Champions League qualifiziert.

© AFP

Champions League: Die Schalker können auch anders

In der Champions League zeigt Schalkes neu formierte Mannschaft erstmals, welches Potenzial sie wirklich hat. Nur zwei Gegentreffer ließ Schalke bisher in der Königsklasse zu.

Am Ende surften die Fans des FC Schalke 04 auf einer Woge der Glückseligkeit. Passend zum Anlass stimmten sie nach langer Zeit wieder ihr altes Lied an, mit dem sie einst die „Eurofighter“ besungen hatten, die vor mehr dreizehn Jahren den Uefa-Pokal gewannen. „Wir schlugen Roda, wir schlugen Trabzon, wir schlugen Brügge sowieso, Valencia, Teneriffa, Inter Mailand, das war die Show.“ Diesmal hatte ihre Lieblingsmannschaft gerade Olympique Lyon geschlagen, eine Etage höher in der Champions League, und es waren keine spielerisch limitierten „Fighter“ wie einst, sondern clevere Kicker, die vor Spielfreude strotzten, ohne aus Sinn für Kunst ihre Sicherheitsinteressen zu vernachlässigen.

In der ersten Hälfte zeigten die Schalker des noch nicht ausgereiften Jahrgangs 2010 das Beste, was in dieser Saison wettbewerbsübergreifend von ihnen zu sehen war. Im zweiten Durchgang wich die Leidenschaft der Vernunft, als wollten sie sagen: Wir können auch anders, ohne dabei den Erfolg aufs Spiel zu setzen, der mit 3:0 überaus deutlich ausfiel.

Felix Magath, der Trainer des FC Schalke, freute sich nicht nur über den spielerischen Aufschwung; er maß diesem Sieg auch einen wertvollen Nebeneffekt bei, der ähnlich bedeutsam sein könnte wie der Einzug in die K.o.-Runde. Magath hofft den Wendepunkt erreicht zu haben. Auch ihn habe die lange Durststrecke in der Bundesliga belastet, sagt er. Wenn die Erfolgserlebnisse fehlten, kämen irgendwann Zweifel auf. „Dann fragen sich auch die Spieler, ob das alles so richtig ist.“ Deren Antwort deutete zumindest darauf hin, dass nicht alles falsch war; dass Magaths Plan, wenn auch zeitversetzt, aufgehen könnte.

Der Sieg über Lyon bedeutet nicht nur den Sprung ins Achtelfinale und auf den ersten Platz der Gruppe, den Schalke am 7. Dezember bei Benfica Lissabon behaupten will, um im Achtelfinale mit einem Auswärtsspiel beginnen zu können. Der klare Sieg über einen renommierten Widersacher wirft auch eine Frage auf, die über diesen Gala-Abend hinausreicht: Wächst in Schalke etwas zusammen, was vielleicht doch zusammengehört? Erstmals hat die neu formierte Mannschaft einen Eindruck von dem vermittelt, was in ihr steckt – nicht gegen harmlose Bundesligavereine wie St. Pauli oder Bremen, die sich zuletzt als Aufbaugegner zur Verfügung gestellt hatten, sondern gegen Lyon, eine seit Jahren in der Champions League etablierte Fußballgröße, die in der vergangenen Saison bis ins Halbfinale gekommen war.

Dass Ausnahmespieler wie Raul oder die beiden Torschützen Jefferson Farfan und Klaas-Jan Huntelaar, der zweimal traf, ihre Klasse früher oder später ausspielen würden, kommt letztlich nicht überraschend, die Umgestaltung der Abwehr aber schien Schalke nachhaltig geschwächt zu haben. Doch das deutsch-japanische Verteidigungsbündnis hat sich eingespielt und bleibt immer häufiger ohne Gegentor. In der Champions League ließ Schalke in fünf Partien nur insgesamt zwei Gegentreffer zu. Die Viererkette gesundet von innen nach außen. Erst hatten sich Christoph Metzelder und Benedikt Höwedes im Zentrum stabilisiert, mit ihnen gewannen auch Atsuto Uchida und Lukas Schmitz auf den Außenpositionen an Widerstandskraft. Torhüter Manuel Neuer sieht inzwischen „durchaus Parallelen zu der Abwehr, die wir mal hatten“. Es war, zu Bordons und Westermanns Zeiten, die beste der Bundesliga.

In der Defensive gestärkt, im Angriff auf hohem Niveau konkurrenzfähig, da stellt sich die Frage: Wohin führt der Weg die Schalker, die in der Bundesliga hinterherhinken, auf der europäischen Partymeile noch? Magath nahm „die gute Entwicklung der Mannschaft in den letzten Wochen“ zum Anlass, ihr nochmals Selbstvertrauen einzuflößen und zugleich auf Zeit zu spielen: „Ich weiß nicht, ob wir schon so weit sind, dass wir Real Madrid oder den FC Barcelona schlagen können. Aber bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit.“

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